Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

DOI Kapitel:
Landwirthschaftliche Berichte
DOI Kapitel:
No. 11 - No. 20 (15. Juni - 1. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42548#1331

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Landwirth schaftliche V



erichte.



No. 20.

Montag, 1.

Tr

Novenbe. 1841.





Vortrag des Vorstandes des Sinsheimer land-
wirthschafilichen Bezirksvereins, Obereinnehmers
von Leth, bei der Generalversammlung und

feierlichen Preisvertheilung am 14. Sept. 1841.

(S ch I u ß.)
In der Pferdezucht iſt auch im verfloſſenen Jahre nicht
viel in. unserer Gegend geschehen, da es an Fohlengärten und

an Hengſten für utrseren Bezirk fehlt, und daß es darin an-

ders werden möge, bleibt wahrscheinlich auch in der nächſten
Zukunft noch blos frommer Wunſch.

In der Schweinszucht thaten sich nach den Inſpections -
Berichten Daisbach, Eſchelbronn, Ittlingen und Rohrbach
hervor- ;

. Schöne Eber fanden wir dies. Jahr:
in Eſchelbronn bei Beſtänder Funk.,
int Ittlingen bei Johannes Schechter,
in Rohrbach bei Beſtänder Diefenbacher und
in Sinsheim bei Johannes Reinig.

Für die Bienenzucht war das Jahr 1841. nicht günſtig
und es hat sich außer den schon in früheren Jahren rühmlich
genannten Bienenzüchtern in dieſem Jahre Niemand besonders
hervorgethan. i

Herr Decan Baumann in Zuzenhausen, der sich mit gang _
Äbeſonderer Liebe diesem schönen und süßen Zweige der Land- Hit:

wirthſchaft widmet und drei und zwanzig Stück honigreicher
Bienenſtöcke besilzt, der deshalb auch den dafür ausgeselzten
Preis heute erhalten würde, wenn der Umſtand, daß derselbe
Mitglied der Direction iſt, solches geſtattete, hat sich über diesen
Gegenstand sehr werthvolle Erfahrungen gesammelt und iſt
erbötig, solche Jedem der sich dafür interessirt, mitzutheilen,
was wir allen Bienenzüchtern unseres Bezirks, die ſich mit
wahrer Liebe der Bienenpflege widmen, zur Benutzung em-
pfehlen.

Zur Beförderung des Ackerbaues und Erhöhung des Er-
trags haben wir auch im verfloſſenen Jahre eine nicht unbe-
deutende Parthie Oberländer (s. g. Bühler) Hanfsſaamen kom-
men laſſen und gegen den Ankaufspreis vertheilt. Wir wünſchten
nur, daß die Gelegenheit, sich ausgezeichneten Saamen zu ver-
ſchaffen, allgemeiner benutzt würde. ;

Nach eingezogener Nachricht sind die Empfänger sehr da-
mit zufrieden und für die geringe Mehrauslage für Saamen
durch das Resultat auch in diesem Jahre reichlich entschädigt.

Wie lohnend ein solcher Saamenwechſel iſt, wollen Sie
sich durch die zur Ansicht hier aufgeſtellten und 10 Fuß lange

Stengel überzeugen und im Allgemeinen sich den Saamen-

„wechſel, da die Erfahrung lehrt, daß jeder Saamen in einem
und demselben Boden ausartet, bei dieser Gelegenheit wieder-
holt anempfohlen sein laſſen.

Der Bühler Hanfſaamen findet übrigens übrrall großen
Beifall und wir mußten in diesem Jahre sogar eine bedeutende

Parthie für den landwirtschaftlichen Bezirks - Verein zu Ehingen
an der Donau beſorgen. !

Außerdem übernahmen einige Vereins - Mitglieder in
Ittlingen den Bau der Dorſche (Rutabago oder Riesenſteckrübe,

Böhmischen Erdkohtrabe), wozu wir uns den Saamen von

dem Kreis - Vereine in Heidelberg verſchafften und die wir der
weiteren Verbreitung werth halten.

Mit Madia sativa haben die Vereinsmitglieder Chriſtoph
Gräßle von Daisbach, Rath Fuchs in Dühren und Mehrere
in Ehrſtett, auch dies Jahr theils günſtige, theils ungünſtige
Versuche gemacht. Aus vielen damit gemachten und uns be-
kannt gewordenen Erfahrungen geht aber hervor, daß die
beſte Art ihrer Behandlung , die viele Vorsicht ecfordert, noch

nicht hinreichend bekannt iſt, und nur deshalb die damit ge-

machten Verſuche theilweiſe ſcheitertenz auch noch nicht jeder
Oehlmüller sie gehörig zu schlagen verſtehet, bei einer richtigen
Behandlung aber einen größeren Ertrag und ein beſſeres Oehl
als alle andere Dehlgewächse liefert. In ver neueften Zeit hat
man auch Versuche in der Malerei damit angeſtellt und ge-
funden, daß es auch dafür den Vorzug vor anderen Dehlen
verdient. Die Madia bedarf nur vier Monate zu ihrer vollen
Reife und ſcheint keine andere Feinde als ungünſtige Witterung
bei der Saat und Erndte zu haben, welcher Vorzüge sich z, B.
der Reps nicht rühmen kann. .18 ;

Wer ſich weiter zu belehren wünſcht, dem ſtehen bei uns
verschiedene Berichte erfahrener Landwirthe darüber zu Gebote.

Waizen wurde in diesem Jahre in Adersbach, Dühren,
EChrſtett, Grombach, Ittlingen, Rohrbach, Steinsurt, Waldangel-
loch, Weiler und Zuzenhaufen mit gutem, und in Kirchardt
und Sinsheim mit mittetmäßigem Erfolge gebaut. Derselbe
scheint sich immer mehr einheimiſch zu machen.

Nebstdem machen wir die Landwirthe unseres Bezirks auf
eine neue vor der Ver valtung des landwirthschaftl. Kreisvereins
in Heidelberg angepriesene Hafergattung {Kamtſchatka-Hafer)
aufmerkſam, so wie auf die ſchon früher besprochene Minter-
wicke, und bemerken wiederholt, daß wir mit Vergnügen einem
Jeden, der den Anbau versuchen will, den nöthigen Saamen
verschaffen werden, nur auch bei dieſer Gelegenheit bitten
müſſen, die Anmeldungen frühzeitig zu machen, da im ver-
floſſenen Jahre wiederum der Fall eintraf, daß Mehrere zu
ſpät Oberländer Hanfsaamen begehrten und nicht mehr be-
rückſichtigt werden konnten.

Ueber das Fortpflanzen der Kartoffel durch Saamen, wo-
von ich Ihnen ſchon in vorigem Jahre ſprach, enthalten die
in Heidelberg erscheinenden, von Herrn von Babo redigirten
landwirthschaftlichen Berichte in dem Blatte Nr.16., welches
allen Bürgermeiſterämtern mitgetheilt wurde, eine ausführliche
Abhandlung, die alle Landwirthe nicht unbeachtet laſſen mögen,
so wie die in Nr. 14. deſſelben Blattes enthaltene Anleitung
zur Bereitung von Kartoffelmehl. Da überhaupt dieses Blatt
viel Interessantes für Landwirthe enthält, so wäre zu wünſchen,
daß es in allen Orten gehalten und fleißig geleſen würde.
 
Annotationen