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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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B e r l i n, 14. Jmi. Die Reichstclgskommissioii für
das S ch a u m w e i n st e u e r g e s e tz hat heute ihre
Beratungen beendet. Es wurde ein Antrag Paasck,e an-
genommen, der die 883 ff. dem Kommissionsbeschlutz für
die Derwendung 0on Steuermarken anpatzt. Es wurden
dazu einige vom Abg. Lchmidt-Elberfekd beantragte mehr
redaktionelle Aendernngen vorgenoinmeii, welche dem
Aabrikanten das Gesetz erleichtern solleu.

Die Regierungsvorlage schlägt vor, datz vom Tage
der Gültigkeit des Gesetzes ab vom Schaumwein keine
Landessteuer mehr erhoben werden soll,

Abg. Schmidt beantragte, datz auch die Gemeinde
von da ab nicht mehr das Recht haben soll, den Schauin-
wein zu besteuern. Der Antrag wurde indsssen mit be-
deutender Mehrheit abgelehut.

Endlich wurde beschlossen, das Gesetz am 1. Auli die-
ses Iahr in Kraft treten zu lassen.

Berlin, 15. Jan. Die Z o l l t a r i f k o in m i s
sion des Reichstages lehnte mit allen gegen 4 Stimmen
den sozialdemokratischen Antrag ab, wonach Grundbe-
sitzer mit mehr als 100 Hektar, so lange die Getreidezölle
erhöht werden, fiir jeden Hektar das zehnfache des auf den
Doppelzentner Weizen gelegten Zolles an das Reich
zahlen sollen. ^

Batzcrn.

M ünche n, 15. ftan. Jm bayerischen Landtag er-
klärte Minister Graf P. Crailsheim nach der „Frkf.
Ztg.": Was die P o sl ni a r k e betreffe, so könne wohl
ein Zustand geschaffen werden, datz die Marke uicht die
Voraussetzung finanzieller Selbständigkeit wäre. Aber
das Reservatrecht stehe im engsten Zusammen
hang mit der eigenen bayerischen Postmarke.
Das Hoheitsrecht würde durch die Einheitsmarke be
rührt und beeinträchtigt. Nicht um die Eitelkeit ein Ho-
heitszeichen zu haben, handle es sich, das man, wie ihm
jüngst ein hochgestellter Herr gesagt, durch eiuen Stem-
pelaufdruck ersetzen könne, sondern lediglich uni das Re°
servatrecht selbst. Die Frage habe keine nationale Be-
deutung: denn man köuue sehr gut deutsch sein und doch
die bayerische Marke erhalten. Das wirtschaftliche Be-
dürfnis nach einer Einheitsmarke sei gering. Bei baye-
rischen Postkarten mit Rückantwort werde die Rückant-
wort auch in Norddeutschland befördert. Als Zahlungs-
rnittel hätten Postmarken nicht zu dienen. Die Handels-
und Gewerbekanimer von Würzburg und Ludwigshafeu
hätten den Wunsch ausgesprochen, die Zahlung mit
Postmarken möge allmählich vchischwinden. Die Zehn-
Pfennig-Postanweisung für kleine Beträge mache den
Ausgleich niit Briefmarken auch unnötig. Auch könnte
nianE ja Stempelmarken, die überall verwendbar seien,
zum Ausgleich benutzen. Datz jetzt noch sich Jemand in
Verweudung von Briefmarken irre, koimne wohl mcht
oft vor. Die Postmarkenfrage sei so oft und in allen
Zeitungen besprochen worden, datz doch Jedermann wissen
müsse, daß Bayern eigene Postmarken habe. Der Nkini-
ster schlotz mit der nochnialigen Betonung der Notwendig-
keit, die eigene Postmarke zu erhalten.

Elsatz-Lothringen.

