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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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No. 261 - No. 270 (8. November - 18. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42548#1073

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Heidelberger Tageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



No. 262.







pr

Frankfurt a. M. 4. Nov. Der K. Preußiſche Bundes-
tags-Gesandte, Frhr. v. Bülow , soll morgen hier eintreffen.
Der Ks. Oeſtr. Präsidial-Geſandte, Graf u. Münch-Belling-
hausen, der sich demnächſt in Wien vermählen wird, dürfte,
wie es neuerdings heißt, wieder auf seinen Poſten hieher zu-
rückkehren. – In der letten Nacht starb hier, nach mehr-
wöchentlichen ſchmerzlichen Leiden, der Senator Dr. Schmid,
Mitglied des Appellations-Gerichts und im verfloſſenen Jahre
jüngerer Bürgermeiſter. In seinem richterlichen Wirkungskreiſe
besonders hatte sich der Verſtorbene, der sein 47. Jahr noch
nicht erreicht hatte, den Ruf einer strengen Rechtlichkeit, ge-
paart mit unermüdlicher Thätigkeit, erworben. ;

München, 4. Nov. Se. M. der König von Preußen
wird am 11. Nov. hier erwartet, und dürfte bis. zum 15. in
unsrer Stadt verweilen. ~ Wie verlautet, wird Se. k. Hoh.
der Kronprinz am 10. d. aus Hohenſchwangau hier eintreffen.
Ihre. k. Hoy. die verwittwe Großherzogin von Baden ſoll über
morgen ihre Rückreise antreten. (A. Z.)

Berlin, 31. Oct. Großcs Auſſehen macht hier die Nach-
richt, daß der päpstliche Stuhl die auf den würdigen Domca-
pitular Hrn. Knauer. gefallene Wahl zum Fuürſtbiſchof von

Dinstag, Den 9, November

E 7 ]

Breslau nicht beſtätigte, und zwar weil dieselbe nicht in kanoo

niſcher Weise ſtaitgefunden habe. Die Behauptung , daß diese
Wahl nur darum mißfällig erſcheine, weil ſie auch den Beifall
der Regierung uud der außerhalb der katholischen Kirche ſte-
hengen Schlesier hat, iſt wohl als unbegründet zu betrachten,
da ja in der neuern Zeit auch von Rom Beveiſe. gegeben wor-
den, daß man Friede und Einigkeit unter den Confesſſionen
wieder hergeſtelt wünsche. Jedenfalls glaubt man, daß auch

die neue Wahl, bei welcher man einige vielleicht früher unbe-

achtet gebliebene Formen genauer im Auge behalten wird, kei-
nen andern als den eben gedachten Hrn. Knauer treffen werde.

~ Der General v. Hüſer bisheriger Commandeur der 16ten

Division in Trier, iſt zum Commandanten von Berlin, an
die Stelle des verſtorbenen Generals v. Löbell ernannt worden.
— Profeſſor Rückert wird seine Vorlesungen über orientalische
Litteratur erſt am 1. Dec. beginnen, Schelling jedoch die sei-
nigen über Philoſophie der Offenbarung schon im Laufe dieser
Woche anfangen. Es hat sich bereits eine ungemein große
Zahl von Perſonen zu den Vorlesungen Schellings gemeldet.
Se. Maj. hat das Entlaſſungsgesuch des Üezctat: v. ß):;
mann, das derselbe seines Geſundheitszuſtandes wegen einge-
reicht hatte, auf eine huldvolle und ehrende Weise abgelehnt,
indem in der Resolution gesagt war, der Staat könne die
Dienſte eines so verdienten Officiers nicht entbehren.
_ Aus Rheinhessen, 31. Oct. Oeffentliche Blätter be-
mühen sich faſt ängs lich , den Nachtmusiken , die man im nörd-
lichen Deutſchland dem Hofrathe Welcker brachte , eine Herab-
stimmung und einen Schatten beizugeben, als ob es etwas fo

1841.

