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Die Gartenkunst — 2.1900

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Trip, Julius: Die öffentlichen städtischen Gartenanlagen Hannovers und ihre Entwicklung in den letzten 10 Jahren
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Schomerus, Johannes: Zwei wenig verbreitete immergrüne Gehölze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0117

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II, 6 DIE GARTENKUNST 106

sei nur noch erwähnt, dafs zunächst nur dieser südwestlich
des Rathauses gelegene Teil des Parkes zur Ausführung
bestimmt ist, während über die Gestaltung der Anlagen
vor und zu beiden Seiten des Rathauses noch weitere
Beratungen gepflogen werden und deren Anordnung erst
nach Fertigstellung des Rohbaues endgiltig beschlossen
werden soll.

Der erste Spatenstich zur Herstellung des Parkes
wurde am 21. August 1899 gethan und zunächst im Ver-
lauf der den Park im Westen und Norden durchquerenden
Pahrstrafsen ein das Hochwasser der Leine abschliefsender
Deichkörper ausgeführt, dessen Oberkante 40 cm über dem
höchsten Wasserstand der Leine angenommen wurde. —
Diese Deiche liegen etwa 1,50—2 m über dem durch-
schnittlichen Niveau der Masch und bedingen, zumal der
Wasserspiegel mindestens 50 cm unter Brdoberfläche ge-
bracht werden mufs, eine sehr abwechslungsreiche und
wirksame Bodenbewegung, die dem ganzen Gelände einen
erhöhten Reiz verleihen wird. Die Arbeiten wurden nun
im Schutze der Deiche in schleunigem Tempo weiter ge-
führt, so dafs zur Zeit die vorzunehmenden Erdbewegungen
bis auf Planierung der Teichsohle schon fertig gestellt
sind. — Durch solche Förderung der Brdarbeiten wurde
es ermöglicht, dafs auch die Pflanzungen zum gröfsten
Teile fertig gestellt werden konnten, so dafs jetzt schon
der zukünftige Gesamteindruck allmählich erkennbar
wird. — Dank langjähriger Vorbereitungen in den städt.
Baumschulen, sowie des günstigen Umstandes, dafs durch
den Rathausneubau eine gröfsere Anzahl starker Parkbäume
in den Anlagen des Friedrichswalles verfügbar wurden,
konnte die Kernpflanzung des Parkes mit sehr starken
Exemplaren ausgeführt werden. — Aufserdem waren vor
3 Jahren etwa 50 starke Bäume verschiedener Art im
Stadtwalde durch Abgraben der Wurzeln in gewissem
Umkreise um den Stamm zur Verpflanzung vorbereitet
und konnten, nachdem sie ein vorzügliches Wurzelvermögen
erlangt hatten, mit dem Pücklerschen Verpflanzwagen
transportiert und eingesetzt werden.

Aus den Anlagen am Friedrichswalle konnten etwa
56 Bäume teils mit Frostballen, teils mit Erdballen, welche
durch vollständige Umzimmerung zusammengehalten wurden,
verpflanzt werden. — Der schwerste dieser Ballen, welcher
einer dicht zusammengepflanzten Blutbuche und Pyramiden-
eiche gehörte, umfafste etwa 4,5 : 5 m bei einer Tiefe von
1,40 m und dürfte wohl ein Gewicht von 8—900 Centner
repräsentiert haben.

Über den Erfolg dieser schwierigen Pflanzungen und
über die Art der Umzimmerung und des Transportes
gedenke ich s. Z. noch besonders zu berichten.

Die Gesamtfläche des späteren Rathausparkes ein-
schliefslich des jetzigen Friedrichswalles beträgt 190300 qm
(19 ha) und der jetzt zur Ausführung bestimmte Teil
97 800 qm, darunter 26300 qm Wasserfläche.

Die zu bewegenden Erdmassen umfassen 53200 cbm.

Die Gartenkunst.

Gehölze und Gehölzschnitt.

Zwei wenig verbreitete immergrüne Gehölze.
Von Joh. Schomerus.
• Rhamus hyhrida L'Herit, vor mehr als einem Jahr-
hundert aus einer Kreuzung zwischen dem bekannteren
Rhamnus Alaternus als Vater und Rhamnus alpina als
Mutter hervorgegangen, orfreut sich in den deutschen
Gärten nur einer geringen Verbreitung. Der Grund dürfte
in der Empfindlichkeit der Pflanze gegen rauhes Klima
und Kälte zu suchen sein. Wohl ist Rh. hybrida zu den
empfindlichen Sträuchern zu rechnen, denn in ihm fliefst
südeuropäisches Blut, doch geht die Empfindlichkeit nicht
so weit, eine Anpflanzung deshalb zu unterlassen ; in Jena
ist Rh. hybrida vollständig hart. Der Busch baut sich dicht
von unten auf, ist gut und reich verzweigt und besonders
für den Abschlufs einer Gruppe sehr wohl geeignet.
Die schönen, bis 10 cm langen Blätter haben eine glänzend
dunkelgrüne, stark hervortretende Farbe. Sie sind etwas
derb loderartig und halten sich den ganzen Winter hin-
durch, ohne dafs ihr lebhaftes Kolorit darunter leidet, voll-
zählig an der Pflanze. Diese Eigenschaft macht die Pflanze
zu einer immergrünen und steigert sehr ihren Wert.

Rh. hybrida dürfte in erster Linie für halbschattigo,
gutgeschützte Lagen in Betracht kommen, wo eine Be-
deckung im Winter nicht notwendig ist. Seines schön
geschlossenen Wuchses wegen gehört er in die vordere
Reihe, es mufs ihm jedoch freier Raum zur Höhenent-
wickelung geboten werden, da er etwa 2—3 m hoch wird
und ein öfter wiederholtes Zurüekschneiden den wohlge-
formton Wuchs des Strauches beeinträchtigen würde.

Erica carnea L. oder hernacea L. gehört mit zu den
schönsten Freiland-Ericen. Sie ist in den südlichen Ländern
Europas heimisch und verträgt in den meisten Fällen einen
deutschen Winter sehr gut. Der Strauch erreicht etwa
eine Höhe von 25—30 cm.

Vor Felspartieen in dichter Gruppe zusammen gepflanzt,
ist die fleischfarbige Heide von ganz besonderer Wirkung.
Sie bildet dann niedrige, dem Boden dicht anliegende rasen-
förmige Büsche, die, wenn zwischen ihnen einige Fels-
stückchen wohlgeordnet angebracht sind, einen würdigen
Übergang zu einer Felspartie bilden.

Erica carnea ist ein ausgesprochener Winterblüher.
Der Flor im Freien beginnt je nach der Witterung im
Januar oder Februar und zieht sich bis zum Mai hin. Die
Blumen erscheinen in einseitig überhängenden Endtrauben,
sind röhrig glockenförmig und machen sich durch ihre
lebhafte Farbe auffallend bemerkbar. Sie sind fleischfarbig
bis hellpurpur und erscheinen nicht selten unter dem
Schnee in noch besonders prächtiger Schattierung.

Zur Anpflanzung sind nur starke vorgebildete Pflanzen
zu verwenden, da schwache Exemplare nur sehr langsam
zunehmen. Der Ort sei etwas geschützt und der Boden
stets entsprechend vorbereitet. Die Erica ist wohl so
hart, dafs eine Bedeckung unnötig ist, doch dürfte es gut
sein, sie in kalten Wintern leicht mit Tannenroisig oder
dergl. zu decken, besonders um die Knospen und Blumen
zu schützen.

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