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N°. 45. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. 1838,

Erics, dcr^r^iiscAcMEMosc^Aic, 2rTA.
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Keine von Jen theologischen Partheien unseres
protestantischen Deutschiands wird mit dieser Behand-
lungsweise der Religionsphilosophie zufrieden seyn, ob-
gleich eine jede doch wieder manche ihr zusagende
Elemente finden wird. Der Rationalismus, in seiner
gewöhnlichen Gestalt, wird, wenn er auch in dem Stand-
punkt der Religionsphilosophie selbst, nämlich in dem
des durchaus selbstständigen Denkens und Strebens nach
eigener Ueberzeugung, immer einen Anklang finden
wird, doch gerade an den Hauptsätzen, worauf diese
Reiigionsphiiosophie gegründet ist, der Erhebung des
Glaubens über das Wissen, und eben so an der Be-
gründung der Religion auf Gefühl, so wie an der nur
ästhetischen Entwickelung der religiösen Ideen, leicht
Anstofs nehmen; denn ihm gilt der Glaube häufig nur
als eine niedere religiöse Erkenntnifsweise, die in ein
Wissen verwandelt oder zu einem Wissen erhoben wer-
den soll, oder er will doch den Glauben erst noch auf
Gründe und Beweise stützen, und seinen Inhalt in einem
vollständigen verständig vermittelten System von Dogmen
darstellen. Gefühl und ästhetische Auffassung gilt man-
chen einseitigen Rationalisten als Zeichen der Schwär-
merei und des Mysticismus. Eben deswegen aber wird
sich durch diese Ansichten vom Glauben und Gefühl der
Mysticismus und Supernaturalismus zu dieser
Religionsphilosophie hingezogen fühlen. Der Superna-
turalismus wird sich der Beschränkung des Wissens auf
das Irdische und der Erhebung des Glaubens über das
Wissen erfreuen, indem er den freien Vernunftglauben
Fries's in seinen blinden Autoritätsglauben umwandelt;
aber auch abgesehen davon, dafs er, sobald er diesen
seinen Irrthum rücksichtlich des Glaubens bemerkt, sich
XXVL Jahrg. 7 Heft 45
 
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