N°. 38. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. 1833.
der Uog^?M?e?de.
^BeecA%My*s.^
Ihn hört man gerne von Mäfsigung und Bezäh-
mung reden, der die Leidenschaft kennt; und wenn er
seinen Biick auf die Gewait der menschlichen Natur
wirft und die Kraft der Erziehung erwägt, bewundern
wir die Tiefe seiner Einsicht, die jetzt Convenienz und
Anstand mit dem Stocke iehrt und dann sich unwiiiig weg-
wendet, wenn man Sitte und Ehre mit Schlägen hervor-
zurufen denkt, wo sie auf Worte nicht folgen. Ein
Bewunderer der Miide und Freigebigkeit, mifsbiiiigt er
das wirre Gedränge an Landgraf Hermanns Hof, wie
auch Woifram mit ihm thut; ein deutscher vaterländi-
scher Mann, nicht weil ihn der Zufall auf diese Scholle
geworfen hatte, sondern weil ihn seine Weltkenntnis und
Wahl auf die biedere Nation zurückwies,*) tritt er mit
Heftigkeit und Bitterkeit gegen die Herrenlosigkeit, die
Unordnung und Schwäche des Reichs; vertheidigt dessen
Unabhängigkeit von der Kirche und trotzt dem Banne
mit Christus Lehre: Gebt dem Kaiser was des Kaisers,
und Gott was Gottes ist. Mit Kraft und Zorn tritt er
gegen das Pfaffenwesen, die Gleisnerei und Weltlich-
keit der Geistlichen, gegen das Unwesen des römischen
Hofs,**) sonst aber treu der Kirche, ein frommer und
heiliger Mensch. Zufrieden lobt er an sich seine gut-
artige Natur, die ihn selbst, wenn er die Macht dazu
hat, nicht der Rache gedenken läfst, ***) und dann
*) Das herrliche Lied auf p. 56 sq.
**) Auf p. 33. 34. und sonst.
"*) p. 63. Ob ich mich selben rüemen sol,
so bin ich des ein hübescher man,
daz ich so mange unfuoge dol,
so wol als ichz gerechen han.
XXVI. Jahrg. 6. Heft.
38
der Uog^?M?e?de.
^BeecA%My*s.^
Ihn hört man gerne von Mäfsigung und Bezäh-
mung reden, der die Leidenschaft kennt; und wenn er
seinen Biick auf die Gewait der menschlichen Natur
wirft und die Kraft der Erziehung erwägt, bewundern
wir die Tiefe seiner Einsicht, die jetzt Convenienz und
Anstand mit dem Stocke iehrt und dann sich unwiiiig weg-
wendet, wenn man Sitte und Ehre mit Schlägen hervor-
zurufen denkt, wo sie auf Worte nicht folgen. Ein
Bewunderer der Miide und Freigebigkeit, mifsbiiiigt er
das wirre Gedränge an Landgraf Hermanns Hof, wie
auch Woifram mit ihm thut; ein deutscher vaterländi-
scher Mann, nicht weil ihn der Zufall auf diese Scholle
geworfen hatte, sondern weil ihn seine Weltkenntnis und
Wahl auf die biedere Nation zurückwies,*) tritt er mit
Heftigkeit und Bitterkeit gegen die Herrenlosigkeit, die
Unordnung und Schwäche des Reichs; vertheidigt dessen
Unabhängigkeit von der Kirche und trotzt dem Banne
mit Christus Lehre: Gebt dem Kaiser was des Kaisers,
und Gott was Gottes ist. Mit Kraft und Zorn tritt er
gegen das Pfaffenwesen, die Gleisnerei und Weltlich-
keit der Geistlichen, gegen das Unwesen des römischen
Hofs,**) sonst aber treu der Kirche, ein frommer und
heiliger Mensch. Zufrieden lobt er an sich seine gut-
artige Natur, die ihn selbst, wenn er die Macht dazu
hat, nicht der Rache gedenken läfst, ***) und dann
*) Das herrliche Lied auf p. 56 sq.
**) Auf p. 33. 34. und sonst.
"*) p. 63. Ob ich mich selben rüemen sol,
so bin ich des ein hübescher man,
daz ich so mange unfuoge dol,
so wol als ichz gerechen han.
XXVI. Jahrg. 6. Heft.
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