Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0389

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
densfrage gesagt, auf die es dem Zentrum doch vor
allem ankommt. Die Ordensfrage bitdet den Maßstab,
an dem es die Willfährigkeit des Ministeriums mefsen
will. Das klang, obwohl es nicht mit nackten Worten
ausgesprochen wurde, aus der Kundgebung des Abg.
Wacker heraus, ebenso wie die Ermahuung an die Regie-
rung, dem Zentrum nicht weiter entgegenzukommen, in
den Reden der liberalen Abgeordneten wohl zu verstehen
war. Die Regierung steckt in einer Zwickmühle. Sie
weiß, daß dis Freundschaftsbezeugungew von jbeiden
Seiten nur solange dauern, bis in der Klosterfrage ein
Ja oder Nein erfolgt ist, dann wird sich bei dieser oder
jener Seite, je na-chdem die Freundschaft in Feindschast
verwandeln.

Heidelberg,27. Feb. Der Konservattve Berein hielt
der „Bad. Post" zufolge am Abend des 25. seine regelmäßige
MonatSversammlung im „Holländer Hof" unter dem Vor-
sitze des Herrn OberamtSrichters Frhrn. von la Roche
ab. Herr W. N. Doerkes hielt einen Vortrag über
das „Allgemeine Stimmrecht im Deutschen Reiche", in
welchem die historische Entwicklung desselben, die heute
bestehenden Mißstände des allgemeinen Wahlrechts und die
Möglichkeiten von Reformen behandelt wurden. Jm An-
schluß daran fand eine lebhafte Aussprache statt. Die
Versammlung war nur mäßig besucht.

Madischer LandLag.

8.6. Karlsruhe, 27. Febr. (43. Sitzuug der
Zweiten Kammer.) Präsident Gönner eröffnet die
Sitzung um ^ 10 Uhr. Eingegaugen: Eiue Petition der
Stadt Bruchsal betr. die Wohnnngsgeldvorlage.

Die allgemeine Beratung über den Kultusetat wird
fortgesetzt.

Dr. Heimburger (t-em.l erklärt, datz seine Partei für
Trennung von Staat und Kirche sei, aber gleichwohl das Kultus-
budget genedmige. Redner tritt für Pensionsüerechtigung und
Witwenveisorgung der Berufs-Metzuer u»d Organisten etu.

Die allgemetne Beraiung ist geschlossen.

Beii-Iteröaiter Abg. Obkircher (natlib.) ersucht den Abg.
Wacker, Censuren und Roten an Mitglieder des Hauses zu
unterlossen, da dies Sache des Präsidenten sei. Mit Befriedigung
konslatiere er, datz Beanstandungen nicht crhvben worden sind.
Die Klagen nnd Angriffe Wackei's sind nicht neu und haben
dercits eine Widerlegung gefunden, so datz er nicht weiter darauf
cinzugehen brauche.

Zur Geschäftsoidnung erk ärt Abg. Wacksr, daß er tzch
am Scklutz der letzten Sitzung halb und halb schon zum Wort
gemeldet habe und daß er durch d:n unerwarteteu Scklntz der
Debatie außerordentiich überrascht wo.den sei. Mit Rücksicht
auf die Geschäftsloge des Hauscs verztchte er aber darauf, eine
Wiederaufnahme der Debatte zu beantrageu.

Präsident Gönncr bemerkt demgegenüber, datz sich vor
Begtnn der heutigen Sitzuna alle Redner mit Ausnahme des
Abg. Heimburger eus der Liste streichen ließkii. Er habe aus.
drücklich lonstatieit datz Niemand mehr das Wort wünscht und
erst dann die Debatte geschlossen.

Abg. Wacker: Er habe dem Vräsidium durchaus keinen
Vorwuif machen wollen, seine Aussübrungen haiten nur den
Zweck, Mitzdeutungen einen Riegel vorzuschiebeu.

