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Fallmerayer, die Entstehung der Sieutigen Griechen.

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ner der slavischen Sprachen sich nennen kann, um dadurch zu
einem Endurtheil über die aus diesen Sprachen entlehnten Be-
weise für die slavische Abkunft der jetzigen Bevölkerung von
Hellas sich für berechtigt zu halten. Und seine Bedenklichkeiten
werden um so gröfser, als er sieht, wie selbst diejenigen, die
das Land gesellen und besucht, die sich länger oder kürzer da-
selbst aufgehalten, die widersprechendsten und entgegengesetz-
testen Ansichten über den hier in F'rage stehenden Gegenstand
aussprechen. Ref. will unter denjenigen , die er das Glück hatte
näher kennen zu lernen, nur an einen Mann erinnern, dem man
doch wohl feinen Beobachtungsgeist , allseitige gelehrte Bildung
und gründliche Studien nicht wird absprechen können, den Frei-
herrn von Stackeiberg, der sich bekanntlich längere Zeit in Grie-
chenland aufgehalten und selbst bis in die damals noch ganz un-
bekannten und unbesuchten Gebirgsgegenden der Maina vorge-
drungen war, aber sich oftmals gegen den Ref. in einem den
Ansichten des Herrn Fallmerayer ganz entgegengesetzten Sinne
auf das entschiedenste aussprach und dies als ein unbezweifelfc
sicheres Resultat seines mehrjährigen Aufenthalts unter dem Volke
der Griechen darstellte, sowie seiner Reisen, namentlich durch
Morea , in dessen Innern, auf dessen Gebirgen er in den Bewoh-
nern Nachkömmlinge der alten Hellenen, daher auch überall alt-
hellenische Sitte, Sprache u. dgl. erkannt zu haben glaubte.
Ein Hauptpunkt bei der Beurtheilung des Gegenstandes liegt
wohl in der Sprache, hinsichtlich der es der Verf. etwas zu leicht
nimmt, wenn er z. B. S. 107 die Behauptung aufsert: »Ueber-
haupt ist der Einwurf, den man meiner Lehre aus der Sprache
eines Theiles der Bewohner Griechenlands entgegenstellt, unter
allen der schwächste, und zeigt deutlicher als jeder andere, dafs
diejenigen, welche ihn machen, in diesem Theile der historischen
Studien noch Neulinge sind.« Dies ist wohl zu viel gesagt, und
wird ebensowohl einer Einschränkung bedürfen, als der unmittel-
bar folgende Satz: »Derselben Bedeutungslosigkeit fallen die Be-
merkungen anheim, die man aus den religiösen Vorstellungen,
aus gewissen Gebräuchen und Formen, aus Neid, Zanksucht und
Unbändigkeit der Neugriechen aufnimmt, um die Kinder der al-
ten Zeit in ihnen zu erkennen. Heutzutage weifs Jedermann,
dafs im Laufe des fünften und sechsten Jahrhunderts das helleni-
sche Heidenthum mit unverändertem religiösem Volksglauben und
ungetrübtem Farbenspiele zur Veredlung in die christliche Kirche
übergegangen und dafs die Legende mutato nomine an die Stelle
 
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