^ Slratzburg, 14. Jan. Jm Landeshaushalts-
etat für 1902 ist der Posten für die Wanderausstel-
lungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft von
SOOOMark auf 25 000 Mark erhöht worden, uin eine
möqlichst umfanqreiche Beteiligung Elsaß-Lothringens
an der in diesem Jahre in M a n n h e i m itattfindendeit
Wanderausstellung der Dentschen Landwirtschaft^geseü-
schaft herbeizuführen. . ... .

— Dem „Berl. Lokalanz." wird aus Rom depe,chiert,
datz die Verhandlunqen bezüglich der Errichtung einer
katholischen Fakultät an der Universitat Stratz-
hurg zu einer endgiltigen Beilegung dieser Frage ge-
sührt'haben. Der heilige Stuhl genehmigte die Er-
richtung der Fakutät. Ueber „Kompensationen" hierfur
verlautet vorläufig nichts.

Berlin . 15. Jan. Im Abgeor d n etenhaus
wurde die Besprechunq der P o l e n i n t e r P e l l a-
tionen fortgesetzt. Jn die Debatte grifs heute der
Justizmiuister Schönstedt ein, indem er die Wreschener
Vorc^än^e rekapitulierte und zu dem Schlusse kam, dre
polnischen Mütter hätteu ihre Kinder am besten vor
Schaden bewahick. wenn sie eingedenk der Worte vom
Gehorsam gegen die Obrigkeit gehandelt hätten. Kultus-
minister Dr/Studt erklärte weiter, die Unterrichts-
verwaltung könne mit der Verfolgung ihrer Ziele nicht
vor den Elementen, die hinter den Koulissen wirkten,
zurücktreten und werde das auch nicht thun. Wer nach
Deutschland komme, müsse ein Deutscher werden. Die
Besprechnng der Interpellationen wurde heute geschlos
sen; morgen beginnt die Beratung des Etats._

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine KönialiLe Hoheit der Großberzog haben den
Zeichner Heimich Allgeyer bei der Großh. Generaldtrektion
der Staatkeisenkahnen ziim Bureauvo steber, die Jngenieur-
praktikanten Älberi Joachim von Sunlhniftn, Leopold Schlös-
singer von Neckarzimmern und Alfons Blum ron Eichstetten
zu Regierungsbaumeistern ernannt und den Revisor Eduard Lohr
bei Großh. Landeökommii'sär Karlsrnhe, Polizeikommissär Konrad
Meng in Mannheim. den Oberbuchhalter IKob Knhn bet dec
Hcil- und Pflcgeaiutalt Pforzbeim, den Landwirtschaftslelster
Heinrich Ric 8 in Waldkhut und den Revisor Oskar Bege bei
dcr Versicherungsanstalt Baden laudeSherrlich angestellt.

— Der Steucrkommissär Fnedcia, Höinec in Neustadt
wurde der Stcueidirektion zur Wahrnehmung dec GcsLäfte eincs
Revisors der Kalasterkontrolle zugetetlt uud Rcvideut Iakob
Fischer bei der KatasterkontroUe der Steue dircltyn mit der
Wahrnebmung der Gcschäftc des Steneikommissärs fiir den Be-
zirk Neustadt betraut.

Karlsriihe, 15. Jaii. Der G r o ß h e r z o g er-
teilte heute Vormittag von 10 Ilhr an bis 2 Uhr einer
Anzahl Personen Andienz, darnnter den antzerordenk-
lichen Professoren Dr. Pafsow, Dr. Braus, Dr. Port,
Dr. Salomon, Dr. Ehrismann, Dr. Bettmann und
Dr. Brauer an der Unipersität Heidelberg. Um 3 Uhr
besuchte Prinz Max, welcher heute früh aus Berlin
zurückgekehrt ist, die Grotzherzoglichen Herrschaften.
Hierauf erhielten Jhre Königlichen Hoheiten den Besuch
des Prinzen Georg Wilhelm oon Cumberland, der im
Begriff ist, nach Wien zurückzukehren. Abends halb
6 Ubr hörte der Grotzherzog den Vortrag des Legations-

ratS Dr. Seyb. Heute Abend 7 Uhr besuchten der Grotz-
herzog und die Großberzogin das Abonnemenkskonzert
des Hoforcksestell's in der Festhalle.

