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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0044

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der Hardt sei Vorarbeit für die Sozialdemokratie gewesen.
Und darin hat der „Volksfreund" leider Recht. Ohne
die Arbeit Reuthers hätte wohl der sozialdcmokratische
Kandidat Lutz im drilten Wahlgang nicht 71, sondern 53
Stimmen bekommen. Es tst das Urteil des „Volksfreund"
jedenfalls höchst dankeu wert.

Aadischer Landtag.

Ltl K a r l s r u h e, 7. Jan. (16. Sitzung der zwei-
ten Kanimer.) Am Regierungstisch Staatsrat Frhr.
v. Dusch, Geh. Regierungsrat Zittel, die Ministerial-
dircfktoren Vecker und Heil, Geh. Oberregierungsrat
Becker.

Präsident Gönner eröffnet die Sitzung um halb
5 Uhr. Eingegangen: Eine Petition bon Unterbeamten
der Zolldirektion um Besserstellung, Eingaben aus den
Gemeinden Vilfingen, Hausen (A. Bretten), Sachsenflur
um Errichtung von Haltestellen, eine Petition um Er-
bauuug einer Sekundärbahn Thengön-—Singen, eine
Eingabe der mittleren Städte um Abänderung der Ver-
fassung, der Gemeinde Badenweiler um Erweiterung der
dortigen Badanstalten.

Die Abg. Geck (soz.), Goldschnndt, Grüninger, Neu-
haus (Zentr.) und Frhr. v. Stockhorner werden ver-
eidigt.

Staatsrat Frh. v. Dus ch legt einen Gesetzentwurf
betr. die Ueberleitung des e h e l i ch e n G ü t e r r e ch t s
vor; ferner einen Entwurf betr. Abänderuug des
Elementaruntsrrichtsgesetzes. Der erstö
Teil dieser Vorlage betrifft den Z 38 (Organistenstara-
graph) und entspricht vollständig dem bereits von der
Zwerten Kammer angeuommenen Entwurf. Der übrige
Teil bezieht sich auf die finanzielle Besserstellung der
Volksschullehrer. Derselbe sieht die Einweisung der
Hauptlehrer in den sog. Tarif vor und enthält Bestim-
mungen über die Zugskosten. Jn diesen beiden Punk-
ten entspricht die Vorlage vollständig den von den Leh-
rern in ihrer Eingabe geäußerten Wünschen. Ein wei-
tersr Abschnitt betrifst die Bezüge, ohne jedo-ch einer spä-
teren endgiltigen Regelung der Gehaltsverhältnisse vor-
zugreifen. Es handelt sich um eine Art Uebergangsbe-
sümmungen, durch die auch den Lehrern ein entsprechen-
der Zuschutz, wie den Beamten, zu Teil werden soll. Der
finanzielle Effekt der Vorlage beziffert sich auf 630 000
Mark. Redner empfehle dieselbe dem Wohlwollen des
hohen Hauses.

