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Die Gartenkunst — 2.1900

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Encke, Fritz: Gartenstudien aus Frankreich, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0203

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DIE GARTENKUNST

Beschnittene Baumheclien in Chantilly. Nach einer Photographie.

Chantilly dicht bei dem Schlosse und bei Maison de Silvie Schon früher wurde der Kontrast von lichtdurchfluteten

erhalten. Teilen und schattenreichen Scenen erwähnt. Auch inner-

Es ist schon oben darauf hingewiesen, welchen Wert halb der einzelnen Partien ist die Wechselwirkung von
die Le Nötre'sche Gartenkunst auf Übersichtlichkeit in den hell und dunkel äufserst reizvoll. Ich verweise auf die
Parterres legte. Demselben Zwecke suchte man zu dienen obige Abb. aus Chantilly, welche zeigt, dafs die beschnittenen
durch Vertiefen der Parterrefläche oder durch ein Herum- Heckenlinien das Licht viel kräftiger und einheitlicher zu-
führen erhöhter Wege. Diese boten, durch balustraden- rückwerfen, als natürlicher Baumwuchs, wobei die spielenden
gekrönte Stützmauern und Böschungen von dem Parterre Lichter, die durch die unbeschnittenen Wipfel fallen, die
getrennt, nächst dem Blick aus den Fenstern der angren- Schroffheit der Beleuchtung mildern. Eine andere nach-
zenden Gebäude, die beste Aussicht auf die Parterres. ahmenswerte Verteilung von Licht und Schatten soll die Studie
Auch gab diese Einrichtung Gelegenheit zur Bereicherung aus Versailles, Seite 192, veranschaulichen. Die Unterbrechung
der Anlagen durch Treppen, an denen die französischen tiefer Sichten durch offene Flächen, wie Rundteile, kreuzende
Gärten eine reiche Auswahl aufzuweisen haben. Man Alleen u. dergl., läfst das davor liegende Stück als den in
findet diesen erhöhten Umgang, abgesehen von dem Oran- warmen Tönen gehaltenen Rahmen erscheinen, hinter dem,
gerieparterre in Versailles, welches durch hohe Mauern von einem lichten Streifen unterbrochen, das entferntere
und das grottenartig unter die obere Terrasse geschobene Stück durch kältere Farbentöne in die Ferne gedrängt wird.
Orangeriegebäude umschlossen ist, auch in dem Luxemburg- Im vorliegenden Beispiele könnte die Anordnung vielleicht
Garten und in den Tuilerien-Gärten. Dabei ist in dem unbeabsichtigt erscheinen. Dies ist jedoch ganz ausge-
ersteren das Parterre gegen das Ende hin gehoben, so dafs schlössen, da, wo sich regelmäfsige Hainpflanzungen zu
der im ganzen höher liegende Weg und das Parterre einem dichten Rahmen zu beiden Seiten einer Sicht zu-
schliefslich in gleicher Höhe auslaufen. In den Tuilerien sammenschieben; dahinter breitet sich dann eine lichte
ist umgekehrt der höher liegende Weg am Ende im Halb- Scene aus, wie dies vor dem Schlosse in Grofs-Trianon der
kreis auf einem Walle weitergeführt, welcher nach dem Fall ist. Eingerahmt durch die dichten Schattenmassen
Concordienplatze zu nur einen Durchgang offen läfst. Also des Untergrundes erscheint der Blumenschmuck leuchtender;
auch hier die mannigfachsten Lösungen. der Marmor der Statuen und Vasen erglänzt in blendendem

Ebenso wie die Formen auf malerische Wirkung be- Weifs und spiegelt sich in den Wasserbecken, deren

rechnet sind, so auch die Licht- und Schattenverteilung. Wassergarben in der Sonne erglänzen. So lassen uns diese

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