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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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No. 191 - No. 200 (18. August - 28. August)
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gHeidelberger



Tageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



No. 200.

Samstag , den 28. Auguſt

1841.





Karlsruhe, 26. Aug. Heute Morgen um 7 Uhr sind
Itrre königliche Hoheit die Großherzogin, mit Ihren Hoheiten
dem Erbgroßherzog, dem Prinzen Friedrich und der Prinzessin
Alexandrine , nach Scheveningen abgereist, woſelbſt Allerhöchſt-
dieſelben am Abend des 28., als dem Vorabend des allerhöch-
ſten Geburtsfeſtes Sr. königlichen Hoheit des Großherzogs , ein-
treffen und Allerhöchstihrem durchlauchtigſten Gemahl durch
dieſe persönliche Ueberbringung Ihrer Glückwünſche eine freu-
dige Ueberraſchung bereiten werden. In dem Gefolge Ihrer
königlichen Hoheit befinden sich die Frau Oberhofmeiſterin von
Edelsheim , Exzellenz, Kammerherr v. Rink undMajor v. Hin-
celdeh. Se. königliche Hoheit der Großherzog befinden sich,
nach den letzten Nachrichten aus Scheveningen in erwünſchte-
ſtem Wohlseyn. (K. Z:)

Baden, 24. Aug. Seit etwa 14 Tagen hält der Glanz
der Saison sich auf der gleichen bemerkenswerthen und kaum
gehofften Höhe, und die Geſellſchaft iſt in einem Grade zufrie-
Dengeſtellt, der sich schwerlich überbieten läßt. Die leuchtend-
ſten Punkte der zahlloſen geselligen Vergnügungen ſsind die er-
leſenen Versammlungen bei I. k. H. der Großherzogin Stephanie,
und die belebten Feſte bei der Gräfin Merlin, welche IJ. k. H.
mit den Prinzessinnen und andern erlauchten Badgäſten mit
Höchſtihrer Gegenwart zu beehren pflegt. (K. Z.)

Darm stadt, 238. Aug. Noch iſt unentſchieden, wer an
die Stelle unseres verſtorbenen Finanzminiſters Frhrn. v. Hof-
mann treten wird, und wahrscheinlich entscheidet sich die Sache
erſt nach der Rückkehr des dirigirenden Staatsminiſters, Frhr.
du Thil aus Karlsbad, wo er bisher verweilte, Indessen iſt
doch jett große Wahrſcheinlichkeit dafür da, daß aus den Kan-
didaten, die das Publikum bisher nannte, der Präfident der
Oberfinanzkammer, Hr. v. Kopp dahier, den Vorzug erhalten
wird. Seine obenerwähnte Stelle nimmt er nun schon 21 Jahi
einz er zählt 741 Lebensjahre. – Das neue Strafgesetz i|

bis jetzt nicht erſchienen. Vor dessen Erscheinen wird der neue

Landtag schwerlich eröffnet werten. Auch wirkt wohl auf des
letzteren späteres Eröffnen der Tod des Finanzminiſters u. Hof-
mann, indem aufs dem nächſten Landtage, außer anderen Vor-
ſchlägen im Finanzfache, eine Trankſteuerordnung zur Vorlage
erwartet wird. Dazu bedarf es aber, nach der Besetzung jenes
Poſtens , noch mehrerer Vorbereitungen. Ueberhaupt iar früher
eine Art Gewohnheit, den Landtag immer sehr spät in der Fi-
nanzperiode zu berufen, wodurch sich dann freilich die weitere
üble Gewohnheit forterbte, das alte Finanzgesetz durch Ordonnanz
noch auf Theile der neuen Finanzperiode ausgedehnt zu ſehen.
Man wollte jene Gewohnheit abſchaffen; aber nun ſtellt ſie
ſich doch wohl wieder ein. ö

_ Berlin, 19. Aug. Geſtern iſt hier auch der französische
Generallieutenant u. Rumigny eingetroffen, der sowohl hier als
in Schlesien den Manöuvren beiwohnen wird, die zum Theil
jezt und zum Theil im nächſten Monat ſattfinden. ~ Die



