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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0512

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44. Iaürgnng. — ^i'. 64

^Ncheiiit tüglich, SomitagS ouSgeiwmmen. - PreiS mit Famitienblattern monatlich 50 Pfg. in's HauS aebracht, bei der Erpedition und den Zweigstellen abgcholt 40 Pfg. Durch die Post de-

^ zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

?nzeigenpreis: 20 Pfg. die tspaltige Petitzeile oder dercn Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigcn ermäßigt. — Für die Aufnalmie von Anzeigen an bestimmt
/°raefchriebcnen Tagen wird kcine Peraniwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate anf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschliiß Nr. 82.

uttramonlanen Skandal im Münchener
Kindlkeller.

München, 14. März.

^ Aus ihrem Leserkreise geht der „Allg. Ztg." folgende
Mschrift zu:

Datz die geistigen llrhcber des Skandals im Münchcner
ch>idl-jst-Iler rrotz der Abschüttelungsvcrsuche der Zentrums-
Fesse in den mahgebcnden ultraniontmicn Krcisen zu suchen
war von vorneherciu anzunehmcn. Die bercits der
^^sfentlichkeit übergebene Aeutzerung des Landtagsabgeordneten
^vnikapirular Dr. Zimmern wird uns nicht nur von Ohren-
Agen bcstätigt, sondcrn es wird uns mitgcteilt, >datz die-
. we noch viel bcdenklicher gelautct hat, als bisher bekannt
,^rde. Vielleicht dementiert Herr Dr. Zimmern die bis-
^rige Bieldung, die ja nicht wortgetreu seine — hinsichtlich
Wirkung darf man fasr sagcn — Ausreizung zum Lmid-
.sjrdensbruch wiedergiebt, dann wird ihm mit dem authen-
-slchen Wortlaut gedient werden. — Ein wciteres Pröbchen:
^rr Katechet Stadler erzählt dcn Zöglingen im „Knaben-
^?rt" am 10. März: „Fctzt giebt cs einen Religionskrieg."
M 11. März kam er auf seine Heldenthatcn zu sprechcn und
^hrte aus: „Gestcrn war ich in der Versammlung, ich habe
, hr Perücke aufgesetzt, weltliche Klcider getragen, damit man
nicht kcnnt, und habc mitgeholfen, datz die Sache nicht
ssch grhn konntc." Diese rühmenswerte Maskerade hätte
j.ch Hcrr Stadler nicht zn leisten brauchcn; Amtsbrüdcr von
.ids.halfen auch ohiie diese Vcrkleidung mit, „datz die Sache
'M vor sich ging." Die Folge davon ist bereits eingetretcn,
^rhrere Knaben wurden bereits der Erziehnngskunst Ms
?vrrn Katechcten Stadler entzogen. Wir zweifeln nicht, datz
°ch zahlrciche Eltern dieselben Konsequenzcn ziehen werden.
So die Zuschrift, deren Einsender erklärt, daß er für


dolle Richtigkeit sich persönlich verbürge.

Weform der WoHnungs-Ausstattung.

L. Zur Reform der Wohnungsausstattung erläht Alexandcr
v.vch' dcr bekante HerauSgeber der in Darmstadt erscheincnden
uuultrierten knnstgetverblichen „Zeitschrift für Jnnen-Deko-
^chwn", ein P r e i s a u s s ch r e i b c n zur Erlangung von
u'sjjvürfen fiir cinfache und billige. dabei aber dnrchaus künft-
,,/Zche Wohnungs-Einrichtnngen, das nicht nur bei Künstlern
Fachleuten, sondern auch in Privatkreisen das lebhafteste
teiir ^sv.sinden dürstc. Das bercchtigtc Verlangen der nicht
bcmistelten Olebildeten: ihre Wohnräume mit gcdicgenen,
lluerischen Empfinden entsprcchcnden Einrichtungen aus-
^Nten zu können, deren Preise sich jedoch in niedrig bcmesscncn
zAizen beweHen, bcstimmte Koch, gerade jetzt, wo die ncu-
x.chs'che Bewegung auf diesem Gebiete schon reife Ergebnisse
s„?"rten lätzt, einen internationalen Wettbcwerb znr Er-
^ugiing von Entwürfen für e i n f a ch e, aber geschmack-
sd' ^ l e W o h n u n g s e i n r i ch t u n g e n zu erlassen. Nach
sy hvr Ansicht gicbt es auf dicsem Gebiete eine künstlerisch und
gleich wichtige Aufgabe zu löscn, indcm man auch den-
Hfugen Gcbildeten, welche nicht mchr als etwa 1600—2500
lea ^ ä.ur Einrichtung ihrer Wohnungen anlegen können, Ge-
d.AUhest giebt, für diese Summc ctivas künftlerisch Wert-
kzvvs erwerben. Für diejcnigen, tvelche mehr ausgeben
.wien, ist reichlich gesorgt, denn. lcider zeigen die Ausstel-