Zur Beratuna standen die Na ch w e i s u n g e n über die Er-
ledigung der dem Großh. Staatsministerium während des Land-
tagS 1891/1900 von der Zwsiten Kammer überwiesenen Petitionen.
Wie schon berichtet. hat die Petitionskommission, deren Bericht
Abg. Zehnter (Zentr.) erstattet, Beanstandungen »icht erboben,
zondern nur bezügiich einigcr Punkte nähere Auskunft gewünscht.
Hinsichtlich der Bitte der Gemeinde Mörtelstein um Errichtung
einer Eisenbahnhaltestelle, dte von der Etsenbahnverwaltung ab-
schlagig beichieden wurde, weil wegen der vorhandenen Steigung
Züge mit Personenzngslokomotiven ohne Gefährdung der Sicher-
heit des Verkehrs nicht anhalten können, wünschte dic Kommission
Auskunft, ob auch die Verwendung stärkerer Maschinen in Er-
wägung gezogen wurde und ob die Einrichtung eines Lokalzugs-
verkehrS'auf jener Strecke zu erwarten set. Geh. Rat Ztttel
rrklärt, daß aus wirtschaftlichen Gründcn von solchen Versuchen
Abstand genommen worden sei. Die Strecke gehöre zu den am
schlechtesten rentierenden. Jm letzten Jahr haben nur 20 000 Per-
sonen.also durchschnittltch im Tag5S Personcn die Streckc befohren ;
da z. Z. ISZüge verkehren, so kommenauf den Zug nur 5 Personeu
täglich. Aus der Gemeinde Mörlelstein benützen gar nur
7 P-rsonen in der Woche die Fahrgelegenheit. also pro Tag
1 Person und auf jeden Zug 1/12 Person (Heiterkeit). Unter
solchen Umständen könne dem Gesuch nicht entsprochen werden.
Abg. Obkircher (natlib.) hofft trotzdem, daß der Wunsch der
Gemeinde Mörtelstcin noch in Erfüllung geht. Der Verkehr werde
sich steigern, sobald Gelegenheit zur Fahrt geboten wird. Abg.
Dr. Weygoldt (natlib.) ersucht die Regierung, dem Gemeindc-
rat Lörrach Ausschluß zu geben, wenn er in der Bahnhoffrage
vorstellig wird Abg. Eichhorn (soz.) fragt an, ob nicht vor
der ollgemeinen Revision des GekaltLtarifs etne Besserung der
Lage der Bahnarbeiter möglich wäre. Geh. Rat Zittel betont,
daß die Petition der Arbeiter mit der Gehaltsordnung nichts zu
tbun habe. Jm weiteren Verlauf der Sitzung treten ein: Abg.
Grünin ger (Zentr.) sür die Bitte des pensionierten Bahn-
wärters Joseph Herrmann in Villingen, Abg. Geppert (Ztr.)
für die Bitte der G-meinde Oensbach nm Halt der Züge 74und
90 und für dte Erbauung einer Bahn von Oppeuau nach Gries-
bach und für d-n Ankauf der Renchthalbohn durch den Staat.
Abg. Mampel (Antis.) und Müller (nat.-lib.) für die Bitte
des pensionterten Wagenrevidenten Jakob Fath in Mannheim,
Abg. Wacker (Zentr.) für die Etnbeziehung der Station Holz-
Hof-Ettlingen in die direkten Gütertartfe, Abg. Hauß (nat.-lib.)
für dte Gemetnde Dorf Kehl um Uebernahme der BeleuchtungS-
kosten der neuen Rhetnbrücke auf die Staatskasse, Abg. Dr.
Blankenhorn (nat.-lib.) für Beschleunigung der Vorarbetten
zur Erweiterung der Wasserleitung in Badenweiler, Abg. Dr.
Heimburger (Dem) für dte Brtte der Gemeinde Prinzbach
um einen Staatszuschuß zur Erbauung eines eisernen Steges
über die Kinzig, Abg Kramer (Soz.) für die Bitte des Bad.
Gostwirteverbands um Aufhebung der Transferierungstaxe, Abg.
Fendrich (Soz.) für die Abstellung der Mißstände im Bad.
Baugewerbe.

Auf die Anfragen der Abg. Hug (Zentr.) und Abg.
Pfefferle (nat.-lib.) betreffend die Erhebungen über die wirt-
schaftliche Lage der Mühlenbetriebe und über die Warenhäuser,
«rklärte:

Ministerialdirektor Becker, daß das Finanzministerium im
Benchmen mit den Handelskammern Erhebungen über die Zahl
und die steuerlichen und geschäftltchen Verhältniffe der Waren-
häuser und Versandtgeschäfte veranftaltet habe. Es ergab sich,
daß Warenhäuser in Baden in sehr großer Anzahl nicht bestehen
und deren Umsatz kein ungewöknlicher sei. Daher liege für eins
ftaatliche Sonderbesteuerung, dte zudem in den Rahmen unserer
Steuergesetzgebung gar nicht passe, kein ausreichender Grund vor.
Eine andere Frage sei, ob nicht eine besondere Besteuerung durch
dte Gemeinden eingeführt werden kann. Ueber di-se Frage, die
in daS Ressort deS Ministeriums des Jnnern gehöre, sind noch
Erhebungen im Gang. Die Enquete über die wirtschaftliche
Lage der Mühlenbetriebe wurde erst vor Kurzem abgeschlossen,
sodaß das Material noch nicht verarbeitet werden konnte.

