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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI Kapitel:
No. 161 - No. 170 (14. Juli - 24. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42548#0673

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für Verkündigung, Politik und



Unterhaltung.



Ko. 165.

Montag, den 19. Juli 1841.





> : ~ >

Karlsruhe, 9. Jul. 22. öffentl. Sißung der 2. Kammer.
(Schluß.) Regierungskommiſssär Hauptmann v. Böckh findet
diese Klage nicht begründet. Seit 10 Jahren habe man nur
eine Veränderung in der Bekleidung vorgenommen , die in Ein-
führung gleicher Uniform beſianden habe, diese Veränderung
aber ſey offenbar für die Offiziere nicht nachtheilig, sondern vor-
theilhafſte. Was die Veränderuug der Eschakos und Helme
betreffe, ſo habe man sie vorgenommen, weil sie zweckmäßiger
segen, als die früheren. Laſſe sich Geschmack mit Zweckmäßig-
keit verbinden, so sey dies nicht tadelhast, denn auch das Aeußere
des Soldaten sey nichts so Gleichgültiges. Baſſermann wünſchr

möglichſte Gleichheit der Montirung der Bundestruppen, damit

se nicht so bunt aussehen wie eine kolorirte Landkarte der

deutschen Bundesstaaten. Miniſter Frhr. v. Blittersdorſſ: Eine

völlig gleiche Uniformirung der Bundesarmee wird nicht leicht
ausführbar seynz sie wird immer nur beſchränkt seyn können.
Abgesehen von andern Gründen iſt auch der der Berücksichti-
gung werth, daß man einer Armee nicht gerne die Uniform
nimmt, da auch an ſolche bloß äußerliche Dinge der Geiſt
des Soldaten Gedanken und Rückerinnerungen knüpft, die ihm
mitunter zum Sporn und Belebung kriegeriſcher Tüchtigkeit
dienen. Sander: Allerdings ; so hat man z. B. in einem ge-
wissen deutschen Lande den rothen Rock sehr ungern verloren.
In Betreſf der militäriſchen Bekleidung kann man übrigens
sich von zwei Rücksichten beſlimmen laſſenz entweder von der

der Zweckmäßigkeit, oder der des Geschmacks. Zu versſchicde-

nen Zeiten pflegt man mehr der einen, oder mehr der andern

Einfluß zu geſtattenz in Zeiten des Friedens wird in der Re-
gel wohl die Rücksicht auf die Schönheit und den Geſchmack
der militärischen Kleidung vorwiegend sehn. So iſts gekommen,
daß auch bei uns der lange Friede diesem Prinzip die Ober-
hand verschafft hat aut Unkosten der Zweckmäßigkeit, Denn
zweckmäßig ist doch wohl eine Kopfbedeckung nicht, wie die
unserer Soldaten, denen man es nur zu ſehr anſieht, welche
Mühe es ihnen ktoſtet, den schweren Helm auf ihrem Kopfe
zu balanriren, ohne das Gleichgewicht zu verlieren Im Krieg
wird die Rückſicht auf das Praktische vorwiegen. Daß manches
hier zu verbeſſern iſt, zeigen deßhalb die in andern Staaten
niedergeſehten Kommissionen zur Ausmittelung einer zweckimä-
Figeren Bekleidung. Reg. Kommiſſär Hauptmann v. Böckh:
Die jetzigen Helme und Eſschakos sind gewiß zweckmäßiger als
die srühern. Knapp wünſcht, daß wenigstens die einzelnen
Armeekorps des deutſchen Bundes gleich uniformirt seyen. Damit
wird dieser Punkt erledigt und der Antrag der Kommiſſion an-
genommen. Bei den sſolgenden Rubriken: Unterkunsft und
Krankheitspflege: 84,963 fl. Verpflegung der Truppen und
Pferde vom Dezember 1840 inkl. bis Juni 1841:.204,980 fl.



