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Die Gartenkunst — 2.1900

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Vereinsberichte
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Bücherschau
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II, 4 DIE GARTENKUNST 79

wenn — die Höhe der alljährlich verfügbaren Mittel ver-
schwiegen wird.

So sehr das schöne Gelände den Gartenkünstler zum
Entwürfe anlocken mufs, so wenig vertrauenerweckend ist das
Ausschreiben. Es wäre deshalb im Interesse der Sache dringend
zu wünschen, dals das jetzige Ausschreiben zurückgezogen,
und dafs der Parkentwurf nach richtiger, des Gegenstandes
würdiger Vorbereitung abermals als Wettbewerb ausgeschrieben
würde. Es inüfste aber auch eine derartige Frist gegeben
werden, welche es ermöglicht, einen sachgemäfsen Entwurf
für den Park auszuarbeiten.

Den interessantesten Teil des Abends bildeten die nun
folgenden Vorträge des Herrn Direktor Encke und des Herrn
Gartenarchitekten Wieck-Grunewald über Modelle. Beide
Herren hatten Modelle zu Gartenanlagen ausgestellt, die seitens
der Mitglieder mit ausserordentlichem Interesse besichtigt
wurden. Das war doch mal ganz [was anderes, als unsere
bisherigen Grundril'spläne; hier bietet sich dem Gartenkünstler
ein neues, hoffnungsvolles Feld, seine Ideen dem Laienauge
verständlich zu machen. Das Modell des Herrn Encke zeigt
einen von Schülern der Potsdamer Lehranstalt gefertigten
Gartenentwurf, auf welchem die Rasenflächen und Wege durch
mit Farben bemalten Gips zur Darstellung gebracht sind,
während die Gehölzmassen durch kleine aufgeklebte Coniferen-
zweige veranschaulicht werden. In ähnlicher Weise ist auch
das Modell des Herrn Wieck hergestellt, nur mit dem wesent-
lichen und, wie das Beispiel zeigt, vorteilhaften Unterschied,
dafs auch hier die Gehölzmassen durch Gips dargestellt werden.
Hier sah man sowohl gewöhnliche Laubbäume, wie auch
hängende und pyramidenförmig wachsende Solitärs mit hohem
Geschick in Gips nachgebildet. Ein Sonderartikel über dieses
Thema wird in der Zeitschrift erscheinen.*) Herr Landschafts-
gärtner Brodersen empfahl, Modelle, statt in Gips, in Thon
anzufertigen, ein Material, welches sich leichter bearbeiten liefse
und Gelegenheit zur Vervielfältigung böte.

Zu erwähnen bliebe noch, dafs von Herrn Greils in
Hannover ein sehr graziös und sorgfältig gearbeitetes Modell
aus Plastelin zur Ausstellung gebracht war, dem bei aller Kunst
in der Darstellung leider die belebende Farbe fehlte. Auch
die hohen Kosten, welche dieses Material verursacht, werden
ihm wöhl nur in bevorzugte Kreise Zutritt verschaffen.
Der stellv. Vorsitzende Der stellv. Schriftführer

W e i f s. K1 a w u n.

Der Friedhof zu Hamburg-Ohlsdorf wird auf der Pariser
Welt-Ausstellnug in der Kollektiv-Ausstellung unseres Vereins
durch einen 2,5 cjm grofsen Reliefplan nebst vielen, die einzelnen
Scenerien erläuternden Aquarellen und Photographien zur An-
schauung gelangen. Der im Maafsstabe 1 : 750 angefertigte
Reliefplan zeigt in plastischer Gestalt die mit der Wirklichkeit
übereinstimmenden Höhenlinien und zwar in Abständen von
je 0,5 m. Die einzelnen Schichten sind übereinander geklebt
und geben alle Einzelheiten des verschiedenartig gestalteten
Geländes naturgetreu wieder. Das Ganze ist farbig angelegt
und giebt in klarer und anschaulicher Weise die Gestaltung
und Einteilung des Friedhofes wieder. In äufserst anheimelnden
und harmonisch abgestimmten Farben treten die Rasenflächen,
Pflanzungen, die Begräbnisflächen wie auch die Baulichkeiten
vor Augen. Nicht minder reizend und sinnig ist der auf dem
Friedhof in so grofser Mannigfaltigkeit zur Anwendung ge-
langende Blütenschmuck zur Darstellung gebracht.

