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N°. 50. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

B Man, Handbuch n.s.w. VolkserZiehung.
( B e s c hl ufs.)
Ist aber nicht eben damit unsere Bejahung widerlegt? Denn
wo wäre diese Weisheit zu finden ? Und sind die Gesetzgeber —
und das sind doch Volkserzieher — in ihrer gepriesenen Weisheit
die Zeiten hindurch bestanden ? Ist es die Solonische? Sie konnte
nicht einmal aufleben. Die Lykurgische ? Zwar bestand sie in
einiger Dauer, nämlich bis ihr Eisen rostete; und wir fragen mit
dem Yerf.: »Was gewannen die Spartaner durch ihre, so viele
zarte Regungen, milde, wohlthätige, ächt menschliche Gefühle,
den Sinn für das Schöne unterdrückende (?) Erziehung, deren
Frucht, wie die Heloten nur zu schmerzlich empfanden, nicht
einmal Gerechtigkeit war?« u. s. w. Sehr richtig zeigt der Yerf.,
dafs der Gewinn selbst in ihrer Tapferkeit und Mäfsigkeit nicht
so hoch anzuschlagen war. Weniger können wir seinem Urtheil
in Betreff der Mosaischen Gesetzgebung ganz beistimmen, wenn
er »an die Juden mit ihrer Gesetzestugend denkt, an das Urtheil,
was der Heiland über sie fällte, und den andern Gang, den Er
einschlug als Moses.« Denn der Heiland trat nicht als Gesetz-
geber für eine Nation auf, wie Moses aufgetreten war, dessen
göttlicher Beruf für die Erziehung seines Yolkes sich bis auf den
heutigen Tag bekundet, und vornämlich auch dadurch bekundet
hat, dafs er die Religion begründet hat, w7elche über die einzelne
Nation hinausreichte, und den Geist statt der Tafeln der Gesetze
eröffnete.
Wir finden indessen in jenem Einwurf, so stark er auch seyn
mag, darum noch keine Widerlegung. Denn er trifft nur die
Anmafsung derjenigen , die sich im Besitze einer Weisheit dün-
ken, die keinem Menschen verliehen seyn kann. Im Besitze der
Ideale können allerdings nicht blos Poeten, sondern auch philo-
sophische Staatsmänner seyn, und wir werden darin gewifs einen
Platon einem Aristoteles vorziehen, so gewifs wir die Gemeinheit
des Begriffes nicht über die Erhabenheit der Idee setzen wollen.
Aber wir wollen allerdings die Vernunft auch hierin zu Verstand
gebracht wissen, dafs sie ihre Ideen richtig und deutlich erfasse,
XXVIII. Jahrg. 8. Heft. 50
 
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