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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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Landwirthschaftliche Berichte
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No. 21 - No. 23 (15. November - 15. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42548#1343

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Landwäirthſchaftlich





No. 23.

Meirtwoch, 15. Dezember

1841|.





Ueber Verbesserung der am Rheine herlaufenden
Sanddünen, und der daran liegenden Sandfelder.

Mir bemerken längs dem Rheine her, ohngefähr in der
Mitte zwischen dem Flusse und den Bergen, daß der von die-
ſen herziehende Boten plötzlich verschwindet, und in unfrucht-
bares Sandland übergeht. Dieses Sandland iſt wieder mehr
oder weniger von Hügeln durchschnitten. Wo sich aber Tie-
fungen vorfinden, oder wo das tiefere Rheinbett anfängt, ha-
ben wir wieder einen schweren , fruchtbaren Boden. Betrach-
ten wir die Bildung dieser Sandſtriche genauer, so sehen wir,
daß die Tiefe des Sandes gegen den Fluß hin zunimmt, ge-
gen die Berge aber geringer wird, wenn nicht die Sandhügel
ſich darüber erheben, welche nachher das Verhältniß ganz
umgeſtalten. Es ſcheint sich der schwere Boden gegen die
Mitte des Thales hin gesenkt zu haben, wenn sich auch viel-
leicht früher mehrere höhere Stellen darin vorfanden.

Die Geſchichte der Bildung dieses Bodens in den frühe-
ſten Zeiten iſt übrigens gar nicht unschwer herauszufinden.
Als nämlich das ganze Rheinthal gleich dem Bodensee noch
sin einziges Waſſerbaſſin war, in welches sich die Gewäſſer
aus den Nebenthälern ergoſſen, so lagerte sich jener feine
Thonboden ab, der in einer gewiſsen Tiefe noch immer die
Decke über das ganze Thal hin bildet. Seine Schichtungen
sind faſt überall horizontal, und nur wo Strömungen ſiatt-
fanden, bemerkt man andere Richtungen. Diese Strömungen
fraßen nämlich auch unter dem Waſſer Rinnen heraus, war-
fen die Erde davon zu Hügelu auf, und bildeten in den
Thonſchichten ſchon damals jene Unebenheiten, die wir noch
jeltt unter der Sanddecke so oft bemerken.

Als später die Gewäſſer sich bei Bingen einen Durch-
bruch gebildet hatten, so senkte sich durch das Abfließen der-
ſelben der See des ganzen Thales. Da dies aber in einer
gewissen Schnelligkeit geschehen mußte, so konnte es nicht
fehlen, daß von oben, von der Schweiz herab, so wie von
den Seitenthälern her, die noch fließenden Gewäſſer in eine
heftige Bewegung gerathen mußten, wodurch sie eine Menge
von Kies und Sand mit sich fortführten, der, nachdem
der gröbere Theil zuerſt abgesetzt war, als feiner Sand
weiter mitgeſchwemmt, und später in der Miite des Tha-
les abgeſezt wurde. Die aus der Schweiz kommende
Maſſe war bei weitem die größte, und lagerte sich auch vor-
zugsweise auf die beiden Seiten des nunmehr gebildeten Stro-
mes, welcher jedoch keinen Sand in seinem eigentlichen Bette
duldete, sondern dieſen wieder weiter mit sich foriführte, bis
er ihn noch tiefer gegen die untere Rheingegend hin anlegte.
So entstand das breite niedere Flußgebiet, von welehem an
der Sand oft plößzlich 20 bis 30 Fuß aufsteigt, der dann
entweder in einer Ebene fortläuft, oder eine Hügelreihe bil-
det, wie wir solche leider nur zu gut kennen. Unter diesen
Sandlagen hatte das Waſſer aber keine Gewalt mehr, den
guten Boden wegzureißen, daher findet man denselben, nament-
lich gegen die Gränzen des Sandgebietes zu oft nur einige

