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N°. 63. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER EITERATUR.

Veber das Absolute und das Bedingte. MiP besonderer Beziehung
auf den Pantheismus. Ein skeptischer Versuch von Dr. Eduard
Schmidt, aufserord. Professor der Metaphysik zu Rostock. Parchim,
1833. XII und 171 S. 8.
Obgleich die Anzeige dieser interessanten Schrift durch Zu-
fall etwas verspätet ist, so ist es doch noch heineswegs zu spät,
auch jetzt noch die Aufmerksamkeit des Publihums von Neuem
darauf hinzulenken. Vorzüglich aus zwei Gesichtspunkten ist diese
Schrift dem Rec. eine erfreuliche Erscheinung in der gegenwär-
tigen philosophischen Literatur : erstlich in so fern, als darin der
Pantheismus mit scharfen Waff en bekämpft wird, dessen Irrthum
von Einer Seite sehr klar aufgedeckt wird, und zweitens, in so
fern sich der Verf. in der Methode seines Philosophirens, wenn
gleich weniger in den Resultaten seiner philosophischen Forschun-
gen, an die auf Kant’s und Jacobi’s Grundlage fortbauende psy-
chologisch - kritische Richtung der deutschen Philosophie an-
schliefst. Dafs diese beiden Gesichtspunkte in ihrem Wesen zu-
sammenfallen, da es eben in der Natur der tiefer gehenden und
besonneneren kritischen Schule liegt , gegen die pantheistischen
Phantasien der excentrischen und übermiithigen unkritischen Spe-
culation unserer Tage anzukämpfen, liegt am Tage. Unstreitig
aber ist in beider Hinsicht die gegenwärtige Schrift sehr zeit-
gemäfs und willkommen zu heifsen. Der Pantheismus ist bei un-
serer Modephilosophie der Identitätssysteme noch immer Mode-
krankheit, obgleich er sich dem Vorwurf seines von Alters her
verrufenen Namens durch seine proteusartigen Verwandlungen in
die verschiedensten Gestalten vermittelst der kunstfertigen Dia-
lektik sehr geschickt zu entziehen weifs, und seine Gegner, wenn
sie ihn mit strengeren und festeren Begriffen zu fassen suchen,
der Befangenheit in dem abstracten Verstände und in der gemei-
nen Reflexion beschuldigt.
Der Verf. bemerkt sehr richtig, dafs es zur Besiegung ge-
wisser Irrthümer, die sich, wie der Pantheismus, dem mensch-
lichen Geiste mit einem gewissen Grade von Nothvrendigkeit auf-
drängen, wenig fruchte, ihnen in directer Opposition die rich-
tigeren (theistischen) Ansichten entgegenzustellen, oder ihren
XXVIII. Jalng. 10. Heft. 62
 
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