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L. J. Rückert, Comm. über (!en Galaterbrief.

(ißl

als Nichtschuldiger, hat statt Aller diese mit Fluch von dem
jüdischen Lohalgesetz belastete Todesart übernommen, und Gott
nimmt, weil er nun eben strafend - gerecht und verzeihend barm-
herzig zugleich seyn will, diese Marter des Einen Unschuldigen
als satisfactio vicaria für Unzählige, welche die Kreuzigung ver-
schuldet hätten.
S. 141 • behauptet Hr. K. : »Der Schlufs des Apostels sey
dieser: Wer am Holz hängt, ist verflucht. Wer verflucht ist,
Strafe Gottes duldet (?) ist es entweder für eigene oder
für fremde Schuld. Christus, nicht für eigene, also für
fremde, nämlich zunächst für die dem Gesetz unterworfenen
Uebertreter des Gesetzes.« — Aber wie? Hat denn Paulus oder
das N. T. irgendwo die Behauptung : Jesus duldete in seiner Kreu-
zigung eine Strafe Gottes? und wo meint denn das alte oder
neue Testament, dafs die dem jüdischen Gesetz Unterworfenen
für ihre Sünden, d. i. für die Immoralität durch Kreuzigung,
oder irgend durch Hinrichtung von Gott hätten abgestraft werden
müssen? Wozu die immerwährende, nichtbiblische Einmischung
juridisch - politischer Begriffe und Verhältnisse in das Religiös-
moralische?? — — Der Schlufs, welchen P. machte, ist viel-
mehr dieser: Wer als straffällig ans Holz gehenht worden ist,
ist nach dem Jüdischen Gesetz verflucht. Jesus war so an
das Kreuzesholz gehenht, also ist er nach jenem Gesetz ver-
flucht. Welches Gesetz aber unsern Messias zum Fluch
macht, das mufs selbst für den jüdischen Verehrer
Jesu als des Messias Null und abgethan und selbst wie
e i n C ans Kreuz gehenkte Schuldur künde ( Koloss. 2, i 4-)
zu betrachten seyn. Noch viel weniger darf dann der nicht-
jüdische Messiasverehrer für dieses Gesetz erst noch hintennach
verbindlich gemacht werden, wie gewisse pharisäische Judenchri-
sten als »falsche Brüder“ (2, 3. Apg. 5, i5.) dies gerne wollen
und euch, Galater! fast damit bezaubern.
Uns bleibt noch die Frage : Warum sieht denn der Verf.
eher den Anselmus Canterbur. als das geschichtlich Zeitgemäfse
und in dem ganzen Brief Vorherrschende in solchen apostolischen
Stellen ? Die Antwort finden wir S. 338. in ihm selbst. Ihm
schwebt vor, dafs man die Apostelschriften rationali-
stisch machen wolle. Aber »Rationalisten oder Philosophen
im vollen Sinn des Worts, konnten, sagt Er, Juden, selbst die
gebildetsten, unmöglich seyn.« — Wir sagen und denken dies
auch. Wo von der Körperbesitzung durch Dämonen didaktisch,
 
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