Ausland.

Oesterreich-Ungaru.

W i e u. 15. Ian. Der Polenobmami Iaworski
erhielt vom Komitee des slavischen WohlthätigkeitSvereins
in Moskau ein in rnssischer Sprache abgefatztes Schrei-
ben, dem 200 Rnbel als Spende für die polnischen Kin- '
der i» W r e s chen beigelegt waren.

Frankreich.

Paris, 15. Jan. Dem „Zonrual" wird aus Nizza
gemeldct. es sci dork ein Ausiüiikier, aiigebstch ein adliger
dentscher Offizier, unter Veftacht der Spionage ver-
haftet worden. — D:e SpionitiS herrscht asto immer
noch in Frankieich.

Englaud.

— Untcr den englischen Blütteru hat der „Manchester
Guardian" den Mnt, sich gegen Chamberlain zu wenden
und zu jchreiben:

„Mr. Chmnberlain wäre besser berate» gewesen, wenn
er auf die Bxmerkimgeii des Grafen Bülow geschwiegen
hätte. Seine letzten Erklärungen sind vollig wertlos; er hätte
eine früheren Äeutzerungen übcrhaupt nicht machen sollen.
So hat er ganz unnützer Weise zn dem Ausbrnche von neuer
Entrüstung auf deni Kontinente gegen uns beigetragen . . .
Herr Chamberlain leugnet nicht die in Südafrika vollzogenen
Hinrichtungen: er steht ferner nicht an, zuzugeben, datz die
Farmer gezwungen wnrden , jenen Hinrichtnngen ihrer Rach-
barn und Blutsürüdcr anzuwohnen. Er bestreitet auch nicht
das Nicderbrennen vor Farmen, zum Teil aus dem Grunde,
weil der Besitzer im Felde stand. Er giebt zu, datz Frauen
und Kinder vlln dem eigenen Heim in die sogenannten Zu-
fluchtslager getrieben worden sind. Er sagt auch gar nichts
dagegen, datz elftansend Kinder in diesen Lagern verstorben
sind; datz Mütrer davon abgehalten wurden, ihre Kinder in an-
deren Lagern aufzusuchen; datz Waisen, denen von Verwandten
Wohnnng und Pflege angeboten wurde, das Verlassen der
Lager nicht gestattet worden ist. Er giebt ferner zu, datz
durch die bekannte Proklamation vom 1S. September vorigen
Jahres den weiterkämpfenden Buren bekannt gegeben wurde,
datz sie sich eines kriminellen Vergehens schuldig machen.
Nun gut, dassinddieFakta, diedas Aus-
laud entrüsteul Es bleibt nur ein Weg, um dem zu
begeguen uud das ist, die vorgenaunteu Mitzstände von der
Wurzel aus Zu kuriereu.

So schreibt ein englischcs Blott dcr Wahrheit gcmüß
über die englische Kiiegfiihrung in südafrika, Cha mber-'
lain abcr sagt: die cuglische Kriegführimg müßte voch
viel schücfek vorgehen, ehc sie das Beispicl, das die
Deutschen im Jahre 1870/71 gegeben hoben, erreichte!
Und darüber soll sich das deutsche Volk nicht empören!?

Aus Stadt und Land.

Heidelberg 16. Jauuar.

