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Die Gartenkunst — 32.1919

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0170

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Bücherschau.

Die Kleinansiedlung auf genossenschaftlicher
Grundlage. Erfahrungen, kritische Betrachtungen
und Ratschläge zur neuzeitlichen Landaufteilungs-
frage von Dr. Hans Breymann. Leipzig, Dietrichsche
Verlagsbuchhandlung m. b. H.

In reichlich breiter Form bringt der Verfasser
seine Erfolge und Ansichten in der Siedlungsfrage
zum Ausdruck und sucht vor allem nachzuweisen,
daß die genossenschaftliche Verfassung die beste
Lösung der Siedlungsaufgaben ermöglicht. Die
Meinungen darüber sind bekanntlich sehr geteilt,
viele neuere Siedlungsmänner halten die Gesellschaft
m. b. H. oder auch die Aktiengesellschaft für weit
besser, da es, was zugegeben werden muß, außer-
ordentlich schwer ist, die vielen Köpfe einer Ge-
nossenschaft zu einen. Die beste Form zu finden,
wird daher in jedem Falle genauer Untersuchung
bedürfen. Die Schrift berichtet weiter über die ver-
schiedensten Fragen des Siedlungswesens, über Art
der Siedlung — Geldbeschaffung — Gartenbetrieb

— Kleintierzucht — und Baufragen, ohne wesentlich

Neues zur Siedlungsfrage zu bringen. Wer sich
allgemein unterrichten will, wird immerhin die
Schrift mit Erfolg lesen, da in ihr auch viel per-
sönliche Erfahrungen des Verfassers niedergelegt
sind. H. K.

Harry Maaß: „Wie baue und pflanze ich
meinen Garten“. Verlag von F. Bruckmann A. G.,
München 1919.

Verfasser und Verlag bürgen für ein gutes Buch.

— Das Thema sichert ihm eine weite Verbreitung.
So wird die Veröffentlichung ihren Zweck erfüllen,
in weiten Kreisen des Volkes Verständnis für eine
zwecklich-künstlerisch reife Gartengestaltung zu
wecken. Das Buch wendet sich an die breite Öffent-
lichkeit, weniger an den Fachmann. Es ist zu be-
grüßen, daß einer der Führer in unserem Kampfe
um eine neue Gartenkunst diesen Weg geht. In
diesen Tagen, wo die Liebe zum Garten die großen
Massen ergriffen hat oder zum wenigsten zu er-
fassen beginnt, gilt es die Ziele eines neuen Garten-
schaffens in weite Kreise zu tragen, hier Augen und
Sinne der Unerfahrenen zu wecken, die einen Gar-
ten sich bauen und pflanzen wollen. Da treten an
den Unerfahrenen eine ganze Reihe von Fragen,
die zu beantworten ihm unmöglich ist, weil ihm die
Erfahrungen fehlen. Auf diese Fragen soll das
Buch Antwort geben, auf die Fragen der Gliederung
im allgemeinen, die Lage des Hauses im Gelände,
die Verwendung des aus der Hausausschachtung ge-
wonnenen Bodens, um den Bauherrn vor unnötigen
Geldausgaben zu bewahren, die Abgrenzung des
Grundstückes, seine Terrassierung und Aufteilung.
Dazu kommen die vielen Fragen der Bepflanzung.
Der Gemüsegarten soll Erträge liefern, Obstbäume
sollen reiche Früchte bringen und die Blumen sollen
den köstlichen Farbenschmuck liefern. In einzelnen
losen Abschnitten behandelt Harry Maaß all diese
Dinge — einige Überschriften mögen die Vielseitigkeit
andeuten: Sonne — Alte Bäume — Gartenwege —
Mauern im Garten — Treppen — Ruheplätze —
Laubengang und Pergola — Wasser — Figürlicher
Schmuck — Von Laubengängen — Hecken — Kletter-
pflanzen usw. Auch die sachlichen Dinge fehlen nicht

— Der Hofplatz — Der Kompostplatz — Einiges
über Wasserleitungen — Gewächshäuser und Früh-
beete — Einiges über Kleinviehgelasse — Blumen-
kästen — Vom Blumenstrauß — Zimmerblumen.
Zwei Abschnitte geben „Grundsätzliches über Um-

