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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI Kapitel:
No. 61 - No. 70 (13. März - 24. März )
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ljeidelberger



für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



T ageblätter





No. 68.

Moyuntag, den 22. März

1841.



Stuttgart, 15. März. Man trägt sich viel mit der Rede
von der Errichtung einer Landwehr, ganz nach preußiſchem
Muſterz; und daß die Regierung beabsichtige, den Kammern ein
bezügliches Gesetz zum nächsten Landtag vorzulegen. Hier ist
eine allgemeine, militärisch-organisirte Landesbewaffnung , die in
bedeutender Maſſe und in schneller Zeit ſchlagfertig da ſteht,
durchaus am Platz, und, wie sehr auch das verjährte Her-
kommen sich gegen jede wohlthätige Neuerung ſperrt, kann es
nicht fehlen, daß über kurz oder lang eine so nothwendige Ein-
richtung doch ins Leben tritt. Mit Leichtigkeit kann unser Land
bei einer Bevölkerung von 1,700,000 Seelen fünfzigtausend
Mann Landwehr ins Feld ſtellen. (Köln. Z.)

Karlsruhe, 18. März. II. k. HH. der Erbgreßherzog
und die Erbgroßherzogin von Heſſen sind heute Mittag auf
höchſtihrer Rückreiſe von München zum Besuche der großh. Fa-
milie dahier eingetroffen und im großh. Reſidenzſchlosse abgeſtiegen.

München, 16. März. Wie man ſſeit gestern versichert,
iväre es nunmehr entschieden, daß Geheimrath v. Schelling
nicht aus kön. baieriſchen Dienſten tritt, doch ſoll ſich derſelve
auf einige Zeit, man ſagt auf ein Jahr, nach Berlin begeben,
wozu ihm bereits von Sr. M. dem König Ludwig der Urlaub
zugesichert ſen. Diese Sage, die mehr als Gerücht zu ſeyn.
ſcheint, verbreitet im Publikum viele Freude.

Köln, 13. März. Wie man vernimmt, wollen die den
Mittelrhein befahrenden Damjpſſſschifffahrtsgesellſchasten bei der
großh. heſſ. Regierung einen Antrag. auf Schadenersatz für die
Einbuße ſtellen, welche ihnen durch die erfolgte Sperrung , resp..
Erſchwerung ihrer Fahrten nach Biebrich, und die daraus her-
vorgehenden Hemmungen des gewohnten Verkehrs an Paſſa-

gieren und Gütern von dieſem Orte bereits erwachsen sind und
noch ferner erwachj]en müſſen, bis die angeordnete Wegſchaffung des
Steindammes vollbracht, und alles im früheren Stande seyn
wird, was wohl noch einige Zeit anſtehen dürfte.

Berlin, s. März. Wie verlautet, soll unser milder Re-
gent die Untersuchungssache gegen den Vr. Jacobi in Königsberg,
welcher, wie bekannt, sich als Verſaſſer der Broschüre ,,vier
Fragen“ freiwillig gemeldet hat, niederzuſchlagen befohlen haben.
Nach Mittheilungen {wäre diese Schrift mit vielen Hunderten
von Unterſchriften, unter denen. sich auch die der renommirtesten
Profeſſoren von der Universität zu Königsberg befinden, dem
jelzt für die Provinz Preußen zu Danzig versammelten Landtage
eingeschickt worden. (F. I!.)