Fuß tief bedeckt, und unter dem ſchlechteſten Flugsande liegt
oft die beſte und fruchtbarſte Ackererde. :

Cine ähnliche Bewegung mit Sandauswurf fand aber
auch aus allen Nebenthälern, gegen die Mitte hin statt, und
daher kömmt es, daß, wo spätere Gewäſſer die Gegendrnicht
wieder umänderten, faſt vor der Mündung eines jeden Thales
eine Aufschüttung von Gerölle zu finden iſt, das oft nur ganz
ſchwach mit Erde bedeckt wurde, während auf 10 dis 20 Fuß
Tiefe sich gewöhnlich der beſte Boden findet.

Durch dies alles sehen wir, was für große Revolutionen
der Voden, den wir bebauen, durchzumachen hatte, M U
jelzige Gestalt annahm.

Aber die Betrachtung dieser Verhältnisse führt uns auch
auf die beſte Art, wie wir wenigstens einen großen Theil des
vom Flugsande übersſchütteten Ackerlandes wieder unter dert
Pflug bringen können, und diese beſteht ganz einfach darin,
daß wir, wo es möglich iſt, den tieferliegenden guten Boden,
wieder auf die Oberfläche s:hasfen.

Die vor einigen Jahren auf den Straßenheimer Sanddünen
gemachten großen Rottarbeiten haben nämlich bis jelzt k!:
gezeigt, daß, wenn man den Sand in die Tieſe schaff, und
von dem darunterliegenden schweren, meiſt sehr fetten Boden
nur so viel hervorholt, daß das Land 1 bis 14 Fuß hoch
damit gedeckt wird, man ein sehr gutes Ack, [and, und dabei
noch außerdem einen vortrefflichen Tav, . oden gewinnt.
Wenn der Sand nicht tiefer als 4 bis 53) legt, so iſt die
Arbeit damit auch gar nicht sehr beschwert, nd für 100 fl.
kann der neue Morgen hergeſtellt werden, wobei die Arbeiter
auch noch etwas verdienen, . ~

Laufen Sandhügel, T „t hoch sein dürfen, durch
solche Felder so if die V ziuvora tfreilich schwieriger und koſt-
ſpieliger, wenn aber der Morgen gutes Feld in einer Gegend
nur 300 fl. werth iſt, so kann man die Arbeit damit noch sehr
gut riskiren, da sie pr. Morgen schwerlich höher als 150 bis
200 fl. kommen dürfte, und rechnen wir den Werth des Morgen
ſchlechter Sandödung zu 20 fl. so käme im schlimmsten Falle
derſelbe, wenn er urbar gemacht wird, auf 220 fl. zu ſtehen.

Hohe Hügel wenn sie nicht die Verbindung anderer ges
rotteten Felder hindertt, und ihre Urbarmachung deshalb
wünſchenswerth sein dürfte, lohnen die Mühe des Umureottens,
selbſt jene des Ueberfahrens mit guter Erde nicht, da das
Land zu hoch über dem Horizontalwaſser liegt, und deshalb
zu ſchnell austrocknet. Iſt aber dieses Horizentalwaſſdr nicht
tief, so bringt oft ſchon ein ſchwaches Ueberfahren des, wenn
auch schlechteſen Flugsandes, die beſte Wirkung hervor, weil
die durch die Erde dringende Verdünſtung dieses Wäſſers, die
obere Erdſschichte mit der nöthigen Fenuchtigkeit verſieht, und
weil solche nie ganz austrocknet, besonders f.uchtbar wird. Hat
man daher solche Sandgründe, so untersuche man zuerſt den
Untergrund, vermittelſt des Crdbohrersz hierbei sei man aber

nicht mit 3 oder 4 Bohrlöcher zu frieden, sondern überziehe

das ganze Feld mit einem ganzen Netze davon, von welchem
bei jedem die Tiefe des Sandes notirt wird. Kennt man auf
 
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