Jn der Spezialveiatung beanstandet Abg. Hug namens des
Zentrums die Position (24 600 Mk. Stoatsbeitrag zur Deckunz
dcs Aufwands sür dte ktrckilichen Bedürfntsss dcr Altkatholiken),
weil sich dicselbe auf das Aitkaiholckcngesetz siütze; füc dte ubri-
gen zwei Pofilionen (Dotation der ellkath. Psarrer- stimme das
Zentrum aus Billigkeilsrücksichten und weil sic e,n Ausflaß des
Lolattonsgesktzes ieien. , .

Abg. Obkircher (natlib.) kann diese Motiviermig
nicht gelten lassen. Wenn man sich auf den Standpunkt der
Toleranz stelle, könne man unmöglich zur Streichung dieser
Position kommen. Die altkatholische Gcmeinschaft brauche
die Mittel notwendig, um ihre Thätigkeit weiter entfalten
zu können. Wer die Bewilligung ablehnt, will mü Gewalt
die Altkatholiken unterdrücken. (Rufe im Zentrum:- Ohol
Paragraph 8 und 91) Die in den Paragraphen 8 und 9 be-
zeichneten Positionen reichen nicht aus. Wenn das Zentrum
wirklich Toleranz üben will, die es so gerne im Munde führt,
dcmn muß es für die Position stimmen. (Abg. F e h r e n-
dach : Von Jhnen brauchen wir keine Lehren über Toleranzl)

Die Position 7 wird alsdann mit 23 gegen 18 Stimmen
(Zentrum und Sozialdemokratie) angenommcn. Die Abgeord-
neten Wackcr, Geppert, Schnler, Lauck, Birkenmeher, (Zentr.)
nud Geitz, Fendrich, Kramer (Soz.) verliehen vor der Ab-
stimmung den Saal, sonst wäre die Position abgelehnt worden.

Jm lvciteren Verlaufe der Spezialberatung erklürte sich

Abg. Mampel (Antis.) gegen die Positionen 18 und
19 (Jsraelitischen Kultus), die mit allen gegen sechs Stim-
men (der Sozialdemokratcn und des Abg. Mampel) ange-
nommen werdcn.

Abg. Obkircher berichtet sodann über den Etat der
Wissenschaften und Künste und beantragt dessen unveränderte
Annahme.

Abg. Dr. Wilckens (natlib.) macht darauf aufmerk-
sam, dah in Hessen eine Gesetzesvorlage betreffend den Denk-
malsschutz die Zweite Kammer passiert habe. Die Wichtigkeit
eines solchen gesetzgeberischen Vorgehens dürfe man nicht unter-
schätzen, die Haup'tsache sei aber eine richtige Denkmalpflege,
die sich bei uns Staat und Gemeinden angelegen sein lassen.
Jmmerhin scheine ihm ein gesetzgeberischcs Vorgehen auch bei
nns der Erwägnng wert. Er richte darum an die Regierung
die Anfrage, wie weit diese Frage bei uns gediehen ist.

Ministerialrat Böhm erklärt, dah schon 1884 im Kultus-
ministerium ein Entwurf vorlag, der aber bei den andcren
Ministerien auf Wiöerstand gcstohen ist, so dah er nicht weiter
verfolgt werden konnte. Die Regierimg sei übrigens seit
langer Zeit mit dem Vollzug der Denkmalspflege beschäftigt.
Schon vor Jahren wurden Verzeichnisse aller Baudenkmale
nufgestellt, Organe zur Pflege herangebildet und budgetmähige
Mittel bewilligt. Die Vorbedingung für ein Denkmalschutz-
gesetz sind also gegeben und die Regierung wird schon eincm
der nächsten Landtage ein solches nnterbreiten.

