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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI Kapitel:
No. 241 - No. 250 (15. Oktober - 26. Oktober)
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ſeidelberger



Tageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.











No. 250.

î Dinstag, den 26. Oktober

1841.





E.









Karlsruhe, 21. Okt. Bei der geſtrigen Wachtparade hat
das unerwartete Erſcheinen Seiner Hoheit, des Herrn Mark-
grafen Wilhelm, eine wahrhaft freudige Sensation bei dem ba-
diſchen Militär hervorgebracht. Die Gefühle ungetheilter Freude
welche unlängst bei der Nachiicht von Höch ſtdeſſsen Wiederan-
treten des großherzoglichen Armeekommandos in den Reihen
des badiſchen Kriegerſtandes sich ausgesprochen, gaben Offiziere
Unteroffiziere und Soldaten recht sichtbar kund. Alle sahen mit
erührtem Herzen den geliebten Führer im erwünschten Wohl-
f! zum Ersſtenmal in ihrer Mitte wieder erscheinen. Und
einen tief ergreifenden Eindruck machten die schönen Worte
welche Seine Hoheit an das um Sich verſammelte Osfizierkorps
gerichtet. Mit inniger Rührung sprach Hochderſelbe aus, daß
auch auf dem Krankenlager Seine Bruſt das lebhafteſte In-
tereſſe für den badiſchen Kriegerſtand durchdrungen , daß Sein
Auge zu den Kriegsübungen des achten deutſchen Armeekorps
dem badischen Militär gefolgt sey, und daß die ehrenvollen

Nachrichten, welche Ihm hierüber und über die jüngſten Mu-

ſterungen der deurſchen Bundesgenerale zugekommen, Sein
Herz mit wahrer Freude erfüllt; der ächt militärische Geiſt
und der deutſche Sinn , welcher das Armeekorps belebe , sey
Ihm die ſchönſte Bürgschaſt, daß auch im eigenthümliehen Be-
rufe der badiſche Kriegerſtand in rühmlichen Thaten seine treue
Anhänglichkeit und unersſchütterliche Liebe für den allverehrten
Kriegsherren, den geliebten Graßherzog, bethätigen werde. (K.Z.)

Stuttgart, 23. Okt. Nachdem Se. k. M. unterm 15.
v. M., in Gemäßheit des §. 127 der Verfaſſungsurkunde, die
Stände des Königreichs auf den 23. Okt. d. J. zu einem or-
dentlichen Landtage in Ihre Haupt- und Residenzstadt Stutt-
gart einzuberufen gnädigſt geruht hatten, wurde dieser Landtag
heute in der herkömmlichen Weise feierlich eröffnet. Die Feier-
lichkeit begann mit einer Vormittags zehn Uhr in der hiesigen
Stiftskirche von dem Stiftsprediger M. Klemm gehaltenen Land-
tagspredigt, nach deren Beendigung Se. k. M., von Höchſtihren
Adjutanten begleitet, Sich in das Ständehaus begaben. Höchſt-
dieselben wurden daselbſt bei Ihrer Ankunſt von Ihren Mini-
ſtern, den Mitgliedern des geh. Raths, den Oberhofbeamten
und einer Deputattion der Ständeverſammlung empfangen.
Nachdem Se. k. M. Sich in den Sitzungssaal der zweiten
Kammer , in welchem auch die erſte Kammer anwesend mar,
begeben hatten, erfolgte die Beeidigung Sr. k. H. des Kron-
prinzen und der übrigen erſtmals eintretenden Mitglieder beider
Kammern nach der von dem Miniſter des Innern vorgeleſenen
Eidesformel. Se. k. M. hielten hierauf an die verſammelten

