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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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No. 1 - No. 10 (1. Januar - 13. Januar)
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Heidelberger

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.

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No. tO. ;

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Karlsruhe, 9. Jan. Unter dem Titel: Das südweſt-
liches Deutschland, seine Stimmung , seine Ansichten und Wün-.
sche,, in Beziehung auf die gegenwärtigen politiſchen Konjunk-
turen , iſt in der Chr. Fr. Müllerſchen Hofbuchhandlung dahier
oine Brochüre (1 Bogen 8.1 erſchienen, auf welche wir unſere
Leser auſmerkſam machen wollen.. . Der Verfasser hat sich zwar
nicht genannt;. allein er braucht es auch nicht; man kennt ihn
doch. Die gründliche Anffaſſung, das klare Zurechtlegen, das
milde Urtheil,. die Werthung der Staatskräfte, die zu den
Debats hinneigende Ansicht über Thiers, die beigegebene Dar-
stellung der Volksvermehrung in oerſchiedenen Ländern, tau-
send Kleinigkeiten verrathen dean Verfasser des öffentlichen Kre-
dits. in dieſer Brochüre. Sie unterrichtet und belehrt uns nicht
nur über das,, was auf dem Titel ſteht, sondern auch über
den rechten Ton, mit den Franzoſen zu sprechen. Diese Schrift,
weun ſie in Frankreich Eingang findet, wie zu erwarten iſt,
wird zei dem. nicht fanatischen Theile des Publikums das Ge-
lüſte nach dem linken Rheinufer mehr abkühlen, als alle Reime
von „Raben und haben“ , und für den Frieden beſſer wirken,
als die Trompetenſtöße, welche preußifchen Zeitungen in dem
Augenblicke geſtattet werden, wo sie nicht nöthig sind. Wir
sind mit dem Hrn. Verfaſſer zwar einverſtanden , daß die jetzige
französische Regierung nicht ernstlich beabsichtige, uns mit Krieg
zu überziehen. Dazu iſt sie zu klug und zu nüchtern. Aber
die Lage könnte sich ändern, wenn Frankreich einmal aus seiner
Isolirung heraustritt , oder wenn dort, mit oder ohne Grund,
die Meinung herrſchend würde, daß eine Koalation gegen das
heutige Frankreich im Werke ſey. Die ruſſiſche Allianz, drren
Zweck wäre,, Frankreich in den Besitz des linken Rheinufers
zu ſetzen, wird zwar in der Vorrede als nicht gedenkbar von der
Hand gewiesen; allein ein Bündniß mit Rußland, zu größern
beiderseitigen Zwecken, unter dessen Stipulationen sich auch der
Beſitz des linken Rheinufers für Frankreich befände, kann
ſchon darum nicht für ungedenkbar gelten,, . weil die Reſtauration
wirklich daran gedacht hat, Unbedingt stimmen wir aber der
Ansicht bei, daß die Besorgniſſe der Bevölkerung am deutschen
Oberrhein, ihr Ruf nach Maßregeln zu Schuß und Wehr,
hauptsächlich in dem Gedanken ihre Wurzel. haben,. daß die
hinter dem Rücken der französischen Regierung lauernden Par-
theien zur Gewalt. gelangen könnten. Dieſe Leute sind Fana-
tikerz mit ihnen iſt keine Verſtändigung möglich , als auf dem
Schlachtfelde. Der Wahn uvielex Franzosen iſt unser Feink;.
die Macht Frankreichs unter den gegenwärtigen Institutionen
|.! nicht, weil. der König und seine Räthe zu gute Rechner
ind, und die Kraft des einigen Deutſchlands kennen. Louis
Philipp spielt nicht „Eins gegen Vier oder Fünf“ ;. „zwei
gegen drei" wäre eher möglich. ~ Wir wollen die Brochüre
nit usſehreiten,. sondern dem Leſer überlaſſen, sie nach-
tt 1140} tet vil , 1435.12 z128u11 . fi: B.. Z.): :

