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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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No. 51 - No. 60 (2. März - 12. März)
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Heidelberger

Tageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



No. 58.

Mittwoch, den 10. März

1841.









~

Heidelberg, 8. März. Wenn in diesen Blättern der
Ausgezeichneten unter den edeln Bewohnern unserer Stadt, die
der unerbittliche Tod aus unserer Mitte nahm, mit besonderer Liebe
gedacht wurde, so verdient gewiß auch unser biederer Mitbur-
ger G ör k einen theilnehmenden Nachruf. In ihm haben vir
einen der tüchtigsſen und wohlgesinnteſten Bürger verloren.
Durch seine ungewöhnlichen Leistungen in seinem Gewerbe hatte
er weithin Berühmtheit erlangt, und die Sachkundigen zählten
ihn zu den ausgezeichnetſten. Arbeitern seines Fachs nicht nur
in Deutschland sondern selbſt auch in England. Und wie war
er dabei so anspruchslos und bescheiden! Wie wohlthuend war
ſein ganzes Wesen! Wer hätte mit ihm verkehrt, ohne ſich
an seiner Freundlichkent und Sanftmuth zu erfreuen ?.: Ja, er
gehörte, obgleich nur ſchlichter Bürger, zu den Beſten seiner
Zoit. Mit ganzer Seele lebte er ſeinem Berufe , mit der innig-
ſten Liebe und Sorgfalt seiner Familie,. die ihn leider nur zu

früh verlor, und wir müſſen sein Andenken um so mehr ehren,.

je ſeltener wir gerade in schlichten Bürgern so große Tuchtig-
keit mit ſolcher Bescheidenheit gepaart finden. Einfach und

ſtill , wie sein anspruchsloſer Sinn es gewünſcht hatte, wurde

er heute zur Erde beſtattet. Seine. irdiſche Hülle ruhe dort
in Frieden und |eine unſterbliche Seele freue sich der Erlöſung

von langen Leidestagen] Möge aber sein Vorbild recht Viele

zur Nacheiferung ermunternl|:

Karlsruhe, 8. März. Bei der heute hier ſtattgefunde-

nen Wahl zweier Abgeordneten für die zweite Kammer für
Karlsruhe wurden die ausgetretenen Abgeordneten Kaufmann
Goll von hier und Oberamtmann Schrickel aus Müllheim,
jeder mit 49 Stimmen von 76 Stimmgebenden wieder er-

wählt. Staatsrath Nebenius erhielt im erſten Skrutinium 60-
Stimmen, lehnte aber die Wahl zum größten Bedauern ab,.
und mit Recht bemerkte der Wahlkommisſsarius., daß diese Zu--
rückweiſung der Wahl nicht nur. für Karlsruhe,. vielmehr für

ganz Baden ein schwer zu erſetzender Verluſt zu nennen sey.

Stuttgart,. 7. März.. Der geſtrige Tag ,. an welchem:
Se. k. H. der Kronprinz das. achtzehnte Jahr zurücklegte und.
nach dem k. Hausgeſetze die Volljährigkeit erlangte, wurde
auch von den treuen Bewohnern der Hauptſtadt mit der gleichen

Freude gefeiert, mit der sie an allen frohen Ereigniſſen im Kö-

nigshauſe Theil nehmen, und mit der sie vor 18 Jahren den
Kanonendonner begrüßt hatten, der ihnen Morgens frühe die.
Geburt des Kronprinzen kund that. Se. k. H. war ſchon am
Vorabend von Tübingen hier angekommen. Der Stadtrath von
Stuttgart hatte Se. M. den König und. Se. k. H. den Kron--

prinzen in eigenen Adressen zu diesem Tage beglückwünſcht und-
Höchſtdenselben die. Gefühle der Liebe und Ehrfurcht für den-

önig und der treuen Anhänglichkeit an das: angeſtammte Re-

ass el, 3. März. Geſtern wurde rr .
worden) unsere Ständeverſammlung. von der Regierung zum

