N°. 64 HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. 1833.
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Wie damit, was man sonst viel zu abstrakt Unsterb-
lichkeit der Seele zu nennen pfleget, eine weit tiefere
Begründung erhält, liegt am Tage: hier führt die ganze
Natur diesen Beweis. Das Menschenleben ist nur das
Sichentfalten aus innerer, individueller Anlage in das
Licht des Bewufstseyns, nach einem Grund- und Ur-
typus, dessen Kraft und Verwirklichung weit über die
Grenzen unmittelbarer Gegenwart und Erscheinung des
Menschen hinausreicht: (wobei wir zur Erläuterung nur
an die inneren Lebensrechnungen der Somnambulen nach
einer, wie sie es bezeichnen, dem Menschen einge-
pflanzien Grundzahl erinnern wollen.) In jenem sich
entfaltenden, organisch-seelischen Bewufstwerden des
Menschen Hegt aber auch seine Selbstentscheidung
im Verhältnils zu Gott, und der wahre Punkt der sitt-
lich-religiösen Lebenskrise fällt gleichfalls hierher. Wenn
wir aber oft genug im Falle sind, bei intellektuell oder
sittlich tief verworrenen Individualitäten, denen wir nicht,
und die sich nicht helfen können, zur Einsicht zu kom-
men : dafs hier nur eine höhere, die eigenwillige Selbst-
verstrickung lösende, durch eine Gegenkrise die gei-
stige Gesundheit herstellende Ergänzung aus ihrem
schöpferischen Ursprünge her helfen könne; so haben
wir damit den Begriff eines erlösenden Gottes, gleichsam
als psychologisches Postulat, gefunden, und stehen an
der Schwelle eines Geistermysteriums, wo Seelenlehre
und Religion sich unerwartet begegnen und in fortge-
setzter Wechseldurchdringung die Aussicht in Wahrheiten
bieten, von denen die bisherige Begriffsmetaphysik sich
noch Nichts träumen läfst. Wir können diese Andeu-
tungen und Perspektiven hier nicht weiter verfolgen;
wir wollen nur hinzusetzen, dafs uns hier dip Grenze der
XXVI. Jahrg. 10. Heft. 64
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Wie damit, was man sonst viel zu abstrakt Unsterb-
lichkeit der Seele zu nennen pfleget, eine weit tiefere
Begründung erhält, liegt am Tage: hier führt die ganze
Natur diesen Beweis. Das Menschenleben ist nur das
Sichentfalten aus innerer, individueller Anlage in das
Licht des Bewufstseyns, nach einem Grund- und Ur-
typus, dessen Kraft und Verwirklichung weit über die
Grenzen unmittelbarer Gegenwart und Erscheinung des
Menschen hinausreicht: (wobei wir zur Erläuterung nur
an die inneren Lebensrechnungen der Somnambulen nach
einer, wie sie es bezeichnen, dem Menschen einge-
pflanzien Grundzahl erinnern wollen.) In jenem sich
entfaltenden, organisch-seelischen Bewufstwerden des
Menschen Hegt aber auch seine Selbstentscheidung
im Verhältnils zu Gott, und der wahre Punkt der sitt-
lich-religiösen Lebenskrise fällt gleichfalls hierher. Wenn
wir aber oft genug im Falle sind, bei intellektuell oder
sittlich tief verworrenen Individualitäten, denen wir nicht,
und die sich nicht helfen können, zur Einsicht zu kom-
men : dafs hier nur eine höhere, die eigenwillige Selbst-
verstrickung lösende, durch eine Gegenkrise die gei-
stige Gesundheit herstellende Ergänzung aus ihrem
schöpferischen Ursprünge her helfen könne; so haben
wir damit den Begriff eines erlösenden Gottes, gleichsam
als psychologisches Postulat, gefunden, und stehen an
der Schwelle eines Geistermysteriums, wo Seelenlehre
und Religion sich unerwartet begegnen und in fortge-
setzter Wechseldurchdringung die Aussicht in Wahrheiten
bieten, von denen die bisherige Begriffsmetaphysik sich
noch Nichts träumen läfst. Wir können diese Andeu-
tungen und Perspektiven hier nicht weiter verfolgen;
wir wollen nur hinzusetzen, dafs uns hier dip Grenze der
XXVI. Jahrg. 10. Heft. 64