Schluß der Sttzung V^7 Uhr. Nächste Sitzung: Morgen
11 Uhr. Tages-Ordnung: Wahlprüfungen.

Aus der Karlsrnher Zeituug.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Landbriefträger Christian Walz in Hornberg die silberne Ver-
dienstmedaille verliehen.

— Die erledigte Bezirkstierarztstelle in Villingen ist dem Bezirks-
tierarzte Oskar Pfanz-Sponagel in Schönau übertragen
und mit Versehung der Bezirkstterarztstelle in Schönau dec prakt.
Tierarzt Georg Himpel in Malsch beauftragt worden.

— Betrtebsassistent Albert Hagemann in Radolfzell wurde
rnit Versehung der Güterexpeditorenstelle daselbst betraut.

Karlsruhe, 7. Jan. Der Grotzherzog
nahm herite Voruiittag von 11 Uhr aii den Vortrag des
Staatsiniiiisters von Brauer entgegen. Zur Frühstücks-
tafel kain die Prinzessin Wilhelin zn den Grotzherzoglichen
Herrschaften. Nachmittags hörte! deir' Grotzhch-zog die
Vorträge des Geheimen Legationsrats Dr. Freiherrn
von Babo und des Legationssekretärs Dr. Leyb.

Ausland.

Eugland.

London, 7. Jnn. Nach einer Meldung des
„Daily Expretz" aus Berlin hat der Staatssekretär für
Jndien, Lord George Hamilton zweien der bedentend-
sten Fabrikanten in Westfahlen, welche eine Lie-
serung großer Mengen Eisenbahnniaterial angeboten hat-
ten, geantwortet: „Die indische Regierung bedauert,
datz infolge des heftigen. antibritischen Tones
der deutschen Presse und der öffentlichen Meinung
überall in den Besitzungen Seiner Majestät eine Stim-
mung herrscht, die der Ausdehnung des deutschen Han-
dels im Wettbewerbe mit anderen Ländern äutzerst un-
günstig und damit nicht zu vereinen ist. Es ist dies im
gegenwärtigen Falle hesonders bedauernswert: da alle
Kolonien Seiner Majestät für Maschinen und Eisenbahn-
matrial dringenden Bedarf haben für sofortige Liefe-
rung, welche die inländischen Fabrikanten nicht zu leisten
imstande sind." (Selbst die „Frkf. Ztg." hält die Mel-
dung für nicht glaubwürdig.)

Chester, 7. Jau. Der Generalpostmeister
Marquis von Londonderry hielt hier gestern eine Rede,
worin er ausführte: „Es könne keine Frage darüber
sein, datz den Bure n keinerlei Selbständigkeit gclassen
werden dürfe. Die den englischen Truppen zugefügten
Schlappen seien hervorgerufen durch die letzten Au-
strengungen des besiegten Feindes, der durch das Block-
haussystem in die Enge getriebeu wurde.

Afrika.

— Das englische militärische Fachblatt „Broad Arrow"
will ans „uugewöhnlicherj, aher zuverlässiger Qnelle
erfahren haben, datz die Buren noch immer eine
große Menge von Waffen und Munition verbor-
gen aufgespeichert halten. Viele europäische Buren-
freunde hätten ihren Weg nach dem Norden uud Nord-
osten von Transvaal gefunden und warteten daselb'ft,
bis de Wet dorthin käme, um sie zu führen. Es seien
in jenen Gegenden auch Vorräte für die Vuren aufge-
speichert, darunter zwischen 40 000 und 50 000 Ge-
wehre, über deren Ankauf der Gewährsmann des Blait-
tes Jnsormationen erhalten zu haben versichert. Dem
„Broad Arrow" zufolge stehen etwa 5000 Buren noch
im Felde.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 8. Januar.