Jentenhaus von Seiten der Bürgerſchaft ausgedrückt.

zweitenmale, dieß mal auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Sache:
kam insofern manchem etwas unerwartet, als man nach Veen-
digung sämmtlicher Landtagsgeſchäfte eher einer definitiven Ver-
abſchiedung der Ständeverſammlung mittelſt eines sörmlichen
Landtagsabſchiets entgegen sah. Die Stände waren auch ſelbſt

damit umgegangen, auf eine Beſchließung ihrer Sit.ungen an-

zutragen, indem der größte Theil der Ständemitglieder schon
seit einiger Zeit, nach Crledigung der an sie gebrachten Ge-

genſtände ,. faſt unbeschäftigt hier verweilt, und von einer von

der Regierung beabsichtigten Vorlegung neuer Berathungéegegenenn.
ſtände nichts verlautet. Der Vollziehnng eines solchen Schrittes
von Seiten der Stände ward an dem nämlichen Tage, wo eine
ſtändiſche Atreſſe an den Kurprinzenregenten in dieser Hinſicht
votirt werden sollte, durch Vertagung derselben zuvorgekommen.
Fulda, 5. März. Der Tod unserer geliebten Kurfürſtin
iſt nicht ohne politiſche Bedeutung., Die Fürſtin liebte die Ver-
faſſung, und es iſt begreiflich, daß sie solche liebte: sie hatte
die Vorgeſchichte und den Urſprung derselben erlebt, das Be-
dürſniß und die Bedeutung derſben mitgefühlt. Die hohe Frau
war eine große Mitleidende des Landes, von dem ſ ie geliebt
ward. Wie glücklich würde sie sich gefühlt haben, hätte sie
sich zu Zeiten in den heiligſten Verhältniſſen der Natur und
der Sitte hinter dem Paragraphen einer Verfaſſung schützen
können. So wie man sie nun einmal von dieser Seite kannte,,
so sammelte sich um sie, wenn auch nur unsichtbar, eine Ge-
meinde der Verfaſſungsliebenden , eine stille Opposition gegen -
mancherlei Mißgeschick. Man durfte nur bei öffentlichen Feſten
die Lebehoch vernehmen , die bei ihrem Namen erklangen, um
zu merken, wie man dem Einen und dem Andern dreifach gab,
was ihnen gebührte , der Fürſtin aber den siebenfachen Ueber-
fluß der Herzen zuwendete. Noch am s. Jan. , dem Tage der
Publikation unserer Konstitution im Jahre 1831, hatte sie:
einige Deputirte bei sich an der Mittagstaſel, und sagte bei
den Schüſſeln, zu welchen man Geſundheiten auszubringen
pflegt, mit ihrer anmuthigen Freundlichkeit: „„Meine Herren,.
es iſt heute der 8. Jan.!“ Und alle tranken mit stillen Her-
zensseufzern, die der hohen Fürſtin und dem Vaterlande gal-
ten ~ Wenn nun mit ihrem Hinſcheiden eine Art von poli-
tiſchem Pfeiler geſunken seyn möchte, so hofft man dafür, daß:
gerade auf der Seite, wo er jetzt sehlt, mancher auswärtige
Einfluß wirksamer eindringen werde, der bisher durch gewisse
Rücksichten aufgehalten worden sey. Auch andere Erwartungen:
regen sich leiſe. Es. entſtehen Gespräche von einer Rückkehr des-
Kurfürſten zur Wiederaufnahme der temporär niedergelegten:
Mitregentſchaft.. An dieſem und. anderem mag nun ſ-o viel.
oder: wenig Haltbares. segn, als da wolle: ſo viel geht immer:
daraus.: hervor, daß wir alle nicht zu den Glücklichen gehören;,
die keine Wünſche hätten. . (B.. Z.).
Biebrich, 6. März, Troß der Hemmung. drs: Rheinss»
bei der. ſogenannten Petersaue, durch Erbauung. einer'Kripvts,
 
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