Abg. Wittum (natlib.) bittet, die Kunstsammlungen
dem Publikum unentgeltlich zugänglich zu machen. (Bravol)

Dtinisterialrat Böhm betont, dah der Kostenpunkt hierbei
eine Rolle spiele, weil die Aufseher vermehrt werden müßten.
Jndessen soll cin Versuch gemacht wcrden, die staatlichen
Sammlungen an mehrercn Tagen zu öffnen.

Abg. Hug (Zentr.) wünscht die Genehrnigung einer Lot-
terie bchufs Restaurierung des Ueberlinger Münsters.

Ministerialrat Böhm bemerkt, dah Bandirektor Meckel
ein ausgezeichnctes Projekt zur Restanrierung des Münstcrs
entworfen habe. Nach Abschluh dcr Freiburger Münster-
lotterie komme Ueberlingen an die Reihe, voransgesetzt, dah
die Kirchengemeinde dem vorliegenden Projekte zustimmt.

Abg. Armburuster (Zentr.) dankt für die Unterstützung
des Breisgauvereins „Schauinsland".

Abg. Vlümmel (Zentr.) erinnert an die schöne Pfarr-
kirche in Bonndorf, die ein hervorragendes Bandenkmal sei
nnd deshalb erhalien und svürdig ansgestaltet werden sollte.

Abg. Klein (natlib.) konstatiert, dah die Restaurierung
der St. Kilicmskapelle in Wcrtheim vortrcffflich gelungen ist.

Ministerialrat Böhm betont, daß cs sich bei der Bonn-
dorfer Mrche nicht so mehr um die Restaurierung, als um
die innere Ausschmücknng und Ansnmlnng handle, die Sache
der Gemeinde sei. Wenn übrigens die Mittel reichen, werde
der Staat auch dazu noch einen Beitrag leisten.

Die einzelnen Positionen werden einstimmig genehmigt.

Schluß dcr Sitzung: halb 11 Uhr. Nächste Sitzunge Sams-
tag. Tagesordnung: Petitionen.

80. Karlsruhe, 27. Febr. Die Budget - Kom-
mission der 2. Kammer hat die in den Jahren 1S00
und 1901 erteilten Administrativkredite geprüft und
genehmigt. Die Kredite für die Umschreibung der Grund-,
Pfand- und Ergänzungsbücher (100 000 Mk.) und für die
Erwerbung des der Stadt Heidelberg gehörigen Museums-
gebäudes (375 000 Mk.) gaben zn Beanstandungen keinen
Anlaß.

Aas der Karlsruher Zeitung.

* — Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben den
Hofrat Professor Dr. Alfred Dovie tn Freiburg zum Geheimen
Hofrat ernannt.

Karlsruhe, 27. Febr. Der Großherzog hörte
heute Vormittag von 10 Uhr an den Vortrag dcs Majors
von Schwerin uud empfing um 11 Uhr den Präsidenten
des Ministeriams 'oes Jnnern Geheimrat Dr. Schenkel.
Von 12 bis halb 2 Uhr nahm Seine Königliche Hoheit
den Vortrag des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchen-
rats, Geheimerats Dr. Wielandt, entgegen. Nachmittags
von 4 Uhr an folgten die Vorträge des Generalleutnants
und Generaladjutanten von Müller, des Geheimen Lega-
tionsrats Dr. Freiherrn v. Babo und des Legationsrats
Dr. Seyb.

Ansland.

Holland.

Haag, 27. Febr. Ueber den Gesimdheitszustand der
Königin wird von diplomatischer, Hofkreisen nahestehender
Seite, erklärt, daß dieser zufriedenstellend sei; trotzdcm ist
die Könrgin anf Schonung bedacht. Von einer Reise
nach dcm Südcn sei noch keine Rede gewesen. Bezüglich
der Gerüchte über die Einberufnng der Generalstaaten
teilte Ministerpräsident Kuypers eincm Korrespondenten mit,
in Regierungskreisen sci von einer Einbernfung nichts be-
kannt. Die Gerüchte sind völlig falsch. Der Gesundheits-
zustand der Königin gcbe nach Aussage der Aerzte nicht zn
der geringsten Befnrchtung Anlaß.

