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N°. 59. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

PHILOSOPHIE.
1) Philosophie und Christenthum oder IVissen und Glauben. I on Dr. J.
llust, offentl. ordentl. Prof, der Theol. zu Erlangen und Pfarrer der
franz. ref. Gemeinde daselbst Zweite, verbesserte und vermehrte Aufl.
Mannheim, im Verlag bei Schwan und G'ötz. 1833. 370 X. 8.
2) Die Idee der Freiheit im Individuum, im Staat und in, der Kirche.
Mit Hinsicht auf die geschichtliche Entwickelung der Freiheit in den
genannten Beziehungen, wissensckafftlieh dar gestellt von Dr. K. G. IV.
Matthias, Privatdocenten an der Universität zu Marburg. Marburg,
Druck und Verlag von N. G. Eiwert. 1834. 383 6\ 8.
3) Die Idee der Persönlichkeit und der individuellen Fortdauer. Von
J. H. Fichte. Elberfeld 1834. BiischleVsche Verlagsbuchhandlung.
Die Schriften No. i und 2, erstere neu aufgelegt, die zweite
neu erschienen, behandeln ungeachtet des verschiedenen Titels
denselben Gegenstand , nämlich Darstellung der Entwickelung des
religiösen Bewufstseyns von seinen Anfängen im ungebildeten Hei-
denthum an bis zu der Spitze hinauf, wo nach der Ansicht der
Verff Christenthum und Philosophie in eins verschmelzen. Beide
Schriften gehören der Hegei'schen Schule an. Wir stellen sie
darum zusammen, weil man bei ihrer Vergleichung mit einander
recht deutlich die frühere Epoche dieser Schule, welche sich,
enger an den Urheber anschlofs, und die jetzige, welche sich
mehr oder weniger selbstständig ihm gegenüber zu stellen sucht,
von einander unterscheidet. Die ältere Art legt auf das Metho-
dische ein besonders grofses Gewicht, stellt aber die Resultate
mehr negativ und unbestimmt hin, und ist polemischer, die neue
aber sucht mehr ihre Stärke im Glanz der Resultate und dem
Schimmer positiver Ideen. Die alte Art hat mehr den Procefs,
die neue mehr das Product der Speculation im Auge.
Beide Richtungen sind darin einverstanden, dafs nur der Geist,
die Freiheit, das Bewufstseyn das wahrhaft Existirende ist. Aber
sie entwerfen sich vom Geist ein verschiedenes Bild. Bei Hegel,
so wie auch bei Rust, wird Gott gefafst unter dem Bilde der lo-
gischen Idee, eines gleichsam ätherischen, klaren, formlosen Ele-
ments , einer Negation der Negation, eines Zweifels am Zweifel,
eines Meeres, welches alle Sandbänke des irdischen Daseyns weg-
spült. »Aller Kummer, alle Sorge,« sagt Hegel in der Reli-
gionsphilosophie (Th. l. S. 4 )i »diese Sandbank der Zeitlichkeit,
verschwebt in diesem Aether, es sey im gegenwärtigen Gefühl
der Andacht oder in der Hoffnung. In dieser Region des Geistes
XXVIII. Jalirg. !). Heft.! 59
 
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