Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI chapter:
No. 271 - No. 280 (19. November - 30. November)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42548#1133

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext






Cageblätter

sär Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



No. 277.



Freitag, den 26. November

EE

1811..





Heidelberg, 22. Nov. Das Karl-Friedrichsfeſt unserer
Universität wurde heute, wie jedes Jahr, an dem Geburtstage
des hochseligen Großherzogs feierlich begangen. Wie jede, ſo
gab auch die heutige Wiederkehr des Festes willkommenen An-
laß, die Gefühle der Verehrung gegen das Andenken des edlen

und weiſen dahingegangenen Fürſten, gegen seinen erhabenen

Sohn, unſeres geliebten Großherzogs kön. H. und das ganze
großh. Haus auszusprechen. Der zeitige Prorektor, geh. Hof-
rath Roßhirt, hielt die Festrede, in der er, nach Ausführung
eines aus der Rechtswisſſenſchaft geſchöpften Gegenſtandes , die
Schicksale der Universität im veifloſſenen Jahre berichtete und
die zuerkannten Preise verkündete. Was die Aufmerksamkeit
der zahlreichen Versammlung immer am mieiſten ſpannt, das
iſt das Eröffnen der versiegelten Zettel, in denen die Namen
der Verfaſſer der gekrönten Schriften enthalten sind. Drei Preise
wurden heute verkündet, und als Sieger wurden genannt: aus
der Zheologie Johann Reilz vom Vorgebirge der guten Hoff-
nung, aus der Medizin, Guſtao Vesenmeier aus Ulm, gas
dem Kameralfach, Auguſt Weeber von Werihheiun cjett von
Karlsruhe). ö Unſsere Universität iſt in dieſem Halbjahr etwas
schwächer besetzt, als im vorigen Sommer , ein solches Schwan-
ken tritt aber von Zeit zu Zeit ein, es iſt bei der großen zZayl
von Ausländern unausbleiblich, und kann keine Besorgniß erre-
gen, da die geiſligen Kräfte, auf denen der Ruhm der Hoch-
ſchule ruht, unvermindert foriwirken und die großh. Regierung
ſtets bedacht iſt, die etwa entstehenden Lücken durch Berufung
ausgezeichneter Lehrer auszufüllen. Die Anzahl der neueinge-
schriebenen Studirenden wird auf 164 angegeben, unter denen
108 Juristen, 28 Mediziner und 15 Kameraliſten seyn sollen.
~ Geh. Rath Chelius wird heute von seiner Reiſe nach Nizza
zurückerwartet. Er findet hier den Orden vom Danebrog vor,
der ganz kürzlich für ihn vom König von Dänemark übersen-
det worden iſt. (K. :3.)
München, 21. Nov. Se. M. der König von Preußen
iſl geſtern Abend nach 9 Uhr von Tegernsee wieder hier einge-
iroffen. Der Monarch traf auf dem Wege mit Sr. k. H. dem
Kronprinzen zusammen , der ihm entgegengefahren war. Die-
sen Mittag ſpeiſen II. MM der König und die Königin von
Preußen am Hofe, Abends iſt im Palais des Herzogs Max,
wo die preußiſchen Herrschaften wohnen, Familienmahl, und
aus morgen 7 Uhr früh iſt die Abreiſe II. MM feſigeseltzt.
König Friedrich Wilhelm besuchte noch diesen Vormittag einige
Sammlungen und Kunſtdenkmale. ~ Geſtern wurde êas Te-
ſtament der höchſtseligen Königin Karoline eröffnet, von seinem
Inhalte verlautet bis jetzt nur ſo viel, daß Se. k. H. der
Prinz Karl Tegernsee, und I. k. H. die Herzogin Max Bie-
derſtein erhält. (A. Z.)
Wien, 18. Nov. Die in der öſtreichiſchen Armee beſchloſ-
senen Reduktionen sind bereits in der Ausführung begriffen ;
ſie betreffen vorzugsweise die Artillerie und das Fuhrweſen,