. Frank fnyt a. M., 4. Jan. Das. alte,. mit ſo st.:

f

Mittwoch , den 13. Januar

1841.

it ESP Eí;

schönen Hoffnungen uns entgegen lächelnde Jahr hat einen sehr
traurigen Ausgang genommen, und: seinem Rachfolger auf
dem Throne faſt nur Schulden hinterlassen. 11nd was das
Schlimmſte iſt, ſtatt daß man dem Gesetze des Glückwechsels
zufolge nun hoffen möchte, das neue Jahr werde zum wenig-
sten diese Schulden bezahlen, iſt vielmehr auch hier die Be-
ſorgniß allgemein, daß es. die Schulden jeder Art nur noch
vermehren werde. Was zunächſt unser liebes Deutschland be-
trifft, so wiſsſen Sie selbt, wie die Stimmen aus dem Norden
lauten. Daß nun, nachdem in Hannover das in anerkannter
Wirksamkeit beſtehende Staatsgrundgesetz hülflos einem könig-
lichen Patent unterlegen, auch in Kurheſſen das verfassungs-
mäßige Steuerbewilligungsrecht der Ständeverſammlung that:
sächlich durch ein Reſcript außer Kraft geselzt und in dieſem
Erlaß der Mehrheit der Landstände „Verirrungen“ zur Laſt
gelegt worden, bloß weil sie einen fernern Beitrag zum Theater
und den Koſtenbetrag für Errichtung eines zum Bundeskontin-
gent nicht erforderlichen Kavallerieregiments verweigert, hat die
auch hier ſehr zahlreichen Freunde des konſtitutionellen Rechts mit
Vetrübniß und ernſter Beſorgniß für die Zukunft erfüllt. (A. Z.)
Berlin, 4. Jan. Dem Vernehmen nach wird das ſonſt
alljährlich am 18. Jan. gefeierte Ordensfeſt fortan nicht mehr
ſtateffinden. Es soll dieser Tag in diesem Jahre sowohl wie
auch känftighin unter dem Namen eines Krönungsfeſtes, zur
Erinnerung an den 18. Jan. im Jahre 1701, an welchem
Friedrich Wilhelm I. sich in Königsberg die Krone auſſeßte,
feſtlich begangen werden, ohne daß jedoch, wie es sonſt üblich
war, an dieſem Tage vorzugsweise die Orden verliehen werden
sollen. ~ Obriſt v. Radownitz, welcher vor einigen Tagen hier
angekommen iſt, wird, wie es heißt, nicht nach Frankfurt
zurückgehen, sondern in unserer Residenz. verbleiben. ~ An die
Stelle des verſtorbenen Kammergerichtspräsidenten Einbeck,
welcher dem kurmärkiſchen Pupillenkollegium vorſtand, iſt der
ſeitherige Vizepräsident des Oberlandesgerichts zu Glogau, Hr.
Kunow , vom König hieher berufen worden. –~ Das Berliner
Wochenblatt, von welchem früher allgemein behauptet wurde,
daß daſſelbe mit dem Schluſse des Jahres 1840 eingehen werde,
hat bereits einen neuen Jahrgang unter derſelben Redaktion
begonnen.. ; (A. Z.)
Wien, 5. Jan. Gestern ſtarb hier der zweite Vizepräsident.
der oberſten Juſtizſtelle, Graf v. Lichtenberg.
Osnabrück, 4. Jan, Unſserm Stüve iſt heute Landdro-
ſleiſeitig . angekündigt worden, daß er wegen des Drucks der
Defension eine Strafe von 50 Rthlrn. binnen acht Tagen un-
fehlbar zu entrichten habe. „: (H. C.)...
CGraubuünden. Cin Hantelsbrief aus Oberitalien spricht
von. einer beträchtlichen Vermehrung der öſtr. Truppenmacht
im Lombardiſchen. ; ; (Züricher Z.)
_ Bern, 6. Jan. Das erſte Kreisschreiben des neuen Vor-
ortes erklärt deſſen Grundſätze : „ſtrenge Neutralität und freund-
 
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