Ü6ö Neumann, von den Krankheiten des Menschen.
venerische Gift hafte in dem fibrösen System der Ha’nte, oder
werde in dasselbe aufgenommen, und verweile daselbst lange un-
thätig, und bilde sich erst von da aus neue Absonderungsorgane
in den Weichtheilen, bis es endlich in den fibrösen Häuten zuerst
Anschwellung, dann Entzündung, Knocheneiterung u. s. w. errege.
(Hi er befindet sich der ,Verf. entweder mit seiner Ansicht vom
fibrösen System, welches er offenbar auch in das Gebiet der
lymphatisch-absondernden hinüberzieht, in einem mifslichen Wi-
_ derspruch mit den Anatomen wie mit den Pathologen, oder er
hat die Erfahrung, die uns heinesweges das fibröse Gewebe, die
Flechsenhcäute, wie es der Yerf. nennt, an sich, sondern viel-
mehr den serös-lymphatischen Gefäfsanthcil in demselben sammt
den Schleimhäuten als den wahren Ablagerungs- und Repro-
ductionsheerd des venerischen Giftes erkennen läfst, gegen sich.)
Die Lustseuche durchlaufe drei Stadien, nachdem es in das
Lymphsystem aufgenommen, und aus diesem dem Blute mit-
getheilt worden sey; das erste sey das der krankhaft gebildeten
Absonderungsorgane, die es hervorbringt, nachdem es aufgenom-
men ist; hierunter der Tripper, der als ächt venerisches Uebel
angenommen wird r in gleicher Kategorie mit den folgenden , der
Schanker, das Condylom, der Ausschlag, und der Bubo. Das
zweite Stadium sey das der Symptome, die es hervorbringt, so
lange es ungewifs ist, ob es im System der Flechsenhäute fest-
sitzt, da es dieses selbst noch nicht angegriffen hat (und doch
ungewifs? der Yerf. mufste unzweifelhaft das so sehr Schwan-
kende dieser Unterscheidung selbst fühlen) ; hierunter das Fleisch-
geschwür, der Ausschlag (abermals), die Angenentzündungen,
die lues larvata. Das dritte Stadium sey das der Zufälle, die das
venerische Gift in den Flechsenhäuten selbst erregt, namentlich
das Gummi, die Anschwellung der Knochenhaut, die ,Exostose,
die Caries, die Gelenkanschwellung und der nächtliche Knochen-
schmerz, als das allgemeinste von allen. (Hier entsteht nun frei-
lich die Frage, ob denn diese Zufälle wirklich alle in den Flech-
senhäuten, oder nicht vielmehr auch wesentlich mit in den Lymph-
gefäfsen und Drüsen ihren Heerd haben?) Die Therapie der
Syphilis und ihrer verschiedenen Formen u. s. w. entwickelt der
Verf. ebenso ausführlich als gründlich, stellt wie billig das (Queck-
silber oben an, erblickt aber in ihm heinesweges ein specifisches
Mittel zur qualitativen Umänderung des venerischen Giftes, son-
dern nur ein Hauptmittel zur Schwächung und endlichen Er-
tödlung der plastischen Thätigkeit der Gefäfse, in denen sich das
venerische Gift hafte in dem fibrösen System der Ha’nte, oder
werde in dasselbe aufgenommen, und verweile daselbst lange un-
thätig, und bilde sich erst von da aus neue Absonderungsorgane
in den Weichtheilen, bis es endlich in den fibrösen Häuten zuerst
Anschwellung, dann Entzündung, Knocheneiterung u. s. w. errege.
(Hi er befindet sich der ,Verf. entweder mit seiner Ansicht vom
fibrösen System, welches er offenbar auch in das Gebiet der
lymphatisch-absondernden hinüberzieht, in einem mifslichen Wi-
_ derspruch mit den Anatomen wie mit den Pathologen, oder er
hat die Erfahrung, die uns heinesweges das fibröse Gewebe, die
Flechsenhcäute, wie es der Yerf. nennt, an sich, sondern viel-
mehr den serös-lymphatischen Gefäfsanthcil in demselben sammt
den Schleimhäuten als den wahren Ablagerungs- und Repro-
ductionsheerd des venerischen Giftes erkennen läfst, gegen sich.)
Die Lustseuche durchlaufe drei Stadien, nachdem es in das
Lymphsystem aufgenommen, und aus diesem dem Blute mit-
getheilt worden sey; das erste sey das der krankhaft gebildeten
Absonderungsorgane, die es hervorbringt, nachdem es aufgenom-
men ist; hierunter der Tripper, der als ächt venerisches Uebel
angenommen wird r in gleicher Kategorie mit den folgenden , der
Schanker, das Condylom, der Ausschlag, und der Bubo. Das
zweite Stadium sey das der Symptome, die es hervorbringt, so
lange es ungewifs ist, ob es im System der Flechsenhäute fest-
sitzt, da es dieses selbst noch nicht angegriffen hat (und doch
ungewifs? der Yerf. mufste unzweifelhaft das so sehr Schwan-
kende dieser Unterscheidung selbst fühlen) ; hierunter das Fleisch-
geschwür, der Ausschlag (abermals), die Angenentzündungen,
die lues larvata. Das dritte Stadium sey das der Zufälle, die das
venerische Gift in den Flechsenhäuten selbst erregt, namentlich
das Gummi, die Anschwellung der Knochenhaut, die ,Exostose,
die Caries, die Gelenkanschwellung und der nächtliche Knochen-
schmerz, als das allgemeinste von allen. (Hier entsteht nun frei-
lich die Frage, ob denn diese Zufälle wirklich alle in den Flech-
senhäuten, oder nicht vielmehr auch wesentlich mit in den Lymph-
gefäfsen und Drüsen ihren Heerd haben?) Die Therapie der
Syphilis und ihrer verschiedenen Formen u. s. w. entwickelt der
Verf. ebenso ausführlich als gründlich, stellt wie billig das (Queck-
silber oben an, erblickt aber in ihm heinesweges ein specifisches
Mittel zur qualitativen Umänderung des venerischen Giftes, son-
dern nur ein Hauptmittel zur Schwächung und endlichen Er-
tödlung der plastischen Thätigkeit der Gefäfse, in denen sich das