Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 2.1900

DOI Artikel:
Preisbewerbungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II, 4 DIE GARTENKUNSt • 63

in den Lagenplan eingetragen werden. Die herrlichen
Buchenbestände im Waldpark „Volkswohl" mufsten z. T.
speziell verzeichnet sein, ebenso die alten mächtigen
Bäume im Fischhausterrain. Weiter mangeln Angaben
über die auf das Areal zuführenden Strafsen, für die An-
schlüsse nach der Dresdener Haide hin. Diese sind doch
wichtig für die Verbindungen mit dem Park und mitbe-
stimmend für die Wege darin.

Notwendig ist auch eine orientierende Skizze über die
Lage des Terrains zur Stadt E>resden und seiner nächsten
Umgebung mit den Sehlinien für die wichtigsten Aussichts-
punkte, die sich in dem bewaldeten Terrain so ohne
weiteres nicht ergeben.

Was soll es aber heifsen, wenn bei 3 Preisen: —
1. Preis 1000 Mark, 2. Preis 500 Mark, 3. Preis 300 Mark
— die Ausstellungsleitung sich vorbehält, noch weitere
Arbeiten zum Preise von 500 Mark anzukaufen. Man
sollte doch voraussetzen, dafs die ersten 3 Pläne die besten
Lösungen weisen, dann können aber weitere Erwerbungen
doch nicht höher als der 3. Preis ist, bezahlt werden.

Unverständlich ist es auch, wie für diese komplizierte
Arbeit nur ein Plan gefordert werden kann. Wie soll
darauf eigentlich die Darstellung der Anlage erfolgen?

Augenscheinlich hat man sich die Frage nicht vor-
gelegt, was an Zeichnungen zu dem Projekt zu liefern ist,
um dasselbe verständlich und zur Beurteilung und Aus-
führung fähig zu machen.

Es gehören zu dem Plan, also dem Grundplan, doch
die verschiedensten Spezialpläne mittelst deren allein das
Projekt im ganzen, wie in den einzelnen Partien nach-
gewiesen werden kann. Es war deshalb notwendig, mit
einer, jeden Zweifel ausschliefsenden Bestimmtheit anzu-
geben, welche Pläne, Detailzeichnungen und schriftliche
Erläuterungen von dem Bewerber verlangt werden.

Auch die annähernde Kostensumme, welche zur Ver-
fügung steht, mufste aufgenommen werden, um von vorn-
herein den Bewerbern einen Mafsstab für das Projekt zu
liefern.

Fehlt somit für das Preisausschreiben alles, was zu
seiner Ausführung gehört, so sind die Grundsätze, welche
als Richtschnur für das Projekt dienen sollen, nicht minder
dürftig. In breitester Form enthalten sie nebensächliche
oder sich von selbst verstehende Dinge, während die
wichtigsten Anhaltspunkte fehlen. Auch Forderungen,
welche gar nicht zum Programm gehören, werden gestellt,
z. B. Punkt 11: „Es wird dem Gartenkünstler die
Bedingung gestellt, die Aborte so einzurichten, dafs die
festen von den flüssigen Massen getrennt bleiben". Wenn
es nicht schwarz auf weifs im Programm stünde, würde die
Aufstellung eines solchen Punktes wohl kaum für möglich
gehalten werden. Solche Forderungen können mir den
Eindruck bestärken, dafs das Programm ein Verlegenheits-
programm ist, diktiert von der Unkenntnis über den
Gegenstand.

Zu 1. Hier wird verlangt, „das Nadelholz zu schonen
und nur soweit zu öffnen, wie es die Wege bedingen."
Wo in aller Welt liegt denn das Nadelholz ? schweigt sich
doch der Lagenplan vollständig darüber aus. Oder wird

dem Bewerber etwa zugemutet, sich diese und alle anderen
fehlenden Aufnahmen selber zu verschaffen? Es mufs dies
fast angenommen werden.

2. „Die Aussichtspunkte müssen jedermann zugäng-
lich sein, auch wenn sie in unmittelbarem Zusammen-
hange mit der Restauration angelegt werden." Da die
Angaben über die Aussichtslinien fehlen, wird auch der
Bewerber nicht wissen, wo die Aussichtspunkte anzu-
bringen, sind. Aus einem Walde kann man nie hinaus-
sehen, ohne die Bäume niederzulegen, das mufste die
Programmberatung berücksichtigen. — Als selbstverständ-
lich ist wohl die Forderung zu betrachten, dafs da, wohin
Aussichtspunkte gelegt werden, diese auch zugänglich zu
machen sind, sonst haben sie keinen Wert und sind über-
flüssig.

3. „Der Park soll als Erholungsstätte für alle
Bevölkerungsklassen, nicht aber zu lärmenden Vereinigungen
und zu grofsen Versammlungen im Freien dienen." —
Was hat das mit dem Programm zu thun? Dies schliefst
doch lediglich eine Verordnung ein, welche die Stadt-
gemeinde später für den Park zu erlassen haben dürfte.

Vollständig illusorisch wird diese Forderung aber durch
No. 5 und 8 gemacht, nämlich No. 5: „Es ist auf die
Anlegung von .... Turn- und Spielplätzen Bedacht zu
nehmen;" und in No. 8 „Zur Abhaltung von Volksfesten
sind vor den Restaurationsgebäuden oder in unmittelbarer
Nähe derselben Wiesenflächen, umrahmt von Gehölzen,
vorzusehen." Hierin wird die Anlegung von grofsen Plätzen
für die Abhaltung von Volksfesten also verlangt. Das sind
doch gewifs Ansammlungen grofser Menschenmassen, die
auch nicht wenig Lärm verursachen!

4. „Nach Befinden ist eine den König Albert-Park mit
dem „weifsen Hirsch" auf dem kürzesten Wege verbindende
Fahrstrafse vorzusehen." Hier kann man auch sagen:
Die Forderung seh ich wohl, doch wo liegt der „weifse
Hirsch"? Im Thal oder auf der Höh, im Osten oder
Westen, im Norden oder Süden vom Park?

Diese Unzulänglichkeit im Programm zeigt sich auch in
7. „Wo das Gestein zu Tage tritt, kann ein Stein-
bruch angelegt werden". Die Angabe, wo dies geschieht,
ist aber unentbehrlich und von besonderer Wichtigkeit,
kommen doch hier neben der künstlerischen Behandlung
und Ausgestaltung noch sehr wesentliche Kosten in Frage.
Wie soll ohne Kenntnis der Gesteinslagen das Projekt auf-
gestellt werden?

Demzufolge ist auch

10. „. . . . Dieser Wirtschaftsplatz ist mit dem ev. an-
zulegenden Steinbruche .... durch einen Fahrweg zu
verbinden" gar nicht zu lösen, jedenfalls nicht zutreffend.

Es heifst in derselben No. 10 dann weiter: „Es ist auf
die Anlegung eines Wirtschaftshofes Bedacht zu nehmen,
der von den Zufahrtsstrafsen aus bequem zu erreichen

ist....." Von wo kommen denn diese Zufahrtsstrafsen,

um daran anschliefsen zu können? aus dem Plan ist nichts
ersichtlich. Und weshalb dieser unbestimmte Ausdruck
„Strafsen"! Sollte es sich in dem Terrain wirklich um die
Anlage vieler Fahrwege handeln? Dies ist wohl kaum
anzunehmen! Bei der Wichtigkeit aber, die ein Fahrweg

10*
 
Annotationen