1043 Dr. Grimm, vom nichtatexandrin. Urspr. d. H. der Weisheit.
noch nicht, dafs eie seihst ein besonder bestehen-
der Geist seyn soiite. Da Geist oder Geistigkeit immer
das Höchste auch im menschlichen Wesen bedeutet, so
mußte auch dem Gottes wesen ein Geist (Ps. 139, ?.
Spr. 18, 4.), und sodann weiter auf poetische Weise
auch der personißcirten Weisheit oder Geistig-
keit zugeschrieben werden.
So lange die in diesem Dogma gebrauchten Worte :
cAocArnaA, rMacA, sop/M<3 und pHCMWia Feminina oder
Neutra waren, wurde es noch nicht so ieicht, sie in eine
selbstständige Person zu verwandeln. Zum Unglück gab
es denn aber auch ein Masculinum, durch welches
ebenfalls, wiewohl anfangs seltener, die durch Wollen
und Befehlen wirkende und ordnende Kraft Gottes aus-
gedrückt werden konnte. Die Veranlassung dazu wurde
schon durch das sogenannte Schöpfungslied 1 Mos. 1,3.
gegeben. Kürzer und energischer konnte dort der Ge-
danke: „Was Gott will, das wird und ist!" nicht aus-
gedrückt werden, als durch das bekannte „Gott sprach:
Es werde! und es ward." Daraus nun entstund unmit-
telbar der Ausdruck im Psalm, daß durclr Gottes
„Wort" 131 Alles geworden sey. Nachher aber bil-
dete man im Chaldäischen und im Volksdialekt aus dem
hebräischen Amar das dem Dabar gleichbedeu-
tende Meimera. Jetzt war schon ein Anlaß
gegeben, Gott und Meimera des Jehovah gewis-
sermaßen von einander zu distinguiren, ungefähr so,
wie man den redenden und dadurch wirkenden Gott von
dem denkenden und wollenden, gleichsam als einem noch
ruhenden, menschlicher Weise zu distiguiren wagen mag.
Nun aber wurde dieses „Wort" auch griechisch
ausgesprochen als o Adyo$, und jetzt hatte man ein
Masculinum, von welchem weit eher, als von der
oder ra%20 dAwza, wie von einer wirklichen Person oder
Subsistenz zu reden war. Wie viele Meinungen bildet
man zunächst aus der Sprache! Denn entstehen gleich
die Sprachzeichen zuvörderst aus dem Gedachten, so
noch nicht, dafs eie seihst ein besonder bestehen-
der Geist seyn soiite. Da Geist oder Geistigkeit immer
das Höchste auch im menschlichen Wesen bedeutet, so
mußte auch dem Gottes wesen ein Geist (Ps. 139, ?.
Spr. 18, 4.), und sodann weiter auf poetische Weise
auch der personißcirten Weisheit oder Geistig-
keit zugeschrieben werden.
So lange die in diesem Dogma gebrauchten Worte :
cAocArnaA, rMacA, sop/M<3 und pHCMWia Feminina oder
Neutra waren, wurde es noch nicht so ieicht, sie in eine
selbstständige Person zu verwandeln. Zum Unglück gab
es denn aber auch ein Masculinum, durch welches
ebenfalls, wiewohl anfangs seltener, die durch Wollen
und Befehlen wirkende und ordnende Kraft Gottes aus-
gedrückt werden konnte. Die Veranlassung dazu wurde
schon durch das sogenannte Schöpfungslied 1 Mos. 1,3.
gegeben. Kürzer und energischer konnte dort der Ge-
danke: „Was Gott will, das wird und ist!" nicht aus-
gedrückt werden, als durch das bekannte „Gott sprach:
Es werde! und es ward." Daraus nun entstund unmit-
telbar der Ausdruck im Psalm, daß durclr Gottes
„Wort" 131 Alles geworden sey. Nachher aber bil-
dete man im Chaldäischen und im Volksdialekt aus dem
hebräischen Amar das dem Dabar gleichbedeu-
tende Meimera. Jetzt war schon ein Anlaß
gegeben, Gott und Meimera des Jehovah gewis-
sermaßen von einander zu distinguiren, ungefähr so,
wie man den redenden und dadurch wirkenden Gott von
dem denkenden und wollenden, gleichsam als einem noch
ruhenden, menschlicher Weise zu distiguiren wagen mag.
Nun aber wurde dieses „Wort" auch griechisch
ausgesprochen als o Adyo$, und jetzt hatte man ein
Masculinum, von welchem weit eher, als von der
oder ra%20 dAwza, wie von einer wirklichen Person oder
Subsistenz zu reden war. Wie viele Meinungen bildet
man zunächst aus der Sprache! Denn entstehen gleich
die Sprachzeichen zuvörderst aus dem Gedachten, so