37 k. Rekrutirung mit 4286 fl. 20 kr., werden keine weiten

Bemerkungen gemacht und dieſelben ohne Diskuſſion angenom-
Men. Nach dieser Abſtimmung über die einzelnen Ausgabepo-

ſten des Gesammtaufwandes wird der Art. 1 des Gesetzentwurfs
mit der beantragten Redaktionsänderung angenommen. Art. 2
lautet: „Ueber die auf dieſen Kredit bezüglichen Ausgaben hat
das Kriegsminiſterium besondere Rechnung zu führen und an
dem nächſten Landtage zur Prüfung vorzulegen.“ Art. 3.:
„Für die Deckung des durch gegenwärtiges Gesetz eröffneten
Kredits. wird durch die ordentlichen und außerordentlichen Mittel
der Budgetsperiode 1841 und 42 vorgesehen.“ Diese 2 Arti-
kel werden angenommen , der letztere mit der Redaktionsverän-
derung, daß an die Stelle der Worte: der Budgetsperiode 184k
und 42, gesetzt wird: „des Budgets“. Der Abg. Sander
drückte bei dieser Gelegenheit den Wunſch aus, daß man dieje-
nigen Soldaten, die in Folge der eingetretenen Verhältnisse
noch ein Jahr über ihre Dienſtzeit dienen müßten, auf billige
Weise entschädigen möge. Reg. Komm. Generalauditor Vogel
sagt zu, daß tas KFriegsminiſterium die Sache in Erwägung

ziehe, und diese Leute auf jede thunliche Weise berickſichtigen '

werde. Es erfolgte hierauf die Abſtimmung über das Ganze
mittelſt namentlichen Aufrufs. Einige Mitglieder hatten sich
inzwiſchen entferntz von den Anwesenden wird der Geſetzent-
wurf mit Stimmeinhelligkeit angenommen. St.-Min. Frhr.
v. Blittersdorf: Ich sage der Kammer im Namen der Regie-
rung Dank für dieses Votumz Sie haben bewieſen, daß, wenn
auch in einzelnen Gegenständen einmal eine Verſchiedenheit der
Ansicht zwiſchen der Regierung und Ihnen stattfindet, wir stets
einig sind in patriotiſcher Gesinnung. ;

Karlsruhe, 15. Juli. Nachdem der k. großbrit. Gesandte
am k. würtemb. Hofe, Sir George Shee, Baronet, zugleich
auch zum k. großbrit. außerordentlichen Gesandten und vevoll-
mächtigten Miniſter am hiesigen Hofe ernannt worden iſt,
haben Se. k. H. der Großherzog heute Nachmittag um 1%
Uhr gedachten Hrn. Gesandten in feierlicher Audienz zu empfan-
gen und deſſen Veglaubigungsſchreiben entgegen zu nehmen ge-
ruht. Sir G. Shee hatte sodann die Ehre, I. k. H. der Groß-
herzogin vorgeſteilt zu werden und Höchſiderselvben ein eigen-
händiges Schreiben I. M. der Königin von Großbritannien zu
überreichen. Nach Beendigung der Audienz wurde der Hr.
Gesandte zur großh. Tafel gezogen. zz: K.: 4:4;

, Karlsruhe, 17. Juli. (Sitzung der Abgeordnetenkam-

mer.) Die Debatten über die Urlaubsfrage dauerten bis heute
„Abend um % auf 5 Ahr.
sionsantrag (S. Beil. zu d. vorh. No. d. Bl.) zum Kammerbe-

Zum Schluß wurde der Kammiſ-

ſchluß erhoben, und zwar der erſte Satz deſſelben mit allen
Stimmen gegen. 7, der zweite mit allen Stimmen gegen 18,
und der dritte mit 34 gegen 21. Ein Gegenantrag des Hrn.
v. Ihſtein, die Kammer möge sich für nicht gehörig konſtitvirt
erklären, war mit 834 gegen 21 Stimmen abgelehnt worden.

Müllheim, 11. Juli. Geſtern wurde hier Hr. Blanken-
horn-Kraft, Abgeordneter der 2. Kammer, mit 197 Stimmen
zum Bürgermeiſier gewählt. j
 
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