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Die Gartenkunst — 2.1900

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Encke, Fritz: Die gartenkünstlerischen Entwürfe und Zeichnungen auf der Pariser Weltausstelllung
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Glum, Friedrich: Tennisplatz als point de vue im Park der Villa Hardy, Wannsee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0175

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IT, 9 DIE GARTENKUNST 163

Bei der Besprechung der Ausstellung von Gartenplänen
sei noch auf einige in derselben Halle untergebrachte
Modelle japanischer Gärten hingewiesen, welche ebenso wie
ein in der Kolonialausstellung ausgeführtes japanisches
Gärtchen ein deutliches Bild von der merkwürdigen, aber
durchaus nicht unschönen Eigenart japanischer Gartenkunst
liefern.

Die Pläne, welche das Ergebnis des internationalen
Wettbewerbes darstellen, befinden sich an zwei Holz-
wänden in der vorgenannten Halle. Es war ein Gelände
von sanft hügeliger Oberfläche gegeben. Darauf war fest-
gelegt das Schlofs, die Wirtschaftsgebäude, der Eingang
und die Zufahrtsstral'se, der Küchengarten, der Wasserlauf,
der Wirtschaftsweg und zwei Aussichtslinien, während Ge-
hölzgruppierung, Seeausgrabung, Wegeführung, Blumen-
anlagen u. s. w. dem Ermessen des Entwerfenden an heim
gegeben waren. 26 Entwürfe waren ausgestellt, von welchen
einer mit dem 1. Preise, 6 mit je einem zweiten Preise,
(es wurden 7 zweite Preise verteilt), 9 mit je einem dritten
Preise und 4 mit einer ehrenvollen Erwähnung ausgezeichnet
wurden. Aufserdem waren noch 6 Entwürfe ohne Aus-
zeichnung ausgestellt.

Unter den preisgekrönten Ausstellern befinden sich
vier deutsche, darunter, irre ich nicht, drei Mitgliedei-
des Vereins deutscher Gartenkünstler. Den ersten zweiten
Preis erhielt Herr Nauen, den dritten zweiton Preis Herr
Laqua, beide bisher bei Pariser Gartenarchitekten tbätig,
den fünften zweiten Preis bekam Herr Reinhardt, der
Leiter der Firma Fritz Gude in Düsseldorf und der neunte
dritte Preis fiel auf Herrn Goebel im Hause Gebr. Sies-
mayer in Frankfurt a. M.

Der mit dem ersten Preise gekrönte Entwurf ist eine
vorzügliche Leistung. Die Verteilung von Gehölzmassen
und Grasbahnen, die Wegeführung, die Behandlung der
nächsten Umgebung des Hauses und der regelmäfsigen
Teile, die Wasserformen sowie endlieh die technische Aus-
führung des Planes: alles ist gut.

Bei dem mit dem 1. zweiten Preise gekrönten Ent-
würfe des Herrn Nauen erscheint mir die nächste Um-
gebung des Hauses nicht reich genug. Die regelmäfsigen
Teile sind in altbewährten Formen gehalten, die ausgeführt
sehr gut wirken, wenn sie auch der Originalität entbehren.
Der ausgegrabene See entspricht der französischen Auf-
fassung. Die Wegeführung hat mit den meisten Entwürfen
die Eigentümlichkeit gemein, dafs die Wege fast strahlen-
förmig bis zu einem ziemlich an der Grenze entlang führen-
den Umfahrtswege führen, während aufserdem ein Rundgang
ringsum das Schlofs in geringerer Entfernung von dem-
selben meiner Ansicht nach sehr angebracht wäre. Bei
dem Entwurf des Herrn Laqua (Motto „Giroflee") erkennt
man ebenfalls den Einflufs der französischen Schule, hier
erscheint uns aufserdem die Pflanzung etwas zerstreut.
Der Reinhardtsche, sowie der Goebelsche Entwurf sind
spezifisch deutsch durchgeführt. In dem ersteren hätte
die durch den Wald geschlagene Sicht meiner Meinung nach
noch breiter gehalten werden können. Die Parterreformen
sind in den Formen der modernen Dekorationsmalerei ge-
halten, ein Versuch, der keineswegs mifslungen ist.

Bei dem Goebelschen Entwürfe fällt der nähere Spazier-
gang rings um das Schlofs vorteilhaft auf. Das Umpflanzen
der Gehölzgruppen mit Blumenstreifen entspricht der fran-
zösischen Art der Blumenverwendung, welche sich — fast
möchte ich sagen: leider! — neuerdings auch in Mittel-
deutschland einbürgert. Die reichen Blumenanlagcn er-
innern an die Siesmayerschen Parterres der Taunusbäder.
Wir dürfen übrigens mit dieser Vertretung der deutschen
Gartenkünstler an dem, wie ich meine, zu ungünstiger Zeit
ausgeschriebenen Wettbewerb recht zufrieden sein.

An manchen französischen Entwürfen gefielen mir die
ungewöhnlichen, an die alten Muster gemahnenden Parterre-
formen, an anderen mifsfielen mir die gesuchten zahlreichen
Durchsichten und die oben schon geschilderten-Eigenheiten
der französischen Manier. Die nicht preisgekrönten Ent-
würfe waren zum Teil so schülerhaft ärmlich, dafs sie
besser garnicht ausgestellt worden wären.

Villengärten.

Tennisplatz als Point de vue im Park der Villa Hardy,
Wannsee.

Von Fr. Glum, Gartentechnikor, Berlin.
(Hierzu die Abbildung Seite 165.)

Die Idee, einen Tennisplatz in die Achse eines Ge-
bäudes oder einer Sicht zu legen und als nunmehrigen
„point de vue" reich auszustatten, ist nicht neu. Sie ent-
springt wohl in allen Fällen und auch im Park der Villa
Hardy in Wannsee der Notwendigkeit, einen freien Platz
unterzubringen von so gewaltigen Dimensionen, dafs er ge-
bieterisch verlangt, als ein Hauptfaktor der Anlage behandelt
zu werden, und sich nur auf Kosten der Harmonie des Ge-
samteindruckes auf die Seite schieben oder gar verstecken läfst.

Tritt der Umstand hinzu, dafs der Besitzer ein be-
geisterter und erprobter Tennisspieler ist, oder dafs
gar das Grundstück eigens zum Zweck der Einrichtung
eines Gala-Tennisplatzes erworben wurde — im vorliegen-
den Falle trifft beides zu.....- so erscheint der Schritt doppelt

gerechtfertigt.

Am Kopfende des Platzes sieht auf einer Felskuppe
ein Pavillon von angemessener Gröfse in Naturholzbau.
Für dessen Insassen wird die lange Sicht nach der höher
liegenden Villa (Kopie von Stolzenfels am Rhein) im Rahmen
herrlicher Gehölzpartien zum landschaftlichen Hintergrund
Für das zu ihren Füfsen stattfindende Schauspiel des Tennis-
sports.

Der eigentliche Spielplatz ist chaussiert, aber nicht
mit Gartenkies bestreut. Das ihn einfassende übliche Fang-
netz für die zu weit gehenden Bälle verschwindet aus
einiger Entfernung fürs Auge und läfst rings um den sehr
geräumigen Platz einen schmalen Weg frei. Ringsum
schliefst sich Rasen bahn an.

Die Längsseiten des Tennisplatzes sind von Blumen-
beeten eingefafst; hinter diesen entlang zieht sich beider-
seits ein schmales Band, gebildet aus niedrigen Rosen,
dessen Enden gröfsere Coniferengruppen von regelmäfsigem
Grundrifs umfassen.

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