Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N°. 42 HEIDELB. JAHRB. o. LITERATUR. 1833.

zm* ös7erre7cA?scAeM G&sc/^cMe.
("Fortsetzung*.^
Von den Meinen, aber gediegenen Goldkörnchen, die
in den alten, modernden Papieren und Pergamenten ver-
borgen liegen, die sich aber freilich nur dem emsig
suchenden und ungetrübt blickenden Auge entdecken,
ahnen Jene natürlich nichts, nichts von dem Genüsse,
durch den diese Kleinigkeiten dem sinnigen Geschichts-
freunde hundertfach die Mühe und Anstrengung ersetzen,
die er auf ihr Aulsuchen gewendet hat. Wem aber dieser
Sinn verliehen ist, der Sinn für die Erscheinungen^ eines
vergangenen Jahrhunderts, für Zustände eines verschwun-
denen Geschlechts, diese halb dem Verstände, halb der
Einbildungskraft angehörige Fähigkeit, sich deutlich in
andere Zeiten und Verhältnisse hineinzudenken, wer also
für denGenufs wahrer Geschichte überhaupt fähig ist, —
dem leuchtet oft reiner und heller das Seyn und das
Wesen einer Zeit aus einem Papierstreifen hervor, der
mit unwichtigen Worten in ihr selbst beschrieben wurde,
als aus den schönsten und glänzendstenErzählungen eines
Jahrhunderte späteren Geschichtschreibers, ja leicht
selbst ungefärbter und ungetrübter, als aus den Darstel-
lungen eines gleichzeitigen Schriftstellers, der seine Zeit
mit einem bestimmten Zwecke, mit einer überlegten Ab-
sicht schilderte. Denn da auch dessen Schilderungen
nur unter der Einwirkung des überlegenden Verstandes,
durch vielfache Abstraction ausspeciellen Facten entstehen
konnten, so fehlt auch in ihnen die Unmittelbarkeit des
Lebens; die Einwirkung der Ueberlegung, der Einhuls
der Individualität verwischt leicht auch in ihnen die
eigentümlichen Farben der geschilderten Zeit, — wäh-
rend in den nicht für Schilderung der Zeit bestimmten
Schriften, die uns absichtslos mit ihren Sitten und Ge-
XXVI. Jahrg. 7. Heft. 42
 
Annotationen