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Die Gartenkunst — 32.1919

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Heicke, C.: Kleingartenbau und Siedlungswesen in ihrer Bedeutung für eine künftige deutsche Gartenkultur, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0028

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kehrsbedürfnis und Wege-
breite den Eindruck selbst-
verständlicher Traulich-
keit. Es würde noch gewin-
nen, wenn statt des höl-
zernen Lattenzaunes als
Straßenabschluß der Gär-
ten Hedcen verwendet
wären, wie sie Bild S. 23
unten zeigt. Das Motiv
eines solchen Heckenweges
sollte in den kommenden
Siedelungen wieder zu
ausgiebiger Verwendung
gelangen. Von den ent-
gegenstehenden baupoli-
zeilichen Vorsdiriften ha-
ben uns ja glücklicher-
weise die neuere Gesetzge-
bung und die Leitsätze zur
Förderung von Kleinhaus-
siedelungen und Klein-
bausbauten, die der preu-
ßische Minister der öffent-
lichen Arbeiten vorJahres-
frist herausgegeben hat,
freigemacht. Weitere Er-
leichterungen dürfen wir
wohl noch von der Tätig-
keit des Geheimrat Scheidt,
des neuen Reichskommis-
sars für das Wohnungs-
und Siedelungswesen, er-
warten.

Der Gartenarchitekt
wendet gegen derartige schmale Verkehrswege in
Gartensiedelungen gern ein, daß dann auf die Ver-
wendung von Alleebäumen verzichtet werden muß;
einmal würde dieser Verzicht aber garnicht so
schlimm sein, zum anderen haben wir die Mög-
lichkeit, durch angemessenen Schnitt der Kronen
die Straßenbäume selbst den beschränkten Raum-
verhältnissen solcher schmaler Wohnwege an-
zupassen, ohne daß der guten Wirkung Abbruch
getan wird. Ich verweise auf das Beispiel, wel-
ches die Abbildung Seite 24 oben wiedergibt. Es
ist freilich keiner Siedelung entnommen, sondern
stammt aus einem französischen Park. Wir müssen
eben die Bildbeispiele, mit denen wir unsere Vor-
schläge für die
Siedelungsgestal-
tung belegen, her-
nehmen, wo wir
sie finden, und
dieses Motiv läßt
sich ohne wei-
teres auf Fälle
übertragen, wie
sie uns auf dem
in Rede stehen-
den Gebiete be-
gegnen.

Indessen stehe
ich auf dem Stand-
punkt, daß wir
auch ohne Stra-
ßenbäume solche

Wohnstätten
traulich und be-
haglich machen
können. Wir müs-
sen nur die da-
zu zur Verfügung
stehenden Mittel
richtig anwenden.

Sdimaler Weg mit beschnittenen Alleebäumen.

Straßenseitiger Abschluß eines Gartenheims.
Von Garteninspektor Harry Maasz, Lübeck.

Stellt man sich als Stra-
ßenabschluß die wohl-
gepflegte Hecke vor, die
vom Baumwuchs des Gar-
tens überragt ist, wäh-
rend das weiter zurück-
stehende, von grünem Ge-
rank umsponnene Häus-
chen durch das Gezweige
lugt, so kann man leich-
ten Herzens auf das oft
mehr als Notbehelf wir-
kende Mittel der Stra-
ßenpflanzung verzichten,
das außerdem noch den
Nachteil hat, Beispiele ge-
fälliger Architektur den
Blicken zu entziehen. Die
von Harry Maasz stam-
mende Skizze S. 24 unten
möge dies veranschauli-
chen, und wo die Häuser
unmittelbar an die Stra-
ßen rücken, genügt eine
maßvolle Belebung der
Schauseite mit am Spa-
lier gezogenem Pflanzen-
werk, um einen Eindruck
zu erzielen, wie er sich mit
Straßenbäumen garnicht
erreichen läßt. (Vergl. Bild
Seite 25 oben.)

Der Straßenabschluß
der Gartengrundstücke
bedarf überhaupt unse-
rer besonderen Aufmerksamkeit. Wir sind durch
die eisernen Vorgartengitter, die jahrzehntelang
den einzig zuläßigen Abschluß der Gärten gebildet
haben, ganz davon abgekommen, andere Möglich-
keiten in Betracht zu ziehen, und es ist in diesem
Zusammenhänge zu begreifen oder wenigstens
zu entschuldigen, wenn der Gartenfachmann ohne
viel Überlegung immer wieder auf den Straßen-
baum als Allheilmittel verfällt, wenn es gilt,
Leben und Abwechslung in das Straßenbild zu
bringen. Wir sollten uns künftig wieder in höhe-
rem Grade anderer Mittel bedienen, und werden
damit zweifellos gute Erfolge haben. Von der
Hedte ist in diesem Zusammenhänge schon die

Rede gewesen.
Wo sie nicht an-
wendbar ist, tritt
der Holzzaun in
sein ihm jahr-
zehntelang ver-
kümmertes Recht.
Nur möchte ich
warnen, bei sei-
ner Verwendung
in der Einseitig-
keit zu beharren,
die in den bereits
wieder zum Über-
druß gewordenen
weißgestrichenen
Lattenzäunen
liegt. Das Holz
läßt sich in so viel-
erlei Form und
Aufmachung ver-
wenden, daß es
ein Armutszeug-
nis für unsere Er-
findungsgabe be-
deutet, wenn wir

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