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752 Archiv f. Gesch. von Schleswig u. s. w. von Michelsen u.s. w.
aus blofsem Backstein herzustellen. Er ward von künstlerisch
begabten Personen angestellt, das Gebäude war nicht so grofs,
dafs man nicht im Schlanken und Aufstrebenden ein Uebriges hätte
wagen können ; und so glückte es. Ich erinnere mich mit Ver-
gnügen des leichten und bequemen Ansehns dieser Kirche, welche,
gegen Landesgewohnheit, ein schlankes und zierliches Thürmchen
schmückte. Nunmehr ist sie abgetragen, weil Baufehler entstan-
den waren, sagt man; oder auch, weil unproductiven Zeiten
Nichts zu thun übrig ist, als dieses leidige Zerstören.“
»In der Folge scheint die Erfahrung in unseren Gegenden
auf eine mehr selbstständige und eigenthümliche Bauart geleitet
zu haben. Sorgfalt in den Grund- und Widerlagen, Dichtigkeit
oder sparsame Unterbrechung der Mauermassen, Nettigkeit in der
Ausführung, gutes und schönes Verhältnifs, alles dieses und mehr
vielleicht war im Backstein erreichbar und ward in der That bis-
weilen zum Verwundern erreicht. Das musterhafteste Bauwerk dieser
Art ist zugleich eines der spätesten, das Hospital zu St. Annen in
Lübeck, dessen Kreuzgang und Refectorium, bei vortrefflicher
Ausführung, auch in Beziehung auf Verhältnisse Nichts zu wünschen
übrig läfst. Die anstofsende Kirche ist wenig scheinbar und das
Innere durch praktische Vorrichtungen verbaut. Dennoch aber ver-
räth sie die Hand und den Sinn des Meisters, dessen Namen doch
wohl der Forschung noch erreichbar seyn dürfte.«
»Malerisch und gefällig hat, bei gröfster Vernachlässigung,
auch zu Schwartau, im Bisthume, eine verödete Kapelle sich voll-
kommen im Loth erhalten. Sie wird in derselben spätesten Epoche
der gothisehen Bauart errichtet worden seyn. Die Stiftskirche zu
Preetz, und in Lübeck die St.Katharinenkirche; in Schwerin und
Schleswig der Dom, yerrathen mehr oder weniger dasselbe Be-
streben, nicht zu weit auszuholen und in den nothwendigen Gren-
zen sich zu erhalten. Ich erinnere mich auch noch des schönen
runden Thurmes am Schlosse des Gutes Farbe, welcher, nach den
geschichtlichen Umständen, nicht sehr alt seyn konnte und den-
noch das Ansehn hatte, vor Einführung des gothisehen Styles ge-
baut zu seyn. Der Art mag auch das Schlofs Putlos, eine Per-
tinenz des Gutes Ehlersdorf, endlich selbst das Kloster zu Bordes-
holm gewesen seyn. — Alle diese Ueberreste hat man seit we-
nigen Decennien dem Boden gleich gemacht. Für dieses Land,
welches an erinnerungsvollen und malerischen Ueberresten schon
arm genug, ein ganz unersetzlicher Verlust.«
(Der Bes c hlufs folgt.)
 
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