s Vortrag über Koiisumeiltenmoral. Jn der Harmonic
wurde gestern abend der vom Verein Frauenbildnng-
F r a u e n st n d i u m^angekündigte Vortrag über Konsumen-
tenmoral resp. die Macht der Käuferinncn gehalten. Dic Rcd-
nerin Frl. Salomon aus Berlin behandelte das Thema
in erschöpfendcr Weise und schilderte in geistvollen Ausführun-
gen die Bedeutung und die hervorstechenden Erscheinungen der
Konsumentenmoral. Ausgehend von der Behauptung, datz die
Frauen als die berufcnsten Faktvren dic Konsumentcnmoral
oft nicht in dcr richtigen Weise ausübten, begann die Vor-
tragcnde ihr Thema, die Moral der Käuferinnen, dic überall
in wcnig crfreulichcr Gestalt zu Tage tritt, nach berschie-
denen Richtungen hin zu betrachten, Bci ihrer weittragendcn
Macht sind die Konsnmenten, die eigcntlichen Auftraggeber im
Erwcrbsleben, schuld daran, daß es hicr nicht so aussicht, wie
es sein sollte. Da ist es einmal dic nbergrotze, unangebrachte
Sparsamkcit, die bei den Einkäufern beobachtet wird, die
unrechte und spätc Abendstunde, zn der diese vielfach statt-
finden, dann anch die wenig angebrachte und zeitgemätze Un-
pünktlichkeit der Bezahlimg der Rechnungcn, die immer nach-
teilig zurückwirken, An zahllosen Beispielen ans Laden
und Wcrkstatt illustricrte Frl, S, diese Thatsachcn, die sic
auf Unwissenheit und Gedankenlosigkcit der Känferinnen zu-
rückführte. Wie diesen Mitzständcn (man denke nur an die
Konfektionsbranche!) wirksam zn begegnen sei, wie ihnen ab-
zuhelfen nnd wie den Konsnmenten die rechte Moral znm Be-
wußtsein gebracht werden müsse, das crläuterte die Vortragende
des weiteren theoretisch nnd praktisch. Jm dritten Abschnitte
ihres Vortrages gab dann Frl. S. eine Darstellnng der Ver-
suche zur Verbcsserung des geschüftlichen Verkehrs, so dcc
frühere Ladenschlutz, wie er zuerst in England und Amerika
etngeführt, die Einschränkung der Hausarbeit und die durch
die'Konsumentenliga bewirkte Vcrgünstigung für den Konsnm.
WaS die Liga fnr Amerika bedente, das sind in Deutschland
die Frauenvereine geworden, Jhnen ist die Erlangung von
Sitzgelegenheit für die Angestellten der Geschäfte zu vcrdanken
und sie trugen in erster Linie mit dazu bei, dah jcnen Gelegen-
heit geboten wird, anf ein höheres Niveau zu gelangen, Zum
Schlutz streifte die Rednerin dann noch die Konsumgenossen-
schaftsbewegung nnd die hier den Angestellten in Bezug auf
Arbeitszeit und Besoldnng zugestandenen Vorteile. Mit einer
Apotheose auf das Gold, wenn desscn Strom zu Nntz und
Frommen dcr Menschheit geleitet werden kann, schloh die
Dame ihre interessanten Ausführnngen. Der Weg zur rich-
tigen Bethällgung der Konsumentenmoral, dcr für jcden er-
kenntlich sein mutz, steht für alle offen, Möchte doch immer
darnach gehandclt werden!

