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HEIDELBERGER

N°. 75. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Göthens Briefwechsel mit einem Kinde.
( Bes chlufs.)
So spricht der Freund zu seiner Geliebten, zu seinem Kinde,
das ihm mehr am Herzen liegt, als vielen andern, die seinen
Werth nicht hennen und gleich dem Hahn, der auf dem Mist-
haufen seines Herrn sucht, statt der Perle ein Gerstenkorn wün-
schen. Bettina — denn wie sollen wir die Briefstellerin anders
nennen ? — giebt uns an mehrern Stellen ihres Briefwechsels
den Commentar zu diesem Liede, und die Stellen, durch welche
es besonders deutlich gemacht wird, und aus denen es auch
wohl hervorgegangen ist, finden sich in ihren Briefen an Göthe,
z. B. T-hl. 2. S. io. und S. 77. An einer andern Stelle, nach wel-
cher Rec. vergeblich in diesem Augenblick blättert, beklagt sie
sich über die Menschen : »erst beurtheilen sie einen verkehrt und
dann mifshandeln sie einen , und das nennen sie sich für einen
interessiren.« Dahin können wir auch noch die spätem Worte
ziehen, in der Zueignung an den Fürsten Piickler : »Lassen Sie
uns einander gut gesinnt bleiben, w7as wir auch für Fehler und
Verstöfse in den Augen Anderer haben mögen, die uns nicht in
demselben Lichte sehen, wir wollen die Zuversicht zu einer ho-
hem Identität, die so weit alle zufällige Verschuldungen und
Mifsverständnisse und ajle angenommene und herkömmliche Tu-
gend überragt, nicht aufgeben.« Diese Worte führt Rec. in be-
sagter Absicht an, im Uebrigen sind sie ihm nicht deutlich, sie
gehören auch dem Leser nicht an. — Schutz und Anerkennung
fand sie frühe bei Göthe's Mutter, bei der es sie grade empfohlen
habe, dafs sie von Andern verkannt sey. Nach der Stelle sucht
Rec. auch hier wieder umsonst. Thl. 2. S. 1. schreibt Bettina an
Göthe: »Wen“n andre Menschen klug über mich seyn wollten, so
liefs sie mich gewähren und gab dem Wesen keinen Namen,«
und S. 16: »Sie baute auf mein Herz. Man konnte ihr nicht
weifs machen , dafs ich falsch gegen sie sey, sie sagte : der ist
falsch , der mir meine Lust an ihr verderben will.«
Der erste Theil beginnt mit Briefen , welche zwischen Bet-
tinen nnd^Göthe’s Mutter gewechselt sind. Wollte Rec. den
XXVIII. Jahrg. 12. Heft. ■ 75
 
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