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N°. 56. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Theologische Bemerkungen zur golhischen Auslegung des
Evang. Johannes.
( B e s c hluf s.)
5) Nur aus der Bibel schöpfend,' zweifelte Marcell nicht,
dafs das Johannesevangelium unter dem Logos nichts anderes, als
eben das, was das Alte Test. Sophia nannte, und als eine Kraft des
Einen Gotteswesens = Jehovah, nur poetisch personificirte, ver-
standen habe. Dafs der Verfasser des Prologs im Johannesevan-
gelium, welcher den Logos [nicht definirt, also wohl nach dem
Sprachgebrauch seiner Zeit als bekannt voraussetzt, ihn in der
Weise der gleichzeitigen alexandrinischen (phiionischen) Theoso-
phie als einen aus Gott hervoi getretenen .Gott zweiter Ordnung
(vergl. ev devre^oc ra^ei nach Justins des Märtyrers Symbolon)
gedacht haben könnte, dies ist dem Marcell, weil er Mysterien nur
aus der Bibel lernen will, unzulässig. Ebendadurch ist ihm jeder
gröbere und feinere Subordinatianismus des Logos, in oder aufser
dem Gotteswesen, abgewiesen. Aber Er machte sich nicht die
Frage: ob nicht doch Alles, was das Johannesevangelium vom Aoyoq
sagt, aus einem ganz andern System (dem alexandrinischen) ge-
nommen sey, als das war, welches die palästinisch denkenden
Evangelisten als Verehrer Jesu, bei dem Wort Gottessohn und
Messias zu denken pflegten. Er bemerkte noch nicht, dafs bei-
derlei Prädicate vielmehr gar nicht mit einander vermischt wer-
den sollten, da die palästinischen und ihnen verwandte Evange-
listen die Zocpta des A. T.’s und den Logos nie mit Jesus in Ver-
bindung setzen. Marcell beachtete noch nicht, dafs jede Par-
thie sich das Erhabene in Jesus auf ihre eigene Weise, nach
denen bei ihr schon herkömmlichen Voraussetzungen und Namen
zu erklären suchte.
6) Wie Marcell die Messianisehe Gottessohnschaft und die
Aussonderung des heiligen Pneuma, als der dritten Kraft im Gott-
wesen, vom Vater durch den mit dem Menschen vereinten Logos
biblisch durchfüfyrte, ist schon oben hinreichend dargelegt. Auch
hier vermied Er das Begriffwidrige einer Ewigen Processio vom
Vater und Sohn durch sein Festhalten an das Biblische, welches
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