— Acndcrungeii im juristischeii Titelwcsen. Nach Meldun-
geu aus Karlsruhe ist es beschlossenc Sache. dah für die im Vor-
bereitnngsdienste stchenden I u r i st e n auch in Baden die
Bczeichnung „Rcferendar" nnd nach bestandenem Staats-
examen die Bezeichnnng „A s s c s s o r" wie in Preußen ein-
geführt werden soll an Stelle der bisher nblichen Bezeich-
nungcn „Rechtspraktikant" und „Rcferendär". Jn Konsequenz
dieser Titeländernng Ivird dann wohl anch die bisher für
dcfinitive Beamte in anderen Verwaltungszweigcn, wie in der
Mnanzverwalllmg, übliche Titulatur „Assessor" eine Aenderung
erfahren, ^

! Meisterübungskurse finden in Karlsruhe statt: 1. für
Sattler (in der Anfertigung von Kummeten) vom 20, Jan.
bis 1. Febr.; 2. für Schnhmacher vom 28. Jan. bis 8. Febr.;
8. für Schneider vom 3. Febr. bis 15. Febr.; 4. für Schreiner
(im Polieren, Mattiercn nnd Färben von Holz) vom 17.
bis 22, Febr.; 5. für Maler vom 23, Febr, bis 8, März und
6. für Blechncr und Jnstallateure vom 10, März bis 1ö.
März. Amneldungen zu diesen Kursen sind durch Ver-
mittlnng der Handwerkskammern beziehnngsweise der ge-
werblichen Vereinigungen einzureichen und zwar zu 1: bis
zum 10. Jan., zu 2 bis zum 17. Jan., zu 3 bis zum
24. Jan., zu 4 bis znm 4. Febr., zu 5 bis zum 12. Febr. und
zu 0 bis zum 26. Febr. Minderbemittelten Meyrern rann auf
Ansuchcn znr Bestreitung der Reise- nnd Aufenthaltskosten
eine Beihilfe aris der Staatskasse bewilligt werden .

-4- Eiven Stcllenvermittelnngsbund babsn 16 kaufmännische
Vercine für wsivlichs Angeuellie qeqiündet, um den Arbeits-
nachweis für Buchhal'eriimen, Verkäufcrinnen, Kasfterinnen,
Stenographinnen und sonsüges kaufmännisches Personal plan-
mäßig auszngeftaltcn und zu oereinbeitlicheii. Jedem Vercin ist
ein deftimmter Beziik zugewiesen, innerhalb dcssen cr siine Wirk-
samkeit auSzuüben bat. Es ist dadurch die Gewähr gegeben.
doß der Steliennachweis nntcr genauer KenntniS der örllichen,
wie der provinziellen Verhältnisse erfolgt und daß die Erledigung
der eingehenden Vacanzen sowohl wie anch der Bewerbungen
schnell und sachgewäft erfolgt. Fiir Piinzipale ist der Nachweis
kostenfrei, wöh end Angestellle Mitgbeder der betreffenden Ver-
cinigungen weiden müsstn. Doch ift cer Jahresbeillag im Vec-
höltiüs zu dem, war die Bcreine sonft an Sckutz und Stütze den
Gchiifinuen bicien, geiing. Fllr Baden tst die Adresse:
Kaufw. Lerein sür wüblichr Aagestellre zu Mannbeim.

— Poltzeibericht. Verhaftet wurden 2 Taglöhner weg-n
Bettelns, e n Fcaucnz mmcr wcgen UmhwüchenS und ein Schmiiü
wegen eiueS V r eh ns im Sinne des Z 176 R.St.G.B. Viec
Persoii.n kameu wegen Unfugs uud eine weitere Peison
wegen Köveroertcvung zur Anzeige

I Rohrbach, 8. Jan. (S ch a d e n f e u e r.) Gestern Abend
kurz vor 6 Uhr wollte ein noch schulpflichtiger Knabe in der
Schenne des Heinrich Schnütt Stroh holen, wobei dem
Burschen cine Sturmlateruc umfiel, was etnen Braud zuc
Folge hatte, der die SÄener vollständig und das daran ge-
baute Wohnhans teilweise zerstörte. Die Gebäude des ge-
schädigten Besttzers sind versichert.

X Walldorf, 7. Jannar. (Der kath. Männergesang-
verein) veranstaltete gestern Abend unter Direktion des Herrn
Hauptlchrer Baumgärtner eine sehr gut besuchte Abendunter-
haltung im Gasthaus zur Nose mit einem geschmackvoll gewählten
Programm. Sowohl die Chöre als anch die humortstischen
Stücke fanden den ungeteilten Beifall der Zuhörei. Auch Küche
und Keller des Herbergswirtes waren gut. Etn Tänzchen schloß
das in allen Teilen gelungene Konzert.

