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N°. 36. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. 1833.

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der 1 0^e??ee2de.
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Ehen wie man hier die Werke verschiedener Zeiten
hios nach ihrem Stoffe vergleichend zusammensteift, so ist
es herrschend und herkömmiich geworden, den Woifram
von Eschenbach den Göthe des (ieutschen Mitteiaiters
zu nennen, Dichter mit Dichter zu vergleichen, bios
nach — wir wissen seihst nicht weicher Analogie. Denn
wir finden weder, wo sich ihre Lebensanschauungen,
noch ihre dichterische Materie, noch ihre moraiische
Natur berührt, und um nur an der äufseren Erscheinung
festzuhaiten, so begreifen wir nicht, wie mit Göthe's
freiem Beherrschen des Lebens und der Sprache Woifram's
Schärfe und Härte, sein häufig prägnanter aber immer
ringender Ausdruck kann vergiichen werden, und sein
Mangei an Darsteiiungsgabe, an der er von Gottfried
v. Strasburg so weit übertrofien wird, wie er diesen an
Tiefe und Gröfse und moraiischer Würde übertrifft, was
die Ursache davon seyn wird, dafs sich immer die Den-
kenderen zu ihm, die Poetischeren zu Gottfried mehr
hingezogen fühien werden. Das Gegeneinanderwägen
dieser beiden Männer ist ein anderer Punct, auf den
man meist in jeder Beurtheiiung derseiben stofsen wird.
Dies ist aber auch eine Sache, die wir eher des Be-
sprechens werth haiten würden, denn der Zwiespait
hierüber wird so iange dauern, ais Menschen Menschen
bieiben, weil er sehr schwer vereinbare Seiten der
menschlichen Natur berührt. So iange es Menschen
geben wird, die das Leben mehr von der ernsten Seite,
und Andere, die es mehr von der heiteren zu betrachten
lieben, so iange das Ebenmafs zwischen moraiischer und
ästhetischer Bildung der Seele nur in so Wenigen beste-
hend gefunden wird, so lange werden sich die Urtheile
XXVI. Jahrg. 6. Heft. 36
 
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