HBerlin, 16. März. Bei der hiesigen franz. Gesandiſchaft
wilt man mit Beſtimmtheit wiſſen, daß der Graf von Breſſon
wieder auf seinen Gesandtschaftspoſten nächstens nach Berlin
zurückkehren wird. Dieser Diplomat hat sich während seines
langjährigen Aufenthalts in unsrer Hauptstadt durch sein leut-
ſeliges Venehmen und durch ſeine sreigebige Mildthätigkeit die
| Gunſt aller Stande hier. im höchsten Grade erworben, so daß
die Nachricht von seiner baldigen Rückkunft überall einen freu-



digen Eindruck macht. – Der Studiendirektor und Domherr
zu Olmütz, Graf v. Schaffgotſch, ein reicher, frommer , leut-
seliger und gebildeter Geiſtlicher, wird in der neueſten Zeit zum
Fürſlbiſchof von Breslau bezeichnet. Von allen Kandidaten zu
diesem Bischofssitz möchte wohl derselbe noch die meiſte Aussicht
auf diese wichtige Prälatenstelle haben. – Wie man hört, be-
absichtigt der König, künſtighin den Hofrathstitel gar nicht
mehr zu ertheilen. Es iſt in der That mit demſelben ein Miß-
brauch getrieben worden, indem jeder Actuarius oder sonstiger
Subalternbeamte sich sehr leicht durch Connexion dieſen Amts-
titel zu verschaffen wußte. .
Wien, 13. Mürz. Der Craf St. Aulaire reist heute von
hier nach Paris abz er dürfte daher gegen Cnde dieses Monats
in London eintreffen. : (A. Z.)
' Haag, 11. März. Man behauptet, die freundſchaftlichen
Vorſtellungen hoher Verwandten hätten auf den Entſchluß des
Königs Wilhelm Friedrich eingewirkt, die beabsichtigte Reiſe nach
dem Haag auf unbeſtimmte Zeit zu verſchieben. Ohne unter-
ſ&ichen zu wollen, inwiefern es einem Theil der Bevölkerung
Ehre bringen kann, durch Verkümmerung des selbſt dem letzten

. Bürger zuſiehenden Rechtes, der Geſtaltung seiner Privatoer-

hältniſſe nach eigenem Belieben, eine freiwillig von dem Throne
zurückgetretene Majeſtät, die so lange einen Gegenſtand öffent-
licher wie persönlicher Verehrung gebildet, in ihrer stillen Zu-
rückgezogenheit zu kränken, kannte man doch andrerseits die
Gesinnuug des Königs Wilhelm Friedrich zu gut, um anneh-
men zu dürfen, daß er durch seine Erscheinung beſchränkten,
fanatischen Köpfen einen Borwand zur Beunruhigung geben.

werde, und die leiſeſte Anzeige von darüber siatifindenden Be-

sorgniſsen hat daher hingereicht, das vorgehabte Projekt zu ändern..

Paris, 16. März. Heute hatte in der Pairskammer die
Lesung des Mounier’"ſchen Berichtes über die Fortificatienen:
von Paris ſtatt. Zuerſt macht der Bericht darauf auſmerk-
ſam, daß die Verschiedenartigkeit der Meinungen über dieſe
Frage eine Bürgſchaft der Umſicht sey, mit welcher dieselbe
werde geprüft werden. Er theilt ſetanun mit : in Betreff der Frage,.
ob Paris befeſtigt werden solle, habe sich nur ein einziges Mitglied
der Komwiſssion verneinend ausgeſprechen, was die verſchiede-
nen Syſteme anbelange , so beſtehe das ven der Majorität der
Kommiſsion angenommene Syſtem in einer ganz und gar äu-

Feren Vertheidigung (dans une dékense tout-ärlait extérieure)

es sey dies zugleich auch die Ansicht des Conseilpräsidenten,
welcher der Kommission bemerkie, doß er die Ringmauer nur
als eine Vervollſtändigung der Fortificationen angenommen.
Demnach beantragt die Kommiſsſsien : tie Beibehaltung des ersten:
Artikels des Geſselzenwurss und die Medification des zweiten
Artikels, welcher das Syſtem der zusſammenhängenden und ba-
ſtionirten Ringmauer aufgenemmen, und der nun in ſolchern
Weise amendirt werden sell, daß eine Erſparniß von 45 Millio-:
nen erzielt würde, die zum Bau von Ciſenbahnen verwentvoit


 
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