vben nur die allerteuersten Einrichtungen. Deshalb
sjzvii bei diescm Wettbewerbe nur solche Entwürfe Beachtung
d^.fu, bei denen cine Aussührung zu niedrigem Herstellungs-
,,^üe geivährleistet ist und dic eine zweckentsprechcnde, ver-
h^mge Werkfonn zeigen. Die Herstellnngskosten sollen sich
bewegen für das Empfangszimmcr zwischen 650 bis
ZZ M.< Wohn- nnd Etzzimmcr zwischcn 460 bis 650 M.,
s^wfzimmcr ztvischen 400 bis 550 M. und für die Küchc zwi-
15g pis 250 M.; bm diesen Preisen sind Portieren, Tep-
-.chie, Bilder, Olardinen und Spiegel nicht einbegriffen. Jedem
j^nerentwnrf^if^u^lostenvoranschla^ü^^i^l^

dcr einzclnen Möbel und Angabe der zu Veriveiidcndcn Holzart
beizufügen; ferncr ist ein Schreiner oder Möbclfabriaknt zu
neniien, wclcher die Ausführung von je 12 Garnituren nach
dcm betreffendcn Entivurf zu den angegebenen Preisen über-
nehmen würde. An Preisen sind insgesamt 2600 M. ausgesetzt
und zivar vicr erste Preise von 1200 Mark, vier zweite
Preise von zusammcn 800 Mark, vier idritte Preise von
zusammen 600 M. Das Preisrichteramt haben ichernommen:
E. H. Berlepsch-Valendas-München; Eberhard Frhr. v. Bo-
denhausen-Berlin; Profcssor Karl Groh-Dresden; Professor
Josef Hoffmann-Wicn; Alexander Koch-Darmstadt. Heraus-
gcbcr der „Jnncn-Dcköration"; Direktor Lorenz, in Firma
I. C. Pfaff-Berlin; Hans Rosenhagcn-Berlin; Bauinspektor
Hans Schlicpmann-Berlin; Karl Schmidt, Jnhaber der Dres-
dener Wcrkstäiten fiir Handwerkskunst; Henry van de Belde-
Berlin, Mithcrausgcbcr der „Jnnen-Dekoration"; Kom-
merzienrat Wilh. Wirth, in Firma Wirth Söhne, Hofmöbel-
fabrik in Stuttgart. Als lctzter Einlieferungstermin ist der
1. Scptember 1902 festgesetzt. Auskünfte erteilt bcreitwilligst
die Schriftleitung der „Jnncn-Dekoration" in Daimstadt. "

Ge-

den

dem

den

Deutfches Reich.

— Dcr Kaiser wird in der Zeit vom 10. bis 16.
Mai in Wiesbaden während der im dortigcn Königlichen
Schauspielhause stattfindendcn Festspicle sein und bci die-
sem Anlaß nach dem Trauerfall in seiner Familie zum
erstcn Mal wieder das Theater besuchen.

,— In verschiedenon offiziösen Nnslassnngen wird
konslatiert, daß der Reichst'anzler gegen die von Leip-
ziger nnd Berliner Stndenten gepiante Theateranffüh-
rnng in Pari s seine warnende Stinnne erhoben nnd
von einem Unternehmen abgeraten hat, dnrch welches die
normalen Beziehnngen zwischen den beiden Ländern nn-
ter llmständen eine ivilltnrliche Störnng eriahren tönn-
ten.