) Siedelsbrunn, 7. Jan. (Br a n d.) Hente Morgen um
8 Uhr brach in der Hofraite der Johann Adam Schwübel IV
Witwe dahier auf bis jetzt unanfgeklärte Weise Feuer aus;
es brannten Wohnhaus nebft Scheuer vollständig rüeder. Der
Unglücksfall ist nmsomehr zu bedauern, als erst vor vier
Wochen der Johann Adam Schwöbel verstarb nnd seine Witwe
mit acht lebenden, meist kleinen Kindern zurücklietz. Der
älteste Sohn ist erst 17 Jahre alt und wicd schwerlich eine
nennköpfige Familie ernühren können. Von dem ganzen Haus-
rat wurde nnr eine Kuh imd eine Ziege und wenige Mobilien
gerettet, Das ganze Anwesen ist nur sehr gering bersichert.

Mannheim, im Jan. Die Vorarbeiten für die erste Ge-
ioerbeausstellung des orgaiüsierten Handwcrks im Handwerts-
kammerbezirk Mamiheim, wclcher die badischen Kreise Mann-
heim, Heidelberg nnd Mvsbach nmfatzt, nchmen eincn sehr er-
frenlichen Fortgang. Nachdem durch das dankenswerte ent-
gegenkommen der Gencralintendanz der Grohherzoglichen Zi-
villiste die Platzfrage eine befricdigende Lösung gefunden
nnd das Grotzh. Ministerinm des Jnnern zur Veranstaltung
ciner Verlosung gewcrblicher Gegenstände -— es werden
30 000 Lose pro Stück 1 Mark ausgegeben — die Genehmi-
gung erteilt hat, laufen auch die Anmeldungen zur Beteiirgung
an dieser Ansstellnng aus allen Teilen des Bezirkes zahlreich
ein. So weit sich bis jetzt übersehen lätzt, wird dieselbe vrm
den Mitgliedern der gewerblichen Vereinignngcn mit nur selbst-
gefertigten Erzeugnissen reich beschickt und'sie wird deshalb
hervvrragend geeignet sein, ein Gesamtbild der Leistungsfähig-
keit auf den bezüglichen Gcbieten zu liefern. Angemeldet sind:
Möbel allcr Art, Musikinstrumente, Maschinen, Werkzeuge
nnd Metallwaren, Motoren nnd elektrotechnische Apparakk,
Stcin-, Thon- und Glaswaren, Nahrnngs- nnd Genutzmittel
(Konserven), Bnchbinderarbeiten, Erzengnisse der photogra-
phischen Gewcrbe, Wagen nnd Geschirre, Lederwaren, Klei-
dungsartikcl, Knnstgegenstände u. s. w. Antzer Mannheim
werden Anssteller aus den Amtsbezirken Heidelberg, Schwe-
tzingen, Weinheim, Wiesloch, Eberbach, Mosbach, Adelsheim,
Äuchen, Tauberbischofsheim, Wertheim u. s. w. vertreten
sein. Eiiügc Vcreinignngen werden sich mit Kollektivausstel-
lungen beteiligen. Der Termin für die Anmeldung ist mit dem
16. Januar endgiltig abgelanfen.