Spanicn.

M adrrd , 27. Felstuar. Einer Meldung des
„Jmparcial" zufolge werden von den Gefangenen in
Barcelona 205 vor das Kriegsgericht gestellt werden. 14
Militärrichter nebst ihren Sekretären arbeiten an der
Vorbereitung der Prozesse. Unter den Gefangenen befin-'
det sich ein Deutscher namens Hermann.

Amerika.

New-Aork, 27. Febr. Die Burendele girten,
die hier eingeiroffen sind, führen nnr Handkoffer mit sich,
woraus man schließt, daß ihre Anwcsenheit von kurzer
Dauer sein wird Der Zwick ihrer Mission bleibt g ehe i in
und ist selbst Burenfreundcn nicht bekanni.

Aus Stüdt und Land.

Heidelb erg, 2d. FRrupr

^ Zwciter archäologischcr Vortrag des Herrn Prvfessor von
Duhn. Gestern führte uns der Redner auf eine einsame, abge-
legcne Jnsel im äuhersten Winkel Europas, ein Eiland,'kahl,
dürr, wasserlos. Sie wird bckannter sein unter dem Namen
Isantorin (Santa Jrene). Hier findct sich der beste Wein
griechischen Bodcns. Es ist Lcwagrund. Die Jnsel Thera ist ein
Stück eines jetzt aus dem Meer ragendenLtratcrs. Es ist wie eine
groher Kessel, die Berge der Ansel sind als Teile des Krater-
randes zu betrachten. Es finden sich Heilquellen, häufige
Eruptionen deuten auf die vulkanische Natur dieses Bodens.
So thut sich bci der Ankunft auf Thera ganz eigentümlich
der Anblick eines grohen Merbeckcns auf, umschlosscn von
steilen Höhen. Das Schiff kann nicht Anker werfen. weil
die Tiefen zu enorm sind. Das Ganze könnte einem Dcmte
intercssant gewesen scin.wenn er hätte eineJnfernosituation schil-
dern ivollen. Etiva 800 Fuh muß man hinauf vom Landungs-
platz zur Stadt sclbst. Der Weg führt in Serpentmen zur
Höhe. Weihe Maucrn heben sich ab vom Fels oder vom blauen
Himmel. Hat man dcn höchstcn Punkt des Ufers erreicht, so
thut sich eine riesige, graue Fläche vor einem auf, bedeckt von
grünen Fleckeu. Das sind Weinreben. Kein Baum, kein
Strauch sonst. Nur Wein und wicder Wein. Die Reben
werden korbartig umeinander geschlungen zum Schutze gegen
die allcs ausbörrende Sonnenhitze. Das ist der bestc Wein, den
Gricchenland hervorbringen soll. Man exportiert ihn zum
Teil nach Südrußland, er ist eine Ouelle des Wohlstandes
für die Jnselbewohner. Zum anderen wird Bimstein expor-
tiert. Holz wird eingeführt. Der Wassermangel ist groh. Es
giebt kaum Tiere anf der Jnsel, abgesehen von ein paar
traurigcn Mauleseln (10—-12 im Gmrzenl). Aus einem
Katasterbericht, der ans den Zeiten des Diocletian auf der
Jnsel gefunden wurde, geht hervor, dah damals nur ein Viertel
dcr Jnsel mit Wein bebaut wurde. Um 200 bor Chrisius muhte
(nach cincm andcren Zeugnis) Wein sogar eingefichrt werden.
Damals betrug dcr Pachtzins 11 Prozent vom Wert, Geld
wurde mit 7 Prozent berzinst. Die kaufmännische Verwertung
von Wein nnd Mmstein giebt den Bewohnern auskömmliche
Nahrung. Die Leute kommen viel heraus, heimkehrend freuen
sie sich ihrcs Wohlstandes. Eine liebenswürdige, anstänöige
Bevölkcrung, griechische und römische Katholiken vertragen
sich in bester Form. Von den lateinischen Worten des römi-
schen Gottesdienstes wird allgemein nicht eine Silbe ver»
standen. Der Redner giebt nnn cinc höchst anziehende Schil-
derung einer Osterfeier, die er auf Thera mitzumachen Ge-
legenheit hatte. Man hatte einen Galgen errichtet und daran
eine Pnppe aufgehängt mit demtAussehen eines jiidischen Man-
nes. Dieser Judas Jscharioth war vollgestopft mit Feuerwerk.
Schmausend sitzt das Volk rings nmher und läht sich den
Wein schmecken. Die Geistlichkcit ist anwesend. Dami wird
die Puppe angezündet und vcrsprüht in einem Spiel von
Raketen. Juden giebt es auf der Jnsel nichi. („Die würden
wenig bei uns verdienenl") Es gicbt 114 Priester auf der
Jnsel, abcr nur zwei Adbokaten. Äuf diese Jnsel Thera begab
sich nun der Freiherr Hiller von Gärtringen, nm antike Jn-
schriftcn zu studieren, denn davon sind die Felsen, in die man
an vielen Stellen im Altertum Heiligtümer hinein gehauen
hat, vielfach bedeckt. Unter grotzen Strapazen in der Sonnen-
gluk auf dem Gestein liegend, unterzog sich der Gelehrte seiner
Arbeit. Dies Studium brachte ihn dazu, die Notwendigkeit

