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N°. 78. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. 1883.

Bo Atz, GescA^cAte der MCMerM dexdsc/teMjPoes/e, und
JRTer zog^, Ge^cAtcAte der deMtseAeHNtdFoTznt-ZJtertdM?*.
(RescA^M/s.J
Noch Eine Sache haben wir auf dem Herzen, die uns
immer besonders wehe that. Wenn wir in vieien unserer
Literaturbücher aiies eigene Urtheil allzuhäuhg vermilsten,
so geschah es uns fast immer, dafs wo wir ja einmal eines
antrafen , wir es lieber wieder vermilst hätten. Wir deuten
auf die thörichten Erhebungen und Herabsetzungen der
Göthe, Vols u. A., auf die kindischen Befehdungen der
Romantiker, auf die ewigen Zänkereien über Göthe und
Schiller und tausend Dinge der Art, die an der Tagesord-
nung sind. Es würde uns ekeln, wenn wir auf die Jäm-
merlichkeiten näher eingehen wollten, die eine Erörte-
rung dieser Dinge mit sich führen würde. Wir müssen nur
bei dieser Gelegenheit bedauern, dafs bei so gewichtigen
Stimmen, die über alle jene und andere Fragen durch die
allerbefugtesten Beurtheiler abgegeben worden sind , das
Geschrei der Zwerge und Pygmäen immer Fortdauern
kann, die sich mit lästiger Zudringlichkeit herbeidrängen.
Warum sind denn Humboldt s ästhetische Versuche ein so
vergessenes Buch bei uns und warum werden es seine
Briefe mit Schiller so bald seyn, die zwei merkwürdigsten
Ehrendenkmale, die jemals grolsen Männern von Zeitge-
nossen gesetzt worden sind? Dahin sind wir schon gekom-
men , dals eine etwas schwierige Form und Untersuchung
uns von solchen Werken, die unser wärmstes Interesse an
unseren gefeiertsten Namen angehen, abschreckt? Dann
wehe uns und unserer gepriesenen Gründlichkeit, wenn
dem so ist! Und wie sollte es anders seyn, da wir in der
That lieber das Büchlein von Göthe zur Hand zu nehmen
scheinen, oder was des Gestorbenen Freunde nicht auf-
hören, darüber zu publiciren, wie er sich räusperte und
spuckte. Von Nationalapostaten lassen wir unser Volk be-
flecken und unsere Duldung ist nicht die Verachtung der
XXVI. Jahrg. 13. Heft. 78
 
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