Heidelberger Jahrbücher der Literatur (28,2.1835)

N“. 74. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Dr. Fr. Ed. Ben ehe, Erziehung# - und Unterrichtslehre.
( B e s c hl uf s.)
Der zweite Abschnitt dieses dritten Capitels enthält noch
»Betrachtungen über den Schlufs der Erziehung(§. 86 — 88.),
mit »Vorsichtsmafsregeln beim Erwachen des Geschlechtstriebes,«
und mit Lehren, wie für die Entwicklung der höheren Producti-
vität zu sorgen, und der künftige Lebensberuf zu wählen, und
welches das Ende der Erziehung sey. In Kürze sind nützliche
Erinnerungen gegeben, nur wird für die richtige Anwendung
auch hier noch mehr verlangt.
Die Aussprüche genialer Schriftsteller, wie Göthe und Jean
Paul, welche der Verf. hier und da mittheilt, sind dem Päda-
gogen allerdings wichtig, wenn er sie weifs für seine Wirksam-
keit zu verwenden. Warum aber hat diese Erziehungslehre der
Religion nur so im Vorübergehen gedacht ? Und der christlichen
wird mit keinem Worte gedacht. Gleichwohl ist und bleibt die
Religion der Geist aller Bildung. Sie ist es, welche in dem
kindlichen Gemüthe der erziehenden Wirksamkeit die wahre Kraft
ertheilt, und der Entwicklung der Menschheit ihr herrliches Ziel
Vorhalt ? Und welches BildungsmitteJ dringt tiefer ein und wirkt
göttlicher als das Christenthum ?
Die vielen psychologischen Beobachtungen mit pädagogischen
Vorschriften sind indessen ein reicher Gewinn für die Fortschritte
unserer Wissenschaft, welche auch derjenige Pädagoge dankbar
anerkennen wird, der schon Bekanntes hier findet, die Antwort auf
manche Frage für vorkommende Fälle vermifst, und der Theorie
des Verfs. nicht beistimmen kann. Aber auch in dieser wird er
die Analyse des Einzelnen, w7as bei der Einwirkung auf die Kin-
desseele in Betracht kommt, die Aufmerksamkeit auf die Spuren
uod die Verschmelzungen, welche aus den Einflüssen erfolgen,
und die Hinweisung auf die Wichtigkeit des Aeufseren für das
Innere in Punkten, die man zu übersehen pflegt, als eine För-
derung der Pädagogik erkennen, die dem Buche eine ansehnliche
Stelle in dieser Literatur anweiset.
Schwarz.

XXVIII. Jahrg. 12. Heft.

74