Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI Kapitel:
No. 221 - No. 230 (22. September - 2. Oktober)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42548#0933

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Heidelberger



TC ageblätter

für Verkündigung, Nolitik und Unterhaltung.



No. 229.

Freitag, Den 1. Oktober

i 84 1.





Auf das , mit dem 1. Oktober beginnende (4.) Quartal der Heidelberger Tageblätter nebſt Landwirthſchaftlichen Berichten,
werden bei der unterzeichneten Cxpedition, so wie ber allen reſp. Poſtämtern Bcſtelungen angenommen.

Heidelberg, im September 1841.

IBI

G. Reichard.



Karlsruhe, 29. Sept. Heute Mittag um 12'/, Uhr iſt
S. D. der k. k. öſtreichiſche Haus - , Hof- und Staatskanzler
Fürſt von Metternich auf der Reise nach Wien dahier einge-
troffen und, der vorausgegangenen Einladung zufolge, im
großh. Residenzſchloſſe abgeſtiegen. Dem Hrn. Fürſten zu
Ehren war großes Diner bei Hofe, welchem die oberſten Hof-
chargen, die hier anwesenden Mitglieder des diplomatischen
Korps, sowie die Mitglieder des großh. Staatsminiſteriums
beiwohnten. Nach der Tafel stattete Se. D. dem Hrn. Mark-

grafen Wilhelm , Hoheit, in Höchſtdeſſen Palais einen Beſuch

ab, und beurlaubten sich sodann bei IJ. kk. HH. dem Groß-
“ herzog und der Großherzogin. (K. Z.)
Karlsruhe, 28. Sept. Das am 25. d. M. Nachmittags
ſtattgefundene Ungewitter, begleitet von Sturm und Hagel,
hat, wie die vielen uns zukommenden Berichte aus verſchiede-
nen Gegenden .des Landes übereinſtimmend besagen, leider
überall mehr oder weniger bedeutenden Schaden an Häuſern
oder Rebbergen angerichtet. Besonders hart empfinden die
Weinbau treibenden Distrikte diesen Verluſt jetzt, nahe der
Weinlese, die an manchen Orten einen im Gegensatze zu den
früher gehegten Befürchtungen einer gänzlichen Mißlese, nicht
ganz unbedeutenden Ertrag in Aussicht geſtellt hatte. (K. 3.)
K e h l, 26. Sept. Mit den Erdarbeiten an der Strecke
unserer Eiſenbahn von hier bis Appenweier geht es ziemlich
raſch voran. Ueber 300 Arbeiter sind bis jetzt daran beschäf-
tigt, und sobald die Feldfrüchte alle unter Dach gebracht sind,
wird wohl auf die doppelte Anzahl derselben gerechnet werden
können. Die Linie geht, mit Ausnahme einer Krümmung
dei Kork, beinahe in gerader Richtung Appenweier zu und ein-
zelne Strecken derselben sind auch schon beendigt und die Böſchung
mit Rasen bekleidet. Das Material zum Auftragen des Schie-
nendammes wird an den meiſten Stellen so erlangt, daß man
nebenan Gräben aushebt und die erhöhte Kunſtſlraße hieraus
bilde. Wäre das zu vermeiden und würde dadurch der Koſten-
aufwand nicht zu groß, so wäre es gewiß beſſer, das Material
von anderen Stellen herbeizuführen; dadurch würde sich der
Damm nicht sehr über das Niveau des Bodens erheben, und
die Gefahr bei etwaigem Ausweichen des Wagenzuges aus
seinen Geleiſen bedeutend vermindert werden. Das wüirde aller-
dings einen weit größern Koſtenauswand verursachen. Da die
Erdarbeiten loosweiſe verſteigert sind, und jeder sein Loos so
bald wie thunlich zu vollenden sich beſtrebt, wird beinahe an
allen Theilen dieser Strecke zugleich gearbeitet, und mon
sieht mit dem kommenden Frühjahre der Beendigung des Erd-
körpers entgegen. Cs könnte dadurch wohl möglich werden,
daß im nächſten Spätsommer die Bahn bis Baden (Oos fahr-



bar wäre, oder, wie noch sanguiniſchere Hoffnungen sich ver-
lauten lassen, sogar bis Karlsruhe. Wir mwünſchen es von
Herzen und das um so mehr, als die Nachtheile, die uns
durch die jenseitige Bahn erwachsen, jeden Tag deutlicher
hervortreten. ; (K. Z. )

Von der obern Donau, 23. Sept. Ueber den Fort-
gang des großen Werkes, womit Hr. Wagner aus Frankfurt,
der bekannte Erfinder einer elektro-magnetiſchen Maſchine, be-
schäftigt ißt, haben öffentliche Blätter in der letzten Zeit mehr-
fache unrichtige Nachrichten verbreitete Ich kann Ihnen fol-
gende Notizen in dieser Beziehung als zuverläſsig mittheilen.
Hr. Wagner befindet sich ſchen seit längerer Zeit in Zitzenhauſen,
einem fuürſtl. 1ürſtenbergiſchen Ciſenwerk bei Stockach, wo er
emſigſt seine Arbeiten fördert. Cr läßt Niemanden zu ſich, als
den Inſspektor des Cisenwerkes, Hrn. Müller, nach deſſen
früheren Aeußerungen das Gelingen des Unternehmens keinem
Zweisel unterliegt. Vor einigen Tagen nun wurde ein Ver-
ſuch mit einer kleineren , dreiräderigen Probemaſchine gemacht,
und dieselbe mit etwa 70 Zentnern beſchwert. Der Verſuceh
ſoll vollkommen befriedigend ausgefallen sehn, und Hr. Wags-
ner die Maschine so in Händen haben, daß er sie ganz nach
Belieben lenken und ſtellen konnte. Das Gelingen wäre tem-
nach gesichert, und es bliebe nur noch zu wünſchen übrig , daß
das Unternehmen bald im Großen ausgesſührt werde. (Obd.3Z.)

München, 26. Sept. Se. k. H. der Prinz Karl von
Baiern, der, aus Schleſien zurückkehrend, geſtern in hl
burg übernachtet hat, wird diesen Abend hier ankommen und
sich wahrscheinlich morgen ſchon nach Tegernsee begeben, wo
bereits seit zwei Tagen I. M. die Königin von Preußen zum
Beſuch ihrer königlichen Mutter verweilt.

Berlin, 22. Sept. Mit großem Vergnügen melde ich
Ihnen, daß die Plünderer unseres antiquariſchen Muſeums
entdeckt sind; wahrscheinlich wird man nun auch zu dem ge-
ſtohlenen Gut gelangen, da die Zeit zu deſſen Zerſtörung faſt
zu kurz war. Die Diebe gelangten von der Waſſerſeite aus in
den Garten, was sich aus dem von den Verbrechern als unnütz
weggeworfenen Fremdenbuch , das in der Spree gefunden ward,
ergab. Weitere Spuren waren augenblicklich nicht vorhanden.
Da erfolgte indeß oon einem Wirth eine Anzeige an die Po-
lizei, daß sich bei ihm eine Gesſelſſchaft angesiedelt habe, die
im Geldverſchwenden keine Grenzen kenne, und verdächtiger
Natur sey. Die Polizei war ſchnell bei der Hand, und da sis
in dem Haupt der Geſellſchaft einen erſt kürzlich aus der Etraf-
haft in Brandenburg entlaſsenen Freibeuter erkannte , so zögerte
ſie nicht mit der gefänglichen Verwayrung, bis sich die Herren
über die Quellen ihres Reichthums ausweisen würden, Die
 
Annotationen