der Äusgrabung der ganzen alten Stadt Thera einzusehen-
Jm Jahre 1895 begaim er aus eigenen Mitteln dieses Werk
der Ausgrabung. Die Ausbeute an inschriftlichem Materim
ist reicher als an irgend einem anderen Ort Griechenlands-
Von allem findet man Spurcn mid die Schriftzeichen, die dw
übcrmüttgen Schulbuben von Thera ins Gestein gegraben, sind
frisch wic am ersten Tage. Nun hat neuerdings der Assistc>n
des Freiherrn von Hiller Herr Dr. Zahn unter einer 30 Fuv
hohen Bimsteinschicht Reste von Wohnungen entdeckt, die ails
den Jahren 1300 v. Chr. herstammcn müssen. Dieser Fund be-
iveist wie kein andercr, daß man sich hier wirklich im JnnerU
eines Kraters befindet. Dicse Mitteilungen nnd bescmders
üie Lichtbilder, die Herr Professor v. Duhn bisher noch niuu
veröffcntlichten Photographien dcmonstricrte, enthüllten ew,
ceizvolles, eigentümliches Bild. Da sah man dte Strahen der
alten Stadt Thcra, die Stadt der Götter wie die der Ntensckstu,
da sah man cin Ghmnasion, die alte Kommandantur, eiuc
Basilika, cin Hciligtum des Upollon Karnäos. Besonders iu^
teressicrt das Vild cines altcn Fasses mit konzentrisch ange^
ordnetcn Ornamenten; das altc Theater von Thera wie das
in dcn Fels gehauene Hciligtum dcr ägyptischen Götter und em
Heiligtum eines Hcros, das jctzt ein alter Hirte bewohnt,
allcs war in schönster Deutlichkeit durch das Lichtbild füt
unsero Betrachtung gerettct. An einem Apollotempel fandcn
sich, wie der Redner erzähltc, tief eingegrabene Abdrücke voN
Sohlen, ein Zeichcn, dah fromme Pilger dagewesen waren. M't
dem Dankc gcgen das Publikum, das durch seine Tcilnabruc
einen wissenschaftlichen Zwcck hättc fördern hclfen, schloh dcr
Redner seine fesselnden, mit vielem Beifall aufgenommeneU
Ausführungen.