Hamburg, 15. März. Der Kaiser verlieh dem
neraldirektor ^r Hamburg-Amerika-Linie. Ballin,

Roten Adlerorden zweiter Klass- mit der Krone und
ersten Vorfitzendcn dcrselbcn Gesellschaft, Tietgen,
Roten Adlerorten dritter Klasse, ferner dem Präsidcnten
des Norddeutschen Lloyd, Plate, und dem Gcneraldirektor
Dr. Wiegand dcn Kroncnorden zweiter Klasse mit
Brillanten.

Bade».

8O. Karlsruhe, 14. März. Die u l t r a m o n t n n e A u-
matzung überschreitet nachgerade die Grenze der „edlen"
Drcisfigkeit. Kein liberaler Vercin darf sich bilden, kein
libcrales Blatr dcn llln-amontanismus beleuchtcn, kein Iticht-
katholik einen Vortrag über die Jcsuiten oder die „tote Hand"
halten, ohne dah die Zcistrnmspresse in der sattsam bckannten
unchristlich und persönlich gehäfsigen Art darüber herfüllt, als
über ein hochvcrräterisches Begiiinen. Uud doch handelt es
sich dabei nur um die Ausübung des verfassuiigsiuähigen Rechts
auf frcie Rede, Prcsse und Vereinigung. Das Zentrum selbst
kann sich nicht genug khun in Vereinsbildung und Vortrags-
thätigkeit» aber während es für sich den meisten Spielraum
für seine Agitation und Organisation verlangt, streitct es
andcren Parteien das Recht dazu gcradezu ab. So hat dlc
ultramontane „Freie Sfimme" die wackeren Mäiiner in Radolf-
zell, welche in freicr Ausübung ihrcr staatsbügerlichcii Ncchte
einen libcralcn Vcrein gründeten, persönlich angerempelt, als
etivas llnrcchtes gethan. Jn Waldshut sprach dcr

sie

^ Sneewittchen.

Roman von A. I. Mordtmaim.

(Fortsetzung.s

itz„ ^gld entdeckte Zarnow die llrfache der Anwesenheit seines
b^ BeiterZ, Dort, auf eincr Raseiibank, das Gesicht von eiiiem
ih '^cnidigen Strohhut beschattet, sah lesend ein junges Müd-
Beim Geräusch der Tritte sah sic aus, der Hund stürmtc
jq "8 mit kurzcm frohem Bcllcn auf fie zu und danu —
daZ ^uanita!

^ükizeitig hatte auch sie ihn erkannt. Laut aufjauchzcnd
i>idanf '"'d mit ausqestrcckten Händen auf Zarnow zu,
^siei Nef:

"«ie — Sie — Hcrr Doktorl"

Ist^ivtzlich aber blicb sie stehen, als schämte sie sich des
lei^'Ichaftlichen Willkommens; dic Arnie fielcn an ihren Sei-
gerinstxr, währcnd die dunkelrote Glut ihr ganzes Antlitz
cNammte.

schön sie warl Zaimow stanid stumm vor ihr; denn
dj^ißie wirklich nicht, was er sagen sollte. Der Bernhar-
hatte sich hingcsetzt und schaute Beide mst Blickcn an,
siin-ia deutlich, wie nur Blicke das auszudrückcn vcrmögen,
z ''Nuii, Jhr wunderlichen Menschenkinder, was soll
'H>as bedeuten? Warum redet Jhr nicht?"
shjjT^ch wollte zu Jhnen, Juanita," begann Zarnow unge-
b>n . .--Jch komme beinah dirckt aus Brasilien, vorgcstcrn
ch sti Hamburg angekömmen ..."
i lachend ab, weil er sich sclbst komisch vorkam.
>Ee er seiuer ehemaligen Schülcrin in dcr Bestürzung
"les unerlvartete Wicdcrschcn nicht eimnal die Hand ge-
Vcide wurden dessen gleichzeitig inne, und ihre Hände
" Üch Zu warmcm, langem Drucke; min erst war der
P lnn » unnatürlichen Zwanges von ihuen gewichen, und
vnten unbefangen mit einander plaudern.

