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Fallmeraycr, die Entstehung' der heutigen Griechen.

der Mythe getreten ist.« — Das Letztere mag, zum Theil we-
nigstens, wahr seyn; wir fragen aber dann billig, wie hommt es,
dafs, wenn wirblich nach dem sechsten Jahrhunderte diese ganze
Bevölkerung , die dieses Heidenthum mit in ihr Christenthum auf-
genommen , zernichtet und eine andere an ihre Stelle getreten,
die dann wiederum im zehnten Jahrhundert und im zwölften
durch andere Ankömmlinge grofsentheils vertilgt, zurückgedrängt
oder amalgamirt wurde, doch so Manches aus dem altheidnischen
Glauben der alten Hellenen sich bis auf den heutigen Tag erhal-
ten hat , und zwar namentlich im Innern, in den fast unzugäng-
lichen Gebirgen. Wie kommt es, dafs von dem heidnischen
Glauben der Siaven, die doch den ganzen Boden von Hellas nach
des Verfs Annahme überdeckt haben , auch unseres Wissens bis
jetzt fast gar Nichts in Hellas aufgefunden worden ? Eben so
steht es mit der Sprache, in welcher, ausser den vom Verf. auf-
geführten allerdings zahlreichen und auffallenden Ortsnamen, doch
noch so Weniges Slavische uns namhaft und bezeichnet worden
ist? Wir werden weiter unten noch auf die Ansicht des Verfs
über die Entstehung und Einführung der neugriechischen Sprache
zurückkommen und führen hier nur eine Aeusserung desselben
an, die wir wohl durch weitere Belege im Einzelnen unterstützt
sehen möchten, weil wir sie von grofsem Gewicht halten: »Wollte
man Alles sammeln, was sich in der Rede gemeiner Moraiten
rein Slavisches oder Slavisch - Gedachtes jetzt noch vorfindet,
könnte die Ernte viel ergiebiger ausfallen, als Manche glauben.«
— Man sieht aus diesem und Anderem, was wir demnächst noch
anführen werden , wie der Verf. seine Ansicht überall so zu sa-
gen auf die Spitze gestellt hat, und bei der Entschiedenheit, mit
der er alle seine Sätze aufstellt, mufs man doppelt auf der Hut
seyn , da der Verf. ein Meister in der Darstellung ist und in die-
ser Beziehung die Kunst trefflich versteht, durch das Licht, in
das er die eigenen Ansichten zu stellen weifs, einen desto stär-
keren Schatten und ein desto gröfseres Dunkel auf die Gegenseite
fällen zu lassen.
Doch wir eilen näher zu dem Inhalt der Schrift selbst, die
ihrem Titel nach zwar zunächst nur Athen und die Landschaft
Attika zu ihrem Gegenstände hat, dann aber auch einige wei-
tere Ausführungen zu den im ersten Band der Geschichte von
Morea niedergelegten Ansichten enthält. Wir wollen wenigstens
die Hauptsätze daraus unsern Lesern mittheilen und daran einige
 
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