Stände des Königreichs folgende Rede, welche der Präsident

der erſten Kammer erwiederte, womit der Eröffnungsakt des
Diesmaligen ordentlichen Landtags geſchloſſen wurde. – Rede Sr.
M. des Königs: Durchlauchtigſte , Durchlauchtig Hochgeborne,
Hochgeborne, Edle, Ehrwirdige, Liebe Getreue! Unter dem
Schutze der göttlichen Vorſehung sehe Ich Mich, nach einer

nun in wenigen Tagen vollendeten fünfundzwanzigjährigen Re-
gierung, umgeben von Meinen getreuen Ständen, verpflichtet,
zuerſt Mein dankerfülltes Gebet zu dem göttlichen Willen zu
richten, deſſen Segen Unser Vaterland in diesem Zeitraume be-
sonders theilhaftig geworden iſt. Mit dieſem Dantkgefühl vers
bindet sich eine tiefe Rührung über tie Anerkennung, welche

alle Stände Meines Velkes vor wenigen Wochen den Bemuhune

gen Meiner Regierung haben angedeihen laſſen. Dieses gegen-
seitige Vertrauen, geſtütt auf Meine bisherigen Regierungs-
grundsätze, läßt Mich auch für die Zukunft glückliche Zeiten
erwarten. Unserer Verfassung gemäß hat nach erlangter Volljäh-
rigkeit Mein Sohn und Nachfolger den Eid auf dieselbe abge-
legtz dieſes feierliche Gelübde legt ihm die Pflicht auf, wenn
ihn einst Gottes Wille an meinen Platz ruft, im Geiſte dieser
Verfaſſung das Wohl Unseres Vaterlandes so zu beſsördern, wie
es Meine Hände gepflegt haben. Der nun versammelte Land-
tag wird sich vorzüglich mit mehreren Gesetzesentwürfen beſchäf-
tigen, welche die Verbesserung Unserer Juſtizverfaſung zum
Gegenstande haben. Die zu Unserem neuen Strafgesetzbuche
gehörige Strafprozeßordnung iſt von einer ſländiſchen Kom-
miſſion schon geprüft worden. Ueber die Anwendung der all-
gemeinen Pfandgesetze auf exemte Güter, die definitive Reguli-
rung des Notariatswesens, die Aufhebung gewisser Sporteln
bei Dispensationen und die Geltung des neuen Münzfußes
werden Ibnen Gesetzesentwürfe vorgelegt werden. Sehr ange-
nehm iſt es Mir, Ihnen die Verlängerung des deutschen Zoll-
vereins auf weitere zwölf Jahre ankündigen zu können, ſo wie
die gegründete Hoffnung , ihn durch den Beitritt mehrerer Bun-
desſtaaten bald erweitert zu sehen. Wenn die Politik des Aus-
landes den deutſchen Bund genöthigt hat, durch Ausrüſtung
der deutſchen Bundeskontingente und boſchloſſene Befeſtigungen
eine dem Auslande gegenüber feſte und beſtimmte Stellung
anzunehmen , so iſt dieß in ächt deutſchem Sinne mit derjeni-
gen Cinigkeit ausgeführt worden, die das gemeinſchaſtliche Va-
terland auch für die Zukunft ſchützt. Daß diese Rüſtungen mit
gewissenhafter Sparsamkeit ausgesührt worden sind, wird Ihnen
Mein Kriegsminiſter darlegenz so wie er diejenigen weiteren
Anträge an Sie bringen wird, die zur Ergänzung unserer Ver-
theitigungsanſstalten für nothwendig erkannt worden sind. Die
Wünſche früherer Ständeverſammlungen , so wie die bisherige
Erfahrung haben Mich veranlaßt, Ihnen ein Zuſaßgeselz zu
Unserem Verwaltungsedikt vorzuschlagen. Auch liegen Geſetze

über Büchernachdruck und über die Erfindungspatente, des

leßtere, um Uns in Einklang mit den übrigen deutschen Bun-

Ddesſtaaten zu setzen, zu Ihrer Berathung vor. Entwürfe über

die Penſionsverhältniſse der Lehrer in höheren und mittleren
Unterrichtsanſtalten, so wie der Schullehrer an den Rettungs-
anſstalten, werden mit den ſchon beſtehenten Gesetzen die Ein-
richtungen für das Schulwesen ergänzen. Sie werden Meine
aufrichtige Freude üter den Zr ſtand Unserer Finanzen theilon ;

W
 
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