„Jch bin allein mit Früulcin Julie zu Hause," erzahlte
Juanita. „Sic hat mir erlaubr, einen Spaziergang hierher
zu machen; ich sitze da so gcrn, und Leo patzt auf, dah mir
nichts zu leide geschieht — uicht wahr Leo?" — gravitälisches
Wedeln des Schwanzcs gab hierans Antwort — „Die Andern
sind in den Ferien zu Hause."

„Ah — und Sie nicht, Juanita?" fragtc Zaruow.

„Nein. Tantc Cäeilie kann mich nicht leiden — uud ich
bin jetzt aiiä, liebec hicr alS dort, wo ich doch uicht musizieren
kaun tvic frühcr und immer die Predigten von der -Mama
hören mutz, die gar nicht mciuc Mama ist. — Hicr sind wir
an der Rascnbank —. wollen wir hicr ersr etwaS sitzen, oder
wollcn wir in's Haus gchen? Viellcicht sind Sie hungrig —
wir können Jhuen schon etwas zu essen gebcn . . ."

„Das bezweifle ich nicht," sagte Zarnow lächclnd, „aber
erst möchte ich so cin wenig mit Jhnen plaudern. Fch habc
ebcn erst in Reinbeck gefrühstückt. Und schen Sie, was ich
Jhncn mitgebracht habe ..."

Er überrcichte ihr die Schneeglöckchcn, Veilchcn und Wald-
Lliimcn. Juanita nahm sie mit schüchtcrnem Dankc an; sie
führte sie an daS NäSchen und roch langc daran. Hätte Zar-
now geuauer hingesehen, so würde er bemerkt habcn, datz das
Bouqiiett auch an die Lippcn gedrückt wurde.

Bcide setzten sich nebeneinaudcr auf die Nasciüiank und
nun erst konnte Zarnow das juuge Mädchen mit Mutze be-
trachten. Ein leichtcr Anflng von Ernst, der ihr sonst ganz
fremd gewcsen war, vcrlieh ihrcr eigenartigen Srhönheit einen
neucn Rciz. Die Sonne zauberte blaue Reflexe auf ihr tief-
schwarzes Haar, das sic von dcm Strohhut befreit hatte, und
hauchte einen warmen Ton auf ihre pfirsichartigen Wangen.
Jn den anderthalb Jahren, seitdcm er sie nicht gesehen hatte,
war Juanita, die immcr hübsch gewesen, zu ciner wahrhaft
königlichen Schönhcit erblüht, und von dcr Seite angesehcn,
lvar die scharfe Linie des Profils von einer klassischen Rein-
heit, die das Entzückcn jeden Malers und Bildhauers sein
mutzte. Das setzte sich vom Kinn ab in der Rnndnng des

katholische Müniierverciii in cincr Resolution dcm dortigen
liberalen Bürgerverein geradezu daö Recht ab, zur Ordens-
fragc Stellung zu nchme». Mit vollem Recht wird dies im
„Albboten" als matzlose Arroganz un!d unerhörte llcber-
hebung dcS Zentrums bezeichnet. Nach solchen Vorkommnissen
kann sich jeder einen Bcrs daranf machen, wie es in einem
ultramontan beherrschtcn Staat kommen würde; wer nicht
ins Zcntrumshorii mit vollen Backen stietze, erhielt eineii amtlich
verschlossenen Maulkorb. Ms dahin hat es aber noch gute
Wcile; denn noch ist die Mehrzahl unseres Volkcs nicht ge-
willt, sklavisch nach der ZentrumSflötc zu tanzen. Angesichts
des giöben, tcrroi-istischen Uufugs, den das Ceiitrum
immer unverhüllter kultiviert, ist cs doch der Ueberlegung
wert, ob man nicht künftig Reprcssalien üben und die Partei-
thätigkeit des Centrums schärfcr anfafsen soll. Auch Cen-
trumsgröhen, die sich in der Agitation nnd Organisation für
ihre Partei hervorthun, lasscu sich nach demselben Rezept an-
rempeln, nach dem die „Freie Stimme" mit ihren holden
Schwestern liberale Männer anfällt. („Konst. Ztg.)

