Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI chapter:
No. 211 - No. 220 (10. September - 21. September)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42548#0893

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


ſeidelberger Tageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung. |



No. 21 9.





Kehl, 15. Sept. Heute Mittag 12 Uhr traf der großh.
Finanzminiſter Frhr. v. Böckh Exz. in Begleitung des geh.
Referendärs Regenauer von Lahr kommend, hier ein, und be-
gaben sich in das Hauptzollamtsgebäude. Nachdem derselbe
dort sich die Beamten und Angestellten des Amtes hatte vor-
ſtellen laſſen, besichtigte er das Gebäude selbſt und deſſen Um-
geburnß, den Platz zu dem künftigen Hafen und nahm die neu
errichtete Drahtgewebefabrik von Lang, wie die Marschall’ſche
Tapetenfabrik in Augenschein. Gegen 2 Uhr verließ der Hr.
Minister Kehl, um noch heute in Freiſtett einzutreffen. ~
Morgen findet in Offenburg die Versammlung und Sitzung
des Apothekervereins ſtatt. – In dem benachbarten Straßburg

herrscht über das abermalige Attentat auf Glieder der k. Fa-

milie nur eine Stimme , die des Abscheus über die so verruchte
That. Die Franzosen, die sich ſtets die hochherzige Nation
nennen, ſchämen sich, ſo viele Meuchelmörder unter sich zu
erblicken. Bei allem dem ſcheint über die königl. Familie ein
eigener Schußzgeiſt zu wachen, und wohl Europa, daß es ſo
iſt, denn der feſte Wille und die weiſe Einsicht Ludwig Phi-
lippp hat uns den Frieden erhalten, den wir ohne ihn nicht
mehr hätten. Ö (K. Z.)

Philipp s burg, 15. Sept. Geſtern Nachmittag um 12
Uhr ist die Ehefrau des Schloſssermeiſters Franz Hanfmann
zu Roth durch ihren Mann ermordet worden. Hanſsmann iſt
57 und seine Ehefrau 53 Jahre alt; er überfiel letztere meuch-
lings und ermordete sie durch drei Schnittwunden in den Hals
mit einem Rasiermesser. Nach geſchehener Mordthat suchte sich
Hansmann auf eine gleiche Weise selbſt zu entleiben, brachte
ſich auch eine bedeutende und lebensgefährliche Schnittwunde
am Halſe bei, iſt aber bis jet noch am Leben. Der Mörder
hat erklärt, daß sein böses Weib ihn zu diesem schweren Ver-
brechen gebracht habe. Von dem Ortsgericht iſt jedoch bezeugt
worden, daß beide Eheleute ſchon längſt in Haß und Streit
mit einander lebten, und beide in einem nicht guten Rufe
ſtehen. Die Untersuchung isſt eingeleitet.

Stut tg art, 16. Sept. Die Feier der 25jährigen Regie-
rung des Königs iſt hier so weit vorbereitet, daß gestern das
faſt einen Druckbogen einnehmende Programm über den ,„Feſt-
zug“ gegeben werden konnte. Dieser Haupttheil der Feier, worin
nicht nur die Residenzstadt, sondern zugleich die sämmtlichen
Bezirke des Landes und viele Städte besonders repräsentirt sind,
wird am 28. d. M. ſtattfinden, und an Größe und Sinnigkeit
alles überbieten, was an solchen landesherrlichen Feſtlichkeiten
je hier vorgekommen iſt. Am Tage vorher wird das Geburts-
feſt des Königs in den Kirchen und hier auch im Theater feier-
lich begangen; am 29. und 30. Sept. und am 1. und 2. Okt.
Folgt die Fortsetzung des Hauptfeſtes in dem Feſiſchießen, dem
Wettrennen, in dem landwirthſchaftlichen Feſte 1c. in Canſtatt.
Der Haupttag, der des Regierungsantritts, dürfte auch von

Montag, den 20. September

1841.

FER

Seiten des Königs mit der Ausübung des overfaſſungsmäßigen
Begnadigungsrechtes gefeiert werden.

München, 14. Sept. Wie es heißt, wird noch im Lauſe
dieser Woche I. M. die verwittwete Königin mit ihrer durch-
lauchtigſten Tochter, der Prinzesſin Johanna von Sachsen, sich
zu einem längern Aufenthalt nach Tegernsee begeben; der Ge-
mahl der letztern, der vorigen Sonnabend nach Wien abgereist

iſt, wird später von da zurückkehren, um ſrine durchlauchtigske..

Gemahlin zur Rückreise abzuholen.

Unser als „Eremit von Gauting“ weit und breit be-
kannter Frhr. v. Hallberg, der nun erſt durch einen Abſtecher
nach Spanien seine alte Reiseluſt und Rüſtigkeit neu bewährt
hat, wendet sich durch ein hiesiges Blatt mit der Aufforderung
an das deutsche Gesammtpublikum, es wolle im Jahr 1848
das tausendjährige Jubiläum der deutschen Unabhängigkeit fcier-
lichſt begehen. Im Jahr 843 fand bekanntlich der Theilungs-
vertrag zwiſchen den Söhnen Lutwigs des Fremmen zu Ver-
dun ſtatt.

Regen sburg, 12. Sept. Es iſt bereits aus den öffent-
lichen Blättern bekannt, daß in der Domkirche zu Regensburg

_ Um zu früh verſtorbenen trefflichen Biſchof v. Schwäbl ein

Denkmal errichtet werden wird. Höchſt erfreulich iſt hiebei die

in weiten Kreisen sich offenbarende Theilnahme, da sie von der

allgemeinen Anerkennung des verdienſivollen Wirkens , des edlen
Charakters und der glaubenstreuen Gesinnung des unvergeß-
lichen Oberhirten Zeugniß gibt. Unter diesen Umſtänden aber
iſt es woht von zweifachem Interesse, die erſte zu Errichtung
des Denkmals gegebene Veranlaſſung kennen zu lernen, da die-
ſelbe des Denkmals wahre Vrdeutung beſtimmt, und ihr beson-
dern Werth verleiht. Der Kénig war es, welcher, der erſte,
nach Schwäbls Tode, schon am 2L0. Juli I. I. aus eigenem

Antriebe und ohne Anregung von irgend einer Seite, sein.

Regierungspräsidenten des oberpfälziſch-regensburgiſchen Kreises
geschrieben hat, wie er wünſche, daß dem würdigen Nachfolger
der Regensburger Biſschöſe Sailer und Wittmann gleichfalls ein
Denkmal gesetzt werde, und daß, würde ein solches beſchloſssen,
er, der erſte, bei der Beiträgezeichnung mit einem Veitrage von
300 Gulden seyn wolle. (A. Z,)
Leipzig, 15. Sept. Geſtern Abend begrüßten die Stu-
direnden der hiesigen Universität den badischen Hoſrath Prof.
Welcker aus Freiburg ,, der auf einer Durchreise hier anwesend
iſt, durch einen Aufzug und den Gesang des Liedes; „„Was
iſt des Deutſchen Vaterland ? “ Auf ein aus vollem Herzen
ihm dargebrachtes Lebehoch antwortete Hofrath Welcker mit
einer Anrede, worin er die Sache, der er sein Streben geweiht,
z!e f? wahren Beweggrund zu dieser ehrenden Anerkennung
ezeichnete. (L. N. 390.
Berlin, 11. September. Geſtern sind die .f .
Berlins zu den Feſtlichkeiten nach Breslau gereist. Die Deputa-
tion beſteht aus dem Ober-Bürgermeiſter Krausnick, dem Stadt-
 
Annotationen