A : ESD



von mehreren Zeitungen gegebene Nachricht, daß außer den
Profeſſoren Ranke und Preuß auch noch Profeſſor Voigt in
Königsberg zum Hiſtoriographen ernannt ſcy, iſt ungegründet.
Es hat in Preußen immer nur zwei Hiſteriographenämter ge-
geben: eines sür das Haus Brandenburg (das jelzt dem Pro-
feſſor Preuß übertragen worden) und eines für den preußiſchen
Staat (das dem Prof. Ranke zu Theil wurde). Prof. Voige
dagegen ist Direktor des Archivs im Königreich Preußen, welche
Funktion er bereits seit längerer Zeit beklcidet. (A. Z.)
Oeſtr eich. Der Vote für Tyrol meldet aus Innsbruck vom
11. Aug.: „„Als eine meteorologische Merkwürdigkeit verdient
angeführt zu werden, daß wir geſtern hier ein Gewitter, oder
vielmehr eine Reihenfolge von Gewittern hatten, welche ohne
Unterbrechung durch beinahe 11 Stunden, von 1 Uhr Mor-
gens bis nahe an 3 Uhr Nachmittags , dauerten. Dabei reg-
nete es die ganze Zeit hindurch sehr heftig, während auf den
Hochgebirgen Schnee fiel, der die Temperatur bis zur Em-
pfindlichkeit herab drückte, obwohl dieselbe am vorhergegange-
nen Tage durch den anhaltend wehenden Sirokko auf 24 Grade
im Schatten, Nachmittags 4 Uhr, gehoben worden war. Das
Gewitter war in manchen Momenten sehr hestig, so daß dex
Blil! an 2 oder 8 kirchlichen Gebäuden herab gefahren seyn
soll, jedoch ohne auffallende Spuren zu hinterlaſſen.n (Eins
ähnliche Erscheinung zeigte sich am nämlichen Tage in Wien
von 5 Uhr Nachmittags bis gegen 9 Uhr Abends.) ;
Paris, 24. Auguſt. Der König und die königliche Fa-
milie werden die Stadt Eu gegen Ende dieser Woche -oder An-
ungs der nächſten wieder verlaſſen, um sich nach St. Cloud!
zurückzubegeben. ~ In Bezug auf tie geſtern atigedeuteten
Ersetzungen und Ernennungen, die demnächſt im diplomati-
ſchen Corps ſtattfinden würden, bemerkt der „Moniteur pari-
sien“, daß dieselben zum wenigsten voreilig sehen; es würden
zwar in kurzem Aenderungen unter den franz Gesandten ein-
treten; allein, obschon er glaube , daß ein Theil der gemelde-
ten Aenderungen sich verwirklichen werde , so könne er doch
auch versichern, daß noch nichts beſchloſſen sch. – Wir ver-
nehmen, daß drei oder vier Madrider Pulliciſten, welche der
Königin Marie Chriftine günſtige Journale redigirên , in Paris
eingetroffen sind. Der rusſiſche Botschafter, Graf Pahlen , iſt
seit Samſtag Abend in Paris wieder zurück. – Geſtern hatte
die Eröffnung der Session der Generalconseils der Departe-
mente ſtatt. – Dem Ministerium sind dieſen Morgen Depe-
schen aus Toulon zugekommen , welche melden, daß sich wieder
mehrere Stämme dem General Bugeaud unterworfen haben.
Toulon, 21. Aug. Es sind Nachrichten aus Algier vom
16. Aug. eingetroffen. Der Generalgeuverneur Bugeaud war,
nachdem er Moſtaganem und Oran beſucht und die verſchicde-
nen militäriſchen Etabliſſements an diesen Orten inspicirt hatte,

am 14. Ubends in Algier wieder zurück. Ein Theil des mäch-

tigen Stammes der Medjeher hat sich unterworfen , und alles
 
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