Kathotische Kirche in Neuenheim. Der „Pfäfte^
Bot." schreibt: Es ist eiu drmgeuder Wnnsch des Erzbischöfl.
Ordinariates, daß der Bau einer Kirche im Stadtteil Neuenheim
schou in diesem Frühjahr begonnen wird. Um dies zu
ermößlicken. stellt der Bovrfaziusverein der Erzdiözese 45 0 O M'.
zur Veifüguug Miter der Bediukung, daß die zkiichengemsinde
Neuenheim die gleiche Summe für deu Kirchenbau durch ein Au-
lehen aufbringt- Der vorhandcne Baufond düifte sett 1. Jauuar
d. I. ebensalls 45 000 Mk. besitzen; somsi wSreu, wemi die
Kirchengcmeinde die gestellte Bediugung crsülli, 3-<45l100—135 000
Mark für den Bau (ohne Jubau) gejicheit. Bft der Wih! der
Stilart für die neuc Kirche wurde sußer acht gelasien. drß die
Barouin von Erlangen in Paris einen marnwrnen Hochaltar u d
-für Lie Dekoration des Chors uuszukommcn versprochen hat Zu einer
im gothischen Siils eibanten Kirche pußt ein Marmor Allar nichO
Das zuständige Erzdlschöfl. Bauam: wlrd d-tzhaib verarttaßt. n,
möglichster Bälde mue Slizzeii übcr eine im romanischen Stile
zu erbaumde Krrche d-m Erzbischöfl Ordinarttte vorzul gen.

— Die Sixtiuischc Madomui als Nadelinalerci. Ein wnn-
Lerbares, einzigartiges zeunstwerk, welches in der deutschen
Abteiluug der luuslgewerblichen Gruppcn auf der vorjährigen
Pariser Weltausstelluug cineu heroorrageuden Anziehungs-
punkr für das Pnblikmn aller Länder bildetc und von der
iuternationalen Jury mit der goldenen Medaille crusgezeich-
net wurde, wird iu alleruächster Zeit unsere Stadt kennen
zn lernen Gelegenheit haben. Es ist dies eine rn Originalgrötze
gestickte Nachbildnng der Sixtinischen Madonna, jenes herr-
lichen Kleinods dcr Dresdener Gemäldcgällerie. Eine junge
Dame, Fräuiein Klara Ripberger aus Dresden, hat
das kühne Wagnis unternommen, eine gestickte Reproduktiou
des Rafaelschen Wdes zu schaffen nnd mit unvergleichlicher
Hingabe und Begeisterung und mit autzerordentlich glücklichem
Gelingen hal sie diese gewaltige Aufgabe in fünfjähriger
unverdrossener Arbcit durchgeführt. Das Ergebuis derselben
gilt ebenso als eiue technisch vollendcte Leistung — ein glän-
zendes Meisterstück deurscher Fraueuhaudarberr — wie auch
als hochbedeutendes Kunstgebildc, das sowvhl durch die Tiefe
und Krast der Farbeu, wie durch die treue, verstäudnisvolle
Wiedergabe dcs gcistigen'Gchalts auf den Bcschauer eine un-
widerstehlrche Wirknng ansübt. Die in dieser Nadelmat'rei
gebotene jlunstlcistung ist um so bewunderungswürdiger, als
die Künstlerrn das Werl nicht vor dcm Original selbst aus-
geführt, sonder» vor letzterem nur jelveils zu den einzelneu
Partieu die Wahl der Farbe für das zu vcrwendcnde Seiden-
material mit sicherem Auge festgestellt und daun zu Hause
an der Ausführung der Kopie weitergearbcitet hat, eine That-
sache, die gewitz von einem erstaunlich entwickelten Farberyinn
und Farbengedächtnis Zeugnis giebt. Die gestickte Sixtinische
Madonna ist bereits nach einer Reihe denffcher (auch badischer)
Städte gewmidert uud überall wurde derselben die allgemeine
Aufmerksamteit zugewendet, überall ihr von der berufenen
Presse das höchstc ehrendste Lob gespendet. Jnsbesondere ver-
dient erwähnt zn werden, datz auch Jhre Königliche Hoheit un-
sere erlauchte Grotzherzogin für das Knnstwerk ein besonderes
Jnteresse bekundet hat. Hier wird das Bild, wclches zur
Zcit in Mmmhcim ausgestellt ist, am 20. dieses Monats
eintreffen, nm vom 21. ds. M. im grotzen R a t h a u s-
saale, welcher vou der städtischen Verwaltung in dankens-
werter Weise znr Verfügung gestellt wird, ausgestellt zu wer-
den. Die Tage nnd Stunden, auf welche sich die Ansstellung
erstrecken wird, sowie der Cintrittspreis werden noch bekannr
gegeben iverden. Schon heute aber möchten wir darauf auf-
merff'am niachen, daß es seinerzeik niemmid, der sich für
wcibliche Handarbeiten imd für Kunst mteressiert, versäumen
sollte, diefe« eigenartige Kunstgebilde, dessen Bersicherungs-
wert von Sachverständigcn auf 60 000 Mark geschätzt ist,
sich selber anzuschen.