L Vn

wovon eine ziemliche Anzahl Beſpannungen als überflüſſig
öffentlich verkauft werden. Bei der Linie wie bei der Kavallerie
treten blos Beurlaubungen ein, so daß im Fall des Bedürf-
niſſes nur kurze Zeit erforderlich wäre, um Alles wieder in
disponiblen Stand zu setßen. ~ Se. M. der Kaiser hat mittelſt
allerhöchſter Entschließung Se. ks. H. den Erzherzog Ernſt,
ziweitgebornen Sohn des Erzherzogs Rainer, Vizekönigs im lom-

bardiſch-venetianiſchen Königreiche, zum Obriſten in der ks. Armee .

zu ernennen, und ihn dem Kuirasſierregiment Frhrn. v. Men-
gen als zweiten Obriſten zuzutheilen geruht. – Der General-
major und Brigadier Frhr. u. Dankelmann iſt in Pensionsſtand
verſeßt worden. – Wegen des Hinſcheidens J. M. der ver-
wictweten Königin von Baiern hat der hiesige Hof zwölftägige
Trauer angelegt. (A. Z.)
Berlin, 19. Nov. Die Zollkonferenz, welche im nächsten
Monat hier ſtattfinden wird, gibt unsern Zuckerfabrikanten wic-
der einige Hoffnung, und belebt den Muth Derjenigen unter
ihnen, welche bisher mit großen Verluſten die Fabrikation fort-
zuſelzen wagten. Hr. v. Scherff iſt abgereist, ohne sich große
Illuſionen machen zu können; es bleibt ihm wenig Ausſsichr
auf Durchsetzung der von Holland erſtrebten Vortheile, welche
in einer Minorität von Stimmen noch einige Unterſtütung
fanden. Man zweifelt kaum mehr , daß die Anträge zu Gun -

sten der deutschen Induſtrie die Oberhand behalten werden.

lUieberhaupt entwickelt sich bei uns eine immer regere öffentliche
Theilnahme an den JInduſtrie - und Zollfragen, indem nicht
allein Se. M. sich aufs levhafteſte dafür intereſſirt, ſondern auch,
meyr oder minder im Zusammenhang dawit, ein Wechsel im
Finanzminiſterium bevorſteht. Der Finanzminister Graf von
Ulvensleben, wird, wie man mit vieler Beſtimmtheit hört,
am Schluſſe des Finanzjahres ausſcheiden. (Obd. Z.) s
; Aus Preußen, 15. Nov. Ueber die Unterhandlungen

mit Dänemark wegen der Sundzoll-Frage herrſcht noch immer
eine die Ehre des preußiſchen Handelsſtandes berührende Stille.
Auf mehreren Landtagen kam es zum Vorschlage, daß, wenn
dieser Zoll überhaupt bezahlt werden müßte, und die beiderſei-
tigen Regierungen sich über die Ermäßigungen geeinigt hätten, -

es wenigſtens nicht zugegeben werden möchte, daß die preußin.
ſchen Schiffe im Sund Aufenthalt erleiden , sondern daß der
Zoll in den preußiſchen Häfen bei dem Aus- und Einklariren

der Schiffe erhoben, und an die däniſche Regierung abgeführte.

werden möchte, Hierdurch würde leßttere nicht den geringſten

Schaden erleiden , und wenn derfelben auch die fernere Erhe-
bung cines Sundzolles zugeſtanden wird , so hat die preußiſche
Rhederei und der Handelsſtand wenigstens den gerechteſten An-
spruch auf Schulz gegen den Aufenthalt und die PNackereien,
so wie die enormen Spesen, denen sie im Sund unterworfen
sind, Noch leichter würde es aber für alle Theile sehn , wenn
die preußische Regierung sich entschließen wollte, eine durch-

ſchnittlich zu ermittelnde Summe Geldes jährlich an Dänemark
 
Annotationen