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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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Landwirthschaftliche Berichte
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No. 11 - No. 20 (15. Juni - 1. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42548#1330

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gelaſſen werden, währenddem ein solcher erſt init dem Alter
von zwei Jahren die nöthige Reife erhält und deshalb in
mehreren Ländern und namentlich in der Schweiz das Ge-
ſelz beſteht, daß kein Farre vor zurückgelegtem zweiten Lebens-
jahre gebraucht werden darf, worauf, wenn eine geſunde und
kräftige Nachzucht erzielt werden will und manche andere
Nachtheile vermieden werden wollen, von Seiten der Gemeinde
auf das Strengſte geſehen werden ſaollte.

Da wo noch an einzelnen Orten die privatrechtliche Faſ-
ſellaſt auf Gütern oder Zehnten ruhet, iſt es recht auffallend
sichtbar, welchen nachtheiligen Einfluß dies auf den ganzen
Viehſtand der Gemeinde übt und wie ſehr die Viehzucht in
solchen Orten gegen die anderer Gemeinden zurückſtehet.

Wir haben es deshalb aush dieſes Jahr wieder bei Ge-
legenheit unserer landwirthſchaftlichen Bezirksinspektions-Reisen

den Gemeinderäthen möglichſt an's Herz gelegt, auf die Ab-

löſung hinzuwirken, und hoffen, daß sie die Wichtigkeit des
Gegenſtandes für ihre Gemeinden erkennend, keine Mühe
und kein etwa zu bringendes Opfer ſcheuen werden, ihren
Gemeinden endlich einmal die erforderlichen Zuehtſtiere von
quter Race zu verſchaffen.

Hier kann ich nicht unterlaſſen, Sie auf eine bei Be-
handlung des Rindoiehes wichtigen Umstand aufmerksam zn
machen und deſſen Beachtung besonders kleineren Landwirthen
zu empfehlen. Das Rindvieh wird nämlich in der Regel
nur nach der Fütterung, und wo diese nur Morgens und
Abends stattfindet, nur zweimal des Tages getränkt, und
erhält oft, wenn man ihm warmes Futter reicht, . auch nur
warme Getränke. Dies iſt aber, nach dem Urtheile tüchtiger
Aerzte und erfahrener Landwirthe nicht nur der Gesundheit
nachtheilig, ſondern auch beim Melkvieh von übelem Ein-
fluſſe auf die Milch. Man will die Beobachtung gemacht
haben , daß das kalte Waſſer ein Haupterhaltungsmittel für
die Geſundheit aller Hausthiere iſt und hat es sehr empfoh-
len, das Rindvieh sedesmal vor und nach der Fütterung zu
tränken und damit es den Trank lieber annimmt , ihn mit
Stoffen die unter das Futter kommen, als Mehl, Sthrot,
Kleie, Salz, Kartoſfeln, Rüben u ſ. w. zu vermiſchen.

Wenn das Thier Durſt leidet, hat es in der Regel auch
keine Luſt zum Freſſen und durch das öftere Tränken mit
kaltem Waſſer werden manche Krankheiten verhütet, wenig-
ſtens minder bösartig und die Milch gewinnt nach den ge-
machten Erfahrungen an Quantität und an Qualität bedeu-
tend. Zur Verhütung der oft sehr verheerend einwirkenden
Lungenſeuche wird vielfältig das Einſtellen von Ziegenböcken
in die Rindviehſtälle, nebſtdem aber auch das Kochsalz em-
fohlen. j !

f FeV ſer den Krankheiten sind es oft aber die Menſchen,
welche das arme Thier, das uns doch so vielfältigen Nutzen

_ ſchaſft, ohne Noth unbarmherzig quälen, weshalb es, könnte

es ſprechen, ſeinen Herrn oft bitter anklagen würde. Eine
Hauptqual bereitet dem Rindviehe noch an vielen Orten un-
seres Bezirks das Doppeljoch, welches das arme Thier oft
halbe Tage lang in der drückendſten Sonnenhitze den foltern-
den Stichen eines cinſturmenden Fliegenschwarms Preis gibt,
da ihm durch daſſelbe jede Waffe genommen iſt.

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_ Zum Theil iſt aber das einfache Joch und in anderen

Gegenden des Zillgeſchirr und Kummete an die Stelle des

Doppeljochs getreten; daß dies aber auch bei uns allgemein

geſchehen möge, wollen uns alle Beſſergeſinnten unſeres Be-

zirkes in unseren Bemühungen unterſtützen.
(Schluß folgt )





Mahnung an die Landwirthe.

Jeder unserer Bauern weiß, wie gering die Qualität der
Winterfrucht im verfloſſeneen Sommer geworden iſt. Wenn
er hiervon ohne Auswahl säet, kann er ſicher seyn, daß er
das nächſte Jahr auch nur ſchlechtes Zeug erndtet, und daß
er alsdann keine Spelz ohne Brand nach Hauſe bekömmt.
Daher nehme er von seinem geerndteten Getreide nur das
beſte, und wähle folches recht sorgfältig aus. Kann er aber
gutes. Saatkorn von einer anderen Gegend erhalten , so thue
er es ja, weil alsdann auch der Wechsel der Gegend zur
beſſeren Vegetation mithilft. ] t1;1 ;

Bei Spelz nehme man, wenn man keine dießjährige
Saatfrucht erhalten kann, lieber zweijährigen Samen. Die
schlechten Körner darin haben ihre Keimtkraft verloren, aber
die der guten iſt geblieben, und, wenn man etwas dicker
ſäet , ſo iſt dieser Verluſt erſezt. Gewiß wird Mancher be-
reuen , diese Regeln nicht befolgt zu haben.

Etwas Nütliches für die Schmiede.
(aus dem Verbreiter)

In mehreren Gegenden Frankreichs, wo man es unit
einem ſteinigten Boden zu thun hat, macht man die Pflug-

ſcharen dadurch dauerhaster, daß man sie mit einer Lage von
Gußeisen überzieht. Dazu nimmt man von einem alten Topf
ein Stück Gußeisen von der Größe eines Quadratzolls, legt

dies auf die Pflugschar und erhitzt dieselbe bis zum Weis-
glühen; alsdann schweißt man das Gußeiſen um die ganze
Spilhe der Pflugſchar mit einem Hammer an, und taucht
die Pflugſchar, wenn ſie kirſchroth glüht, in das Waſſer, wo-
durch sie gehärtet wird. Da sich der untere Theil der Schar
am meiſten abnußzt, ſo muß auch hier die gußeiserne Schichte
am dickſten sein. Dies Verfahren koſtet wenig , und liefert
eine dauerhafte Pflugſchar. z

Wenn Senſen oder Sicheln Spalten bekommen , ſo löthet
man sie am beſten mit Kupfer. Dies geschieht auf folgende
Art: man legt ein dünnes Plättchen Kupfer oder Messing über
die Spalte. Beide Seiten muüſſen mit schwach befeuchtetem
Borax beſtrichen ſein. Nun erhilzt man eine gewöhnliche Schmiede-
zange zum Weisglühen und ergreift damit das zu reparirende
Inftrument , ſo daß der obere Backen der Zange genau auf
das mit Borax beſtrichene Kupſserplättchen kömmt; dadurch
schmilzt das Kupfer und in demselben Augenblick iſt auch die
Spalte zugelöthet. Dies Verfahren iſt sicher, einfach, schnell
ausführbar und verändert den Stahl nur wenig, weil die
Spalte ſelten bis zur Schneide geht. s



Redigirt von Freiherrn v. Babo.

Druck und Verlag von G. R eichard in Heidelberg,
 
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