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N°. 56. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. 1833.

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Dagegen scheint man sich von manchen Seiten diese
endliche Versöhnung von Religion und Philosophie, und
die damit zusammenhängende Voiiendung der letzteren
näher vorzustellen , als sie wirklich ist. Man möchte den
Anfang für das Ziel, die erste Aussaat für die Aerndte
halten, die Einzelne, weil sie selbst an der Zeit sind,
schon einzusammeln sich anschicken. Ja mehr noch bilden
Andere sich ein, Feigen lesen zu können von den Dornen,
und Trauben von den Disteln; und so zuversichtlich
glauben sie, die eigensten und individuellsten Lehren in
ihren abstrakten Formeln eingefangen zu haben, dafs es
Noth thut, indem wir im Begriff sind, die oben ange-
führten Schriften über Religionsphilosophie zur verglei-
chenden Beurtheilung zu bringen, vorerst an den scharf
ausgeprägten Charakter des Christenthums zu erinnern,
damit die abstumpfende Auffassung und Auslegung des-
selben, die sich für philosophische Behandlung giebt,
daran gehörig sich contrastire.
Das Christenthum an sich ist gar nicht speculativen
Inhalts oder hat die Absicht solcher Unterweisung. Das
Kosmogonische oder Mythische der ältern Religionen
schliefst es gerade aus; nur, dafs die Welt freie Schöpfung
des göttlichen Geistes und Willens ist, den Gedanken
der Urpersönlichkeit Gottes über der Welt hält es fest
und scheidet sich dadurch von jeder pantheistischen Re-
ligion und Weltansicht. An den Menschen vielmehr ist
es gerichtet, und beginnt lehrend eigentlich erst mit
ihm, wie er sich findet in seinem Selbstbewufstseyn und
Gewissen, im gesammten Verhalten zur Natur und zu
sich selbst, sey's im Einzelnen wie im ganzen Geschlechte.
XXVi. Jahrg. 9. Heft. 56
 
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