Kleine mit Nummern versehene Fähnchen geben den Stand-
ort und die Richtung an, von wo aus die Aquarelle und Photo-

*) Vergl. auch Jahrgang 1899 dieser Zeitschrift, Seite 125: „Garten-
Mod«'lle oder Reliefpläne" von C. Rimann. Die Red.

graphien aufgenommen sind. Erstere, von dem bekannten
Hamburgischen Landschaftsmaler Schwinge angefertigt, zeigen
in künstlerisch vollendeter Weise alle jene lieblichen Bilder,
die zu bewundern dem Verein im Jahre 1897 vergönnt gewesen
war und die jederzeit den Besucher nicht nur entzücken, sondern
auch dem die Stätte in Trauer und Wehmut Betretenden Trost
und Frieden spenden. In wessen Gedächtnis ist nicht noch
das ausgedehnte Rosarium mit seinem reichhaltigen, wunder-
baren Rosenflor, der prächtige Frühlingsschmuck der Rhodo-
dendren bei dem Südteiche, derjenige der Azaleen am Ehren-
friedhof und die zur Zeit der Blüte überaus entzückende Teich-
stral'se mit den hochstämmigen Syringen! Alle diese reizvollen
und mit poetischem Zauber umwobenen Scenerien, wie auch
die stattlichen Baulichkeiten, die, mit der Natur gleichsam ver-
wachsen, im harmonischen Einklang mit der Pflanzung stehen,
und welche für viele auf dem Boden des Realismus stehende
Architekten als Muster dienen könnten, wie das freie Schalten
in der Gartenkunst Bauwerke lieblich und ideal zu gestalten
vermag, sind von des Malers Pinsel festgehalten und in natur-
getreuer Wiedergabe uns vor Augen geführt. Einzelne Photo-
graphien sind von demselben Standort wie die Aquarelle auf-
genommen und liefern den Beweis, dafs diese nicht des Malers
Phantasie entstammen, sondern der Wirklichkeit entsprechen,
während andere zur Erläuterung vieler Einzelheiten dienen
und für die Vielseitigkeit des vorhandenen Schönen sprechen.

Zieht man aul'serdem in Betracht, dafs dieser Friedhof vom
allgemein-idealen Standpunkt aus eine der grofsartigsten
Leistungen ist, indem hier jede konfessionelle Zwietracht
schwindet, religiöse wie politische Unterschiede nicht bestehen,
während die Stätte selbst von einer der Menschenhand ent-
stammenden selten wiederzutreffenden Herrlichkeit der Natur
umwoben wird, so kann sich der Verein beglückwünschen, ein
solches Werk bei den Ausstellungsobjekten in so vollendeter
Schönheit vertreten zu sehen. Ist einesteils daher dem Hohen
Senat der freien und Hansestadt Hamburg der gebührende
Dank abzustatten für die Gewährung von Mitteln, die es er-
möglichen, die weihevolle Stätte de? ewigen Friedens in so
bedeutsamer Weise gartenkünstlerisch ausgestalten zu können,
so ist anderseits der Dank zu verdoppeln für die Gewährung,
den in so vollkommener Weise gelungenen Reliefplan mit den
Aquarellen und Abbildungen in der Abteilung für die Garten-
kunst auf der Pariser Welt-Ausstellung ausgestellt zu sehen.
Nicht versäumt sei, hier aber noch des mit inniger Liebe zur
Natur begabten, eifrigen und unermüdlichen Schöpfers und
Leiters dieser Anlagen, des Herrn Friedhofdirektors Cordes
zu gedenken und ihm für die in technischer wie künstlerischer
Beziehung meisterhafte Darstellung des Friedhofes das Lob
allseitiger Anerkennung nicht vorzuenthalten. Weifs.

Die Deutsche Dahlien-Gasellschaft zählte nach dem von
ihr soeben herausgegebenen Geschäftsbericht für 1899 am
Schlüsse dieses Jahres 92 Mitglieder. Ihrer Absicht, durch gute
Ausstellungen erzieherisch und anregend das Publikum zu be-
einflussen, wird sie auch in diesem Jahre treu bleiben und der
Vorstand derselben glaubt schon jetzt seinen Mitgliedern die
Beschickung der in Frankfurt a. M. im Palmengarten Ende Juni
in Aussicht genommenen Ausstellung angelegentlichst empfehlen
zu können.

Bücherschau.

Gärtnerische Veredlungskunst mit besonderer Berück-
sichtigung der Obstbaumzucht. Von Oskar Teichert.
Dritte Auflage, neubearbeitet von A. Fintelmann, städtischer
Garteninspektor in Berlin, Vorsitzender des Vereins Deutscher
 
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