Entsetzliches wäre, wenn irgend einem Manne von Bedeutung
eine Nachtmusik gebracht würde. Wenn es verargt werden
ſollte q daß ein Mal aus freien Stücken Jemand geehrt werde,
was sind dann andere Ehrenbezeugungen werth, die nicht auf
solche Art entſtanden sind, und was liegt überhaupt daran,
daß eine freie Aeußerung sich kund thue? es ſcheint ja beinahe,
als ärgere solche Leute jede auf irgend eine Art abweichende
Ansicht, und als müsse sogleich ein Charakter verdächtigt wer-
den’, weil er anders denkt. Solche microscopiſche Detaillirun-
gen der Denkweise eines Andern , und solche Secirungen und
Kritiken ziemen sich gar nicht in einem großen Volke, das
eben dadurch nicht kleinlich iſt, daß es alle möglichen Ideen
verarbeitet und als ein Organismus, nicht als eine Maſchine
erſcheint. Wir theilen nicht die Anſichten des Hrn. Welcker,
weil sie nicht ausführbar scheinen, sind aber überzeugt, daß er
weder ein Freund der Franzosen, noch ein Gegner des Zoll-
vereins, noch irgend ein Widerspenſtiger der That nach iſt, son-
dern nur, daß er anders denkt, als Viele, und daß ſolches
Andersdenken überhaupt das Denken eines großen Volkes vor
fauligem Sumpfwerdeu behütet. (Rh.- u. Mosel-Ztg).
. Vom Main, 2. Nov. Die Partisanen der Fremden ſind

jetßt wieder sehr thätig , um die öffentliche Meinung in Deutsch-
land zu Gunſten ihrer Mandanten zu bearbeiten. So finten
wir in mehreren deutschen (mit Schaam ſprechen wir es aus)
Blättern Artikel, worin den Anmaßungen Hollands und ter
ſelbſisüchtigen Handelspolitik Englands das Wort geredet wird.

Wir heben ovorerſt nur folgenden der „Hamburger Börsenhallen.
aus : H Wenn die Rheinuferbewohner das Recht haben ſolen,

durch rin fremdes Gebiet bis in die See zu fahren, warum
sollen denn die Baiern nicht ebenfalls mit ihren Dampfſſchiffen
die Donau hinab bis ins schwarze Meer zu fahren das Recht
haben ? Oeſtreich, das Haupt des deutſchen Bundes, würde
das eben so wenig erlauben, als es den Baiern, Mitgliedern des
Bundes , erlaubt, mit ihren Dampsſchiffen bis Wien zu kom-
men, und sie nöthigt, nicht weiter hinab, als bis Linz, zu
fahren. Cin fremder souveräner Staat soll also gezwungen werden,
Das zu thun, was ein Bundesſtaat sür einen andein nicht thut !“
Der hochweise Mann ſcheint die Rheinſchiffahrtskonvention , die
Holland am 31. März 1831 unterzeichnete, zu vergeſſen oder
abſichtlich zu ignoriren. Diese ſetzs in einer ihrer Hauptbe-
ſtimmungen feſt, daß die Schiffahrt auf dem Rhein bis in die
See für alle Uferſtaaten frei seyn solle. Indeß, es iſt ganz

natürlich, daß, da sich Holland an diesen Vertrag nicht kehrt,

der Holländer in Hambung ebenfalls thut, als ob er nicht
da wäre. Nach dem von ihm ausgeſprochenen Grundſatze ſtünte
es uns ebenfalls frei, die Lolländer auf dem deutschen Theil
des Stromes nicht fahren zu laſſen, wir hät en so nicht nöthig,
die Konkurrenz ihrer Dampf- und Segelschiffe zu dulden. So
schlagen sich Die,, die eine ungerechte Sache verfechten, mit
ihren eigenen Waffen. ( CFränk. M )
 
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