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HEIDELBERGER

N°. 47. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

System der Metaphysik, entworfen von Christli eb J ulius B r anifs,
Doctor und ordentl. Prof. d. Philosophie an der Universität zu Breslau,
Breslau 1834. VI u. 373 A.
Obgleich nicht ohne Eigentümlichkeit und Selbstständigkeit,
ist doch diese Metaphysik dem Wesen und der Methode nach
ganz auf dem Boden des unkritischen speculativen Dogmatismus
erwachsen, wie er nach Seheilings und Hegels Vorgänge, in der
vielgestaltigsten Weise das Endliche aus dem Absoluten zu be-
greifen sucht. Das vorliegende System des Hrn. Branifs steht
zwar scheinbar in einem sein1 bedeutenden Gegensätze gegen das
Hegel’sche da, dem es auch ausdrücklich polemisch gegenüber
tritt, indem es an die Stelle des Hegefschen absoluten Seyns
als Ausgangspunkt der Philosophie, das absolute Thun stellt,
und dadurch die Speculation ,-von der Seite des Realismus wieder
mehr auf die des Idealismus, von der objektiven auf die sub-
jektive Seite herumwendet. Allein auf die Methode, auf den
Geist und die Hauptresultate der Philosophie bat dies nicht den
mindesten Einflufs. Das unsichere Hin- und Herschwanken zwi-
schen der idealistischen und realistischen Seite liegt in der Natur
dieser Systeme des Absoluten , und hat sich von Fichte bis auf
Hegel immer gezeigt. Jetzt aber scheint sich eine Reaction gegen
den Realismus der wankenden Hegefschen Lehre zu Gunsten des
Idealismus geltend zu machen, an deren Spitze Schelling selbst
_ seiner neuen Lehre nach, .welche von manchen seiner Schüler
das System der Freiheit oder der That“genannt worden ist, steht,
und welcher sich also auch der Verf. durch sein Princip des ab-
soluten Thuns, wiewohl ohne einige Abhängigkeit von der neu-
schellingischen Lehre anschliefst. Vielmehr schliefst er sich in
Hinsicht der dialektischen Entwickelungsweise der Gedanken noch
sehr streng an die Hegel'sche Methode an, und hat dadurch an
vielen der Gebrechen des Hegelianismus, welche diese Methode
mit sich bringt, Antheil.
Der Verf. bietet der Beurtlieilung seiner Lehre dadurch
einen sehr passenden Ausgangspunkt dar, dafs er sie an den Rri-
ticismus anknüpft und seinen philosophischen Standpunkt von jenem
aus erläutert. Nur ist zu bedauern, dafs er nicht allein Gegner
XXVIII. Jahig. 8. Heft. 41
 
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