O Fackelzug der Stndentenschaft. Die Teiln-Hmer werden si^
hente Aoend nm 6'/, Ubr a if dem Karlsplatz aufttellen und ih"N
Weq üder die Houptstraße, Neue Brücke, Zieqeli-Suser Landsiroßt
zum scheidenden Brorektor Geh. Kirwsnrai Housrath imd voN
dort au« über die alte Brücke, Lsilichs Hanptsiratze zum neueN
Prorcktor Pros. Buhl nekmen. Nach Rücklebr von do,t wcrdeU
die Fackeln auf dem LudwigSplatz vor dem Katser-WilhilrN'
Denkmal zulammengeworfen werdeu.

ü Uebcrbrettl. Wir haben seiner Zeit übcr den grohen Er-
folg berichtet, mit dem beim humoristischen Familienabend det
Harmoniegesellschaft deren Mitglieder die Glanznummern des
Ueberbrettis aufgeführt /haben. Schon damals wurde voN
viclen Seiten der Wunsch laut, es möchten die reizenden Da"
bietungen auch iveiteren Kreisen zugänglich gemacht werdcN-
Es gereicht nns zur Freude, hente mitteilen zu können, datz sin>
die Darsteller enischlossen haben, die Aufführung zu wieder-
holen. Um den Abend, dessen Erlös wohlthätigen ZweckcN
zugcwendet werden soll, und für den Samstag, 8. März, vor-
läufig festgesetzt ist, noch genuhreicher zu machen, werdcn ih^
Schüler der Sahlcnderschen Musikschule mit musikalischen Vor-
trägen einleitcn. Weitere Mitteilungen erfolgen nächster Tagst
Vormerkungen auf Sperrsitze werden bei Herrn K. Hochste>n
cntgegcngenommen, die übrigcn Kartenverkausstellen werdev
noch bekannt gegeben.

) Die nllqemeine Vereinigung deittschcr Buchhandlungsgr'
hilfen (Landesvcreinigung Mitteldeutschlands), die im Jah"
1897 hier tagte, hält am Sonntag, den 9. März in Darn"
st'adt ihre diesjährige Landeshauptversammlung ab, wozu alls
Berufsgenossen, Mitglieder wie auch Nichtmitglieder, frcundlick
eingeladcn sind. Die verschicdcnen Punkte der reichhaltigc"
Tagesordnung, die dort zur Sprache und Verhandlung kow(
men tverden, sind in mancher Bcziehung von einschneidcndcj-
Bedeutung für den gesamten Buchhandel. Wir wollen deshw"
nicht verfchlen, auf diese Versammkung besonders aufmerksam
zu machen.

I Strahen- und Bergbahn. Die Bergbahn hat im vek'
flossenen Johre in 251 Betriebstagen 209 529 Fahrgäste befördert'
Znm Vergleich sei mitgeteilt, daß die Ntederwaldbabn vw
193 266 Personen befärdert hat. Dte Einnahmen der lctzteren
betragen allerdings 134099 Mk, während diese nur 69 830 M>-
vereinnahmten. Am Sonntag wird die Bergbahn in diesev>
Jahre ibren Betrieb wieder beginnen. Die Pferdebahv
hier hat 1610 742 Personen befördert. Für den Betrieb auf dv
Rohrbacherstraße hat sie drei elektrische Motorwagen angeschaw'
die demnächst in Betrieb gesiellt werden solleu. ,,

Aur Frage -er Elektrizitätsmessermiete erhält di? „Wie»-
Ztg." von beteiligter Seite folgende Zuschrtft: „Das Urteil dc-
Amtsgerichtes Delmenhorsi mag begründet sein. wenn in -e
betreffenden Gasabnahmebedingungen eine Zahlmigspflicht '
Bezug auf Gasmesser nicht vorgesehen wurde. Wenn aber ew.
solche Zahlungspflicht vereinbart ist, dann kann die im ß 448 de
Bürgerlichen Gesetzbuchrs enthaltene Vorschrift eine Anwendun»
nicht finden.