Mamihcim 7.Jan. (Die Einwohnerzahl) betrug nach
angestellter Berechnung am 1. Januar ds. I. 146 500 Seelen,
wonach im abgelaufenen Jahre ein Wachstum um 5050 Per-
sonen oder 3,57 Prozent zu verzeichnen gewesen wäre. Wenn
gleich dieses Wachstum hinter dem in den letzten Jahren
beobachteten von durchschnittlich 8000 Personen nicht unwesent-
lich znrücksteht, so ist es doch immer noch im Vergleich zu au-
deren Grohstädten ein ziemlich rasches. Jm Vergleich zu den
letzten Jahren ist diesesmal hauptsächlich der Geburtsüber-
schutz (mit rund 3000 Köpfen) an der Znnahme beteiligt,
während der Neberschnh der Zn- nnd Wegzüge sehr nachge-
lafsen hat.

st Mannheim, 7. Januar. (S t r a fk a m me r.) Den Bock
zum Gärtner gemacht hatte die Fahrrad-Fabrik der Wanderer-
Fahrradwerke vormals Winkelhofer n. Jänicke in Schönau bei
Chemnitz, als sie den Buchhalter Georg Reuther von dort
nach Mannheim sandte, um hier den Leiter der Fabrik-Filiale,
den 30 Jahre alten Kanfmann Georg M ü nster aus Frank«
fnrt a/M. zn beanfsichtigen, da deffen Geschästsführung Anlaß zu
Anständen geboten hatte. Reuter, der 26 Jahre alt und unver-
heiratet ist, drückte zu den Unregelmäßigkeiten des Münster nicht
nnr die Angen zu, sondern trieb es noch schlimmer als dieser. !
Jnnerhalb eines Jahres hatte er bei einem Gehalt von 2400 Mk. !
die Summe vo» 3000 Mk. unterschlagen, und den ganzen Betrag ;
in Gemeinschaft fragwürdiger Damen durchgebracht, während sich
Niünster, der verhetratet ist, eine Unterschlagnng in Höhe von i
1500 Mk. zu Schnlden kommen ließ. Die Strafkammer verur-
teilte Münster zu 4 Monaten, Rcnther zn 12 Monaten Ge-
fängnis.

Maniiheim, 7. Jan. (Z u m Mord in Franken--
t h a l) wird dem „Gencral-Anzeiger von dort niüer dem !
6. Jannar geschrieben: Unter dem dringenden Verdachte, den
Mord an der 52 Jahre alten Kindergärtnerin Emilie Bel- !
ser verübi zu haben, ist, einer an die hiesige Polizei gelang-
ten telegraphischen Meldung zufolge, heute in SinshetM >
bet Heidelberg der seit dem Morde von hier ver-
schwnndene Hausbursche Joh. Ziegler aus der
Nnrnberger Gegend verhaftet worden. Zieg-
ler war frühcr in einem hiesigen Konfektionsgcschäft als
Hausbursche, znletzt aber als Arbeiter in der hiesigen Zucker-
fabrik beschäftigt. Er ist erst am 31. Dezember, also werügd
Tage vor dem Morde ans letzterem Arbeitsverhältnis ent-
lassen wordcn. Ziegler soll sich in «insheim dnrch seine übe>:
den Mord gefnhrten Gesprächc auffällig gemacht haben. Auch
wurde von der hiesigen Polizei auf cincm Felde in der Nähe
der Kreis-Taubstummenanstalt eine blutbefleckte Weste ge-
funden, die von Bediensteten des erwähnten Konfektionsge-
schäftes äls Eigentum Ztcglers bezetchnet wurde. Heute
Abend ist auch die Zuhälterin Zieglers, eine von hier stamrnende
Frauensperson namcns Kantz verhaftet worden. Ziegler ist
etwa 32, seine Zuhälterin etwa 29 Jahre alt. — Die Nach-
richt, daß es dem ermordeten Fräulein Belser noch gekungeN
sei, an der Hofmannschen Wohnung den Schellenzug zu zte-
hen, bestätigt sich nicht. Wohl hatte Fräulein Belser zweifel-
los die Absicht, dies zu thun, doch mutz ihr der Mordbub«
vor Ausführung derselben in dieser Ecke der Veranda die
absolut tötlichen Stiche versetzt haben.

60. Triberg, 6. Jan. (Verh aftet.) Die Wiitwe Angelikö
Kienzlee geb. Dold in Nußbach wurde verhaftet, wetl sie dringend
verdächtig ist, ihre drei Kinder vergiftet zu haben.

6.0. Donaneschinge», 7. Jan. (V erurteilun g.) Dek
 
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