(?> Straßenbau Bei den Arbeiten zur Herstelluna der neuen
Straße, dic die Klingenteichstroße wit der neuen Schlotzstratze
berbinden soll, werden zur Zeit von dem Unteinehmer Bender
i ur etwa M Arbeiter beschäfttgt, die täglich 8'/, Stunden arbei-
ten- Sobald die Tageszeit länger wird, sollen dann mehr Kräfte

in Thaiigkrit treten Geüern wu de auch an lrm östlichen Endr
der neuen Slroße. i„ nächster Räh- der Äedenklctt'et iür Dr.
Kleinfchmidi, mil dem Bau begomien.

I?) Die vorm. Auchs'sche Waggonsabrik (A-G) 'Ltzt dr-
kannltich zwischen Rohrboch nnd Kirchoetm (^uf Rohrbacker Ge-
maikung) nene ,1abrikgebänl!chkeitcn errichten- Sic sind i'ämttich
schon unter Dach und können künftiges Frühjahr bezogen werden.
Etwa 1^0 Aibeiter sino be.eiks in den neuen Gedäulichks'ten
tbätig, die andern 7-800 weiden bis Apr'l oder Mai dic nenen
Aibeils-äiime beziehen. welch: w grotz sind, datz 3000 A-.beiler
beschüfliat werden können.

" Prinz Mar von «äden kom gestern Vocmütag hatb
d Uhr, von Frankiuri nach Karlsruhe retienü, hi-r durch.

ckl'Vortrag Bettmann Der gestrigc Vortlag des Herrn
Piof. Bettmanu üver das B dem sen war zaht-cich btt'ubt und
maq m manchem Hdre: den Voisatz, icgelmätzig, auch im Wirter.
k.« baden, „eii erweckt oder dekräfngt yrven. Eine S'rzze ses
VortragS bringen mir morgen,

— Polizetdericht. Verhaftet wurden vier Aekeiier wegen
Betietns, cin ,vu!ttinaun und e'n Manree >o gen UnsugS und ein
Tapezier znr Straferftehung. Wegen U.ffugS lame-i v;er P-r -
sonen znr Anzeige.

Wiesloch 15. Jan. (Gesiorben) ist nach der Wiesl. Ztg.
gesteru Mmag im htesigen Spi-al ei» öa.idwciksbu'sche. der am
Montag Miktog von einem Pionn aus Noth on der Wegkreuzung
Naue-wcrg—Maischenbccg in bcwiltzUoi-m Zunande uns ha!b>
elfroren anfgefuiiden ,ourde. Der M>nn wurke von dcm
Samrriter nach der htesizen Polijeiwaede gebracht, .ro mau ihu
fur Ivtal betrunken erkläite und nach dem Spita! schcfft. . Lec
Vcrstoibene >.st der Ttschl.rgcselle Konstainin Klester aus Thsrn
in Wcstfalen unü staod zuletzt in A bttt in Hüttenstelnach.

L H. Schwetzingei, 15. Ianuar. (UnglücksfaI l.) Jn
Rheinau ercignekc sich hiu!- Nechmitlag ein schncklichcs Uu-
glnck i, der chemischen Fab.ik „Rhinania". Zwei Tegiöhne!,
welche damit beschä»tigt waren, Srttfak abzuladen, wurden beim
Uebelsä reiten d r Fabiikgeteise vou li>,er Lokomotive erfaßl.
Einer war soforl ivi, der andere ist iebenrg fähilich oertetzr. Dte
Verunglücklen Taglöhncr Klitlel niid Rtes ,ind b°idr aus Kctsch.