K. Antike Porzellane. Jm Schaufenster der Antiquitätsu
und Kunstbandlung von Julius Bamberger am Kornmarkt
gegenwärtig einige Stücke französischer Porzellane aus der Ew
pire-Zeit mit wunderbar schöner und zarter Figuren-Malerei '
Medaillons und reicher Vergoldunq ausqestellt.

— Vesitzwechsel. Herr Direstor Metz verkaufte seine VwH
Bergstraße Nr. 47, an Herrn Fabrikant Letchtlein uU
Charlottenburg. ,

— Selbstmordversnch. Die ledige Studentin Fräul. HeO^
Georgiewa aus Sofia sprang gestern Mittag kurz nach
12 Uhr bei der alten Brücke vom rechten Neckarufer aus in d>
Neckar. Die Lebensmüde konnte, wenn auch bereits bewußtwe'
doch noch rechtzeitig beim Heidelberg College vom Sch>lff,
Morsch jun aus dem Wasser gezogen werden. NachdeM
wieder zum Bewußtse'.n gekommen. wurde sie in's akad. Krankc"
haus verbracht. Beweggrund der That soll Nervenübc'
reizung sein. „

— Polizeibericht. Verhaftet wurden zwei Pcrsonen weg',
Bettelns bezw. Landstreicherei, ein Frauenzimmer wegen Umhc'
ziehens, cin Schreiner wegen Diebstahls, ein Maurer, der ve'
dächlig ist, den vor einigen Tagen in einem Hause der Bluweu
straße ausgebrochenen Brand angelegt zu haben und ein Bierbrav'
aus Erdingen (Baysrn) namens Bohmann, in dem man ei»°
von den Spießgesellen erwischt zu haven glanbt, die am 17-
im Hagenschießwald bei Pforzheim den Lenker eines Automov',
wagens in räuberischer Absicht anstelen und ihm durch Revolm
schüsse den Hut durchlöckerten.

j Wiesloch, 28. Februar. (Sturmläuten u>.^
Feuersignale) schreckteu heute Nacht die Betvohner uiü „
res Stäbtchens aus dem Schlafe auf. Es tvar zwischen 11
12 Uhr ein grohes Schadenfeuer in der Schreiuerei des
Stöckinger 1 und dessen Sohn Josef Stöckinger ausgebrocv
Da dieselben auch einen Holz- und Bretterhandel betreU' ^
so fand das Feuer reichlich Nahrung. Die Feuerwehr war
zur Stelle uud arbeitete ruhig mit den Hydranten, aber u .
Erfolg, um das wütende Clement anf seinen Herd zu beschv" „
ken. Ein groher Vorrat von Brettern im Werte von mehvc'O
tausend Mark ivird ein Raub der Flammen. Jn Gefahr stc?^,
noch die Scheuüe des Briefboten Holfelder und die des »»Oj
manns Ostvald. Das anstohende Wein- und Bierrestaura^
des Herrn Bankontrolleurs Stöckinger wird gerettet were^
können. Das Holzlager steht noch zur Zeit in Flammeu,
zeitweise haushoch cmporschlagen. Zum grohen Glück hcc>6t.
Windstille. Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekau
Die Brandbeschädigten sind versichert.

8dl. Mannheim, 27. Februar. (Einen Selbst M v.r ^
versuch) durch einen Schuh in die rechte Schläfe vcru K
gestern der 51jährige verheiratete Eisendreher Riegner u. ^
Kaiserslautern. Wie es heiht, soll ihn Verzweiflung iulO
Arbeitslosigkeit zu der That getrieben haben. Er iv"
schwer verletzt in das Allgemeine Krankenhaus gebracht- ü-

8dl. Bruchsal, 27. Februar. (Fund.) Bei den
arbeiten neben dem Belvcderc sind in den letzien Tageu u
weitere Funde von menschlichen Gebeinen gemacht wor"
 
Annotationen