Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HEIDELBERGER

N°. 66. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Die H egeV sehe Religions- Philosophie (,) verglichen mit dem
christlichen Princip (,) von C. A. Eschenmayer, Professor in Tü-
bingen. Tübingen 1834- VIII u. Ki5 A>. 8.
Dafs die Hegel’sche Lehre mit den wichtigsten religiösen
Ueberzeugungen sich nicht vereinigen lasse, dafs die religiösen
Grundideen von einem persönlichen Gott, von einer freien mensch-
lichen Persönlichheit und einer persönlichen Unsterblichkeit, die_
zu allen Zeiten als der Kern aller religiösen Lehre und die Grund-
lage alles religiösen Lebens, und namentlich auch als der we-
sentliche Inhalt der reinen Christuslehre gegolten haben, in dem
Hegel’schen System nicht ihre volle und sichere Anerkennung
finden, dies ist zwar von einzelnen besonnenen Denkern schon
längst wiederholt ausgesprochen worden, aber ihre vereinzelte
Stimme wurde von dem damals überlauten Beifallsruf seiner zahl-
reichen Jünger überschrieen, und verhallte ungehört. Je mehr
aber der erste Rausch des Beifalls vorüberging und der ruhigen
unparteiischen Beurteilung Raum gab, desto lauter und nach-
drücklicher erhob sich wieder der alte Vorwurf der Leere an
religiösem Inhalt gegen das Hegel’sche System. Aufser dem fort-
gesetzten Kampf der entschiedeneren Gegner Hegels, besonders
von Seiten der kritischen Schule, hat sich in der letzten Zeit
eine Opposition gegen Hegel von Seiten mehrerer mit ihm philo-
sophisch nahe verwandter Männer, wie Fichte d. j., Weifse?
Branifs, Troxler u. A. gebildet, und selbst der alte Meister
der Identitätslehre und Lehrer Hegels, Sehe Hing, brach sein
langes Stillschweigen, um sich gegen Hegel zu erheben. Der
gemeinschaftliche Inhalt dieser ganzen Opposition aber war kein
anderer, als dafs der Hegel’sche Formalismus allen idealen Gehalt
vernichte, dafs das Allgemeine so sehr das Uebergewicht habe,
dafs die Idee der Individualität, der Persönlichkeit, der Freiheit
gar keine Stelle finde. Darum drangen Fichte und Weifse auf
ein über den dialektischen Verstand hinausliegendes höheres spe-
culatives Organ der Anschauung oder ästhetischen Ansicht, darum
stellte Branifs dem Hegel’schen absoluten Seyn, sein absolutes
Thun gegenüber, darum beschuldigte Schelling die Hegel’sche
Lehre, sich nicht über die Negativität der logischen Nothwen-
XXVIII. Jahrg. 11. Heft. 66
 
Annotationen