Mannheim, 15. Jan. (S ch w u r g e r i ch t.) 7. Fall.

Eiu verkömmeuer Patrou uahm in der Person des 19 Jahre
alieu Dienstknechtes Friedrich Georgi aus Viernheim auf
der Nngeklagebank Platz. Am 26. Nov. lietz er seine Arbeits-
stelle bei Landwirr Georg Hentz in Sandhofen im Stich, trietz
sich im Walde herum und vergewaltigtc ein 12jähriges Mäd-
chen, das sich auf dem Heimwege von der Schnle in Sandhofen
nach dem tief im Walde gelegcnen Wasserwerk der Zellstoff-
fabrik befand. Er verbarg sich dann drei Tage lang in einem
Schitfhaufen und ernährte sich von Weitzrüben. Am 29. Nov.
patzte er die Kinder wieder ab, diesmat in der Absicht, ihnen
das Frühstück wegzunehmen. Er entrih auch einem dreizehn
Jahre alten Ntädchen, das Kürbchen und konnte sich auch dies-
mal nicht enthalten, das Ktnd auf gewisse Art 'zu mttzhandeln.
Die Geschworeuen versagten dem Subjekte milderude Umstände
und das Gericht erkannte, in Anbetracht der alles Matz über-
treffenden Rohheit dcr That über den Antrag des Staats-
miwalres hinausgehend, auf eine Zuchthausstrafe vou 6 Jahren
und 5 Wochen Hafr.

8. Foll. A.'cgeu Untecschlapung im Amte erhielt der 21 Jabre
atte in Diüsbach geboien- Postgehilf Leonhard Bach, ziiletzt
in Nrckareiz. eine Gefängnisstiafe von 7 Monaien mtter Anrech-
nung von 4 Monoten Unteisiichmig! hrf'.

9. Eir.e außeeordenllich haite Sirafe wurde über den 19
Jrhre alten Taglöhner Jakob Göbel aud Lauipiilbeiar wegen
Stroßenraubs verhängt. Der Aagellagtc. e>n ichmächtiges, harm-
los aussehendes Bürschchen, hai irctz seiner Jugend eine l'chvn
sehr getriü te Aergangeit hinter sich. Am 11. Novembcr ist der
Ungeiatene nun^auch zum Siraßenräubcr geworden. Erhat vachts
gegeu hatb 1 Uhc m der Trattle^rstraße den Maurcr Jshann
Achtstättcr. der ihm vorhrr in der Wirff'tzast zum „Stolzeneck"
Bier bezohlt hatie, untcr der Thüre des HauseS, iu wetchem
Achtstätter lvobnt, zu Boden gewonen und ihm se-nc llhr und
Keite im Werte oon 23 Mk. enkrissen. Lte Geschworenen
,'vrachen den Ängektagten des Raubs unter Ausschlutz mitdernder
Umstände schuldig worauf da; Gericht auf das für Stratzen-
raub vorgesehene Stiafminiwuin von 5 J-ihren Ziichthans !er-
kannte.