änderung bestehender Anlagen“ und „Einiges über Er-
weiterungen“. Hinzu treten noch Kapitel über Fragen
allgemeiner Natur: „Mehr Wirtschaftlichkeit durch
Zusammenarbeit“, weist an Hand von Beispielen aus
der Praxis hin auf den Wert engster Zusammen-
arbeit des Bauherrn mit Architekten und Garten-
gestalter. „Mehr künstlerische Gesinnung“ richtet
sich vor allem gegen die Verbindung von Garten-
gestalter und Übernehmer, da der Künstler, der
zugleich Kaufmann ist, seiner Kunst eine Konzes-
sion wird machen müssen, denn der Kaufmann will
mit dem Höchstverdienst am Objekt rechnen. Wenn
dies auch nicht für jeden Fall zutreffen wird, so
dürfte doch dem Verfasser zuzustimmen sein, wenn
er das Ideal für die freie und vollkommenere Ent-
wicklung unserer Gartenkultur sieht im Garten-
architekten ohne den Hang zum Unternehmer und im
Unternehmer ohne künstlerische Eitelkeit. Mit einem
Wort: In dem „Auftraggeber“ geiselt der Verfasser
das allgemeine übliche Geschäftsgebahren der kosten-
losen Vorprojekte. Er weist daraufhin, daß der
Gartenarchitekt damit seine Leistungen selbst herab-
setzt. „Jegliches Ansinnen dieser Art seitens des
Auftraggebers wird er in Zukunft ablehnen müssen.
Will er aus diesen Übelstand herauskommen, so
hilft nur ein seinem Berufsgenossen gegenüber ge-
wahrtes Taktgefühl, und man möchte hoffen, daß
dieses Taktgefühl recht bald Allgemeinheit aller
Berufsgenossen werde.“ „Wenn Kultur und Kunst
Eingang in unsere Gärten finden sollen, so muß mit
diesen Gepflogenheiten aufgeräumt werden. Der
Bauherr hat als erster das Wort. Nur die auf Grund
seiner Wünsche und Lebensgewohnheiten bearbeitete
Planung wird ihm aus dem Garten zum Segen ge-
reichen.“ Den Schluß des Buches bilden Pflanzen-
listen. Sie machen auf Vollständigkeit keinen An-
spruch. Sie sollen orientieren, sollen führen, wenn
der Auftraggeber eines jener zahlreichen Preisver-
zeichnisse zur Hand nimmt, deren endlose Namen-
folgen ihn gar zu leicht in Verwirrung bringen.

Diese kurzen Inhaltsangaben geben ein Bild
von der Fülle des Gebotenen. Dazu denke man
sich den Stil von Harry Maaß — die bilderreiche
Sprache. Ein Beispiel: Gartengestalten „fordert
schließlich bei all dem Organisierten, dem rein Nüch-
ternen — denn das Gartenplanen ist eine ganz
nüchterne Sache -— aber auch den lebendigen Geist,
der das ganz Zarte und Feine umfängt, das aus
Grün und Farben, aus Duften der Blumen, aus
Schollenduft und weichendem Tagesdämmern, aus
nächtlichen Falterflügeln entweicht. Denn unsere,
bei aller Sachlichkeit und Nüchternheit dennoch für
dieses erdgebrannte Erdenferne nicht völlig erstarrte
Seele, dieses Göttliche im Menschen, sie ist es ja, die
uns beim Anblick des aus nächtlichem Dämmern
geheimnisvoll auflodernden Feuerschlundes einer
liebesbrünstigen Lilie für eine Weile mit echter
Frömmigkeit erfüllt . . . .“ In dies Gewand sind
nun eine Reihe wertvoller sachlicher Ratschläge und
Winke des praktisch erfahrenen Gartengestalters
gehüllt. Wer die Muße findet, das Buch geruhsam
durchzulesen, wird — abgesehen von gerade in
solcher Form wenig erträglichen Wiederholungen —
auch seine Freude an der blumenreichen Sprache
finden können. Und daß hier nicht nur Worte, son-
dern auch Taten dahinter stehen, lehren die vielen
beigegebenen Pläne und Photographien geplanter
und ausgeführter eigener Arbeiten des Verfassers,
von denen auch die Mehrzahl der Fachleute noch
viel wird lernen können. Hugo Koch, Hamburg.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutsdien Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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