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Die Gartenkunst — 32.1919

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Förster, H.: Schülergärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0091

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E. Barth: Schustehrus-Park, Charlottenburg.

Blick vom Park auf das Unterstandshäusdien im Spielplatz und auf den Eingang zum Staudengarten. (Standpunkt IV.)

sollen; es sind Gesichtspunkte pädagogischer,
volkswirtschaftlicher und volksgesundheitlicher
Art. Aus ihnen ergibt sich von selbst die Ant-
wort auf die Frage: Wie ist der Schülergarten
einzurichten?

Soll der Schülergarten Arbeitsgarten sein, so
muß er vor allem eine entsprechende Größe
haben. Wir halten 12 ar für ausreichend, um
mehrere Schulklassen im Garten nacheinander
zu beschäftigen. Dazu ist notwendig, daß der
Garten in erster Linie als Gemüse- und Obst-
garten eingerichtet ist. Für den Gemüsegarten
kommen etwa 3U des Gartens, 8 bis 9 ar, in Be-
tracht. Hinsichtlich der Bestellung der Gemüse-
beete ist darauf zu sehen, daß durch geeigneten
Fruchtwechsel, zweckmäßige Ausnutzung des Bo-
dens unter dem Gesichtspunkt der Bestellung mit
Vorfrucht, Hauptfrucht, Zwischen- und Nachfrucht,
für richtige Abwechselung im Verlauf des Jahres
gesorgt werde. Dazu gehört z. B. auch, daß man
nur einen bescheidenen Teil des Gartens mit
Kartoffeln bepflanzt, da die Kartoffeln, wenn sie
gelegt und gehäufelt sind, wenig Pflege bean-
spruchen. Der Arbeitsschulgarten wird auch eine
Abteilung fürBeerenobst und für dieverschiedenen
Arten Obstbäume aufzuweisen haben. Auf den
Rabatten wird man Spalierobst, einige Schnur-
bäumchen, Pyramiden, Palmetten u. s. f. anpflan-
zen, abwechselnd mit einigen Hochstämmen und
mit Beerenobst. Daneben wird man auch dem
botanischen Unterricht Rechnung tragen können
durch Anlage von Blumenbeeten, einigen Rosen

in Form von Hochstämmen und in Buschform,
durch Anpflanzung von Gift- und Arzneipflanzen,
von Teekräutern und Wildgemüse und einer
biologischen Abteilung einfachster Art. Grund-
satz muß sein, daß die botanische Abteilung des
Schülergartens im Verhältnis zum Gesamtgarten
einen bescheidenen Raum einnimmt.

Es leuchtet ein, daß ein Garten von dieser
Größe und Einrichtung zu der Schularbeit selbst
in innige Beziehung treten muß. Das geschieht
vor allem durch Einbau gartenkundlidier Be-
lehrungen in den Lehrplan der Schule. Ob dafür
besondere Lehrstunden notwendig sind oder ob
sich der gartenkundliche Stoff so nebenbei in
den naturgeschichtlichen Lehrstunden behandeln
läßt, ist eine Frage, auf die wir hier nicht näher
eingehen können. So weit als möglich soll der
naturwissenschaftliche Unterricht im Garten selbst
stattfinden, und zwar kann er den Gartenarbeiten
vorausgehen, ihnen folgen und sie begleiten. Zu
diesem Zweck enthält der Garten eine Unter-
richtshalle bescheidener Größe mit Sitzgelegen-
heit für etwa 20 bis 25 Kinder. Vor dieser Halle
befindet sich das Lehrbeet, auf dem der Lehrer
die verschiedenen gartentechnischen Verrichtun-
gen, wie Umspaten, Harken, Säen, Verstopfen,
Häckeln, Gießen vormachen und erläutern kann.
Lehrhaften Zwecken dienen auch die Versuchs-
beete. Es können hier neue Gemüsearten, neue
Anzuchtformen (Anzucht von Kartoffeln durch
Stecklinge, Methode des Vorkeimens der Kar-
toffeln) ausprobiert, Düngeversuche einfachster

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