ttt. FaU. Der Held eines Liebesdranms, deo deu Gegen-
ftand seiuer Leidenschaft uud sich selbst aus deu Reihen der
Lebendigen tilgen wollte, dabei aber den beabsichtigteu Erfolg
nicht erreichte, sieht in der Person dcs 21 Jahre alten Friseurs
Wilhelm Hüttinger aus Baden seiner Strafe entgegen.
der juuge Maun, der denChtuafeldzug mitgcmacht hat, verliebte
stch im Dezember vorigen Jahres in die hübsche Kellnerin einer
Wirtschaft iu Heidelberg, dre dem Kabinet, wo er arbeitete,
gegeuüber gelegen ist. Er beanspruchte bald von dem MLd-
chen, der 20 Jahre atten Bertha S e l b c r, die intimsten Lie-
besbcwcise, aber die Selber, die bereits das Pfmrd einer frühe-
rcn Ucbereilnng zu Hause sttzen hat, fcheute als gebranntes
Kind das Feuer. L>chon Mitte Dezember kam es deshalb zwi-
scheu ihuen zu einer Entfremdung und Hüttinger kaufte fich
cineu Revolver, um sich toizuschießen, wie er seiuer Murrer
erklärre, während er anderu Leuten gegenüber auch davon
sprach, dic Selber zu lieferu. Die Mutter redcle dem Mäd
chcu zu, sich mit ihrem Sohne zu versöhnen, denn wenn etwas
passierc mit ihm, wcrde sic angezeigt. Die Selber lietz sich
auch bestimmen, das Verhältnis mit dem Angeklagten fortzu-
setzeu, ohne jcdoch seincn Anträgen, ihm Vertrautichkeiten zu
gewähren, zu entfprechen. Hürtinger, den überdies die Eifer-
sucht plagte, weuu er sah, datz dieser und jener Gaft sich bet
dem Verkehr mit der Kellnerin etwas heraus nahm, fatzte des-
halb den Entschlutz, dic ihm unbequemc Situation durch Mord
uud Selbsffuörd zu tösen. Er wutzte stch wieder in deu Besiy des
Revotvers zu setzcu, dcu seit jencr Drohung die Wirtin der er-
wähnten Wirtschaft anfbewahrte, lanerte am 30. Dezember
vorigen Jahres abends gegcn tt tlhr die Selber in der Einfahrt
der Wirtschaft ab und fragte sie mehrmals, ob sic seine Wün-
sche nicht erfüllen wotle. Ats das Mädchen verneinte, zog er
die Waffe hervor nnd säwtz ihr aus unmittelbarer Nähe in dic
Brust. Während die Selber, die gar nicht wutzte, datz sie ge-
schossen wordeu war, davonstürztc, gav Hüttinger zwei Schüsse
auf sich selbst ab. Beide Opfer des Attentats wurden bald da-
rauf ins akademische Krankenhaus verbracht. Die Verletzungen
erwiesen sich als nicht lebensgefährlich. Edlere Teile waren
uicht verletzt. Die Selber töimte bereits nach drci Tagen wie-
der aus dem Krankenhause eutlassen werden. Die Kugel wurde,
weil sie keine Beschwerden verursacht, nicht eutfernt. Auch
bei Hüttinger wurde nur eine Kugel herausgeschuitteii, die
audere lies; man sitzen. Dcr Angeklagte suchte sich bei seiner
Eiiivernahmc als der ehrlich meinende Liebhaber darzustellen,
der die feste Absicht gehabt, das Mädchcn zu heiraten und durch
desscn Untreue aufs Schwerste erschütrert wordeu sci. Von
dem wahren Motiv seiuer That sprach er keine Silbe. Als ihn
der Vorsitzeude fragte, lvorin deun die Untreue der Selbcr be-
ftandcn habc, erwiderte Hütffnger, cr habe die Untreue dari»
gefundcn, datz sie thm verheimlicht habe. daß sie ein Kind be-
sitze. Dah sie mit einem andereu Beziehungen unterhalte,
habe er nicht wahrgerwmmen. Auf die weitere Frage, welches
Vcrhälffns jetzt zwischen ihm imd der Selber bestehe, antlvortet
der Angeklagte. das überlasse er vollständig ihr. Sie habe ihn
im Krankcnhause besucht, ihm zwci Sträutze gebracht uud ihm
versichert, datz ste ihn uun dvppelt liebe. Er aber habe die
Sträutze gar mcht nehmen wolleu. Dte Selber macht einen
durchaus glaubwürdigen Eindruck. Sie sagte, Hütffuger habe
allerdings ihr das Heiraten versprochen, aber der Grund ihres
Zwrstes sei ihre ablehuends Haltung seinen Anffrägen gegen-
über gewesen. Der Staatscmwalt wandte sich in seinem Plai-
 
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