Karlsruhe, 15. März. Militäroberpfarrer Kirchen-
rat Fingado tritt nach Ostcrn wegen leidender Gesund-
heit in den Nuhestand. Jn seincr Stclle wilkte er seit
dem Jqhre 1883. Zu seinem Nachfolger ist Divisions»
pfarrer Schlömann in Freiburg bestimmt.

Hcssen.

Darmstadt, 15. März. Prinz Heinrich von
Preußen wiid m t seiner Gemahlin, von Berlin kommend,
die Osterfeiertage am hiesigen Hof verbringen.

Ausland.

Schweiz.

Zürich, 15. Mär;. Von Luzcrn komniend ist heute
Mittag der deutsche Kronprinz hier eingetroffen und
nach viertelstündigcm Aufeiithalt auf dem Bahnhos nach
München weilergereist.

Scrbicn.

Belgrad, 14. Mürz. (Fraukfurter Zeitung.) Es ver-
lautet, bei de„i Attentäter N l a w a ntit s ch habe man
eine Liste gefnnden, in welcher die Namen der Persönlich-
keiten anfgezeichnet sind, welche er snr die Regierung und
als höchste StaatSwürdenträger aiiserkoren. Von einem
gewesenen stRinister spricht man, er stehe im Perdachte,
mit dem nim in Semlin iebenden Bruder detz Ntten-
täterö Alawantitsch konspiriert zu haben.

Aus Stadt und Land.

Smdtriitliche Vorlage. Mit ciner weiteren Vorlnge bean-
tragt der Stadtrat:

Bcrehrlicher Bürgerausschutz lvolle das mit den Eigen-
tümern der beiden Grundstücke Nr. 62165, Glasermeister
Aisenpreis, nnd Nr. 6246, Architekt Rudolf Trunzer Ehe-
frau, wegen Verbreiterung der HandschuhSheimer Land-
skrahe geiroffene Uebereinkömmen gisthcihen nnd genehmigen,
dah die zu zahlendeu Entschädigungssummen von zusammen
7420 Mark einschliehlich des für die Herrichtung der Ttrahe
erforderlichen Betrages von 1500 Mnrk auS Anlebens-
nfitteln bcstritten werden.

Die Eigentümer des im südlicheu Teil, au der Ecke des
Mönchhofplatzes gelegeiien Grundstiickes, Dr. Paul Schisiwdeckcr

Hnises iind dem Fall der Schnltern fort . . . Zarnows Blicke
fielen n»f die Futzspitzeu, die inster dem weitzen Ztleide hervor-
lugien, und kehrten von diesem Ansfluge erwas verwlrrt zu-
rück: die'winzige Zierlicksteir dieseS FützchenS miihte selbst Cä-
eilien, deren kleiner Futz doch ihr Stwz war, beschämen. Jn,
es lieh sich schon begreifcn, dah die Stiefmntter dieseS hotd-
sclige Tnecwiiichen nicht in iheer Nühe haben mochte.

Wührend Zarnow diese gefährlichen Beobachtungen an-
stellte nnd mehr anf die INnsik von Iuanitas Srimme als. ans
den Jnhalt ihrer Worte achtete, hatte Juanita nnunterbrochen
weiter geplandert. War eS daS geheimnisvolle Weben des
Frühlings rund umher, dicser nnbeschrcibliche Einklang von
Tönen nnd Lichtern, von berauschenden Einwirknngen auf alle
Sinne, die laue und doch nicht erschlasfende Luft, das Singen
der Vögcl und das leise Rauschen dcs Windes in den Bäinnen,
der Duft dcs frischen Laubes imd des jungen Grüns, das Son-
nenlicht, das die ganze Atmosphäre durchleuchtete, war es
dies nlles, was Zarnvw in sv eigentümliche Stimmnng ver-
setzte, oder kam noch ein Andcres hinzu, was ihn anmutete,
als sei hinter ihm mehr vvn der Bergangenhest vcrsunken als
bloh die Äciitzeefichkeit des crstarrenden Winters? Er liätte,
vhnc selbst zu reden, Stunden laug anf das unsckmldige Ole-
plauder Jnanitas hören mögeu.

Endlich aber hielt sie einmal rief anfatmend inne; sie
hatte von seinen Bricfen gesprochen und erzühlt, wie sie diese
Sendboten aus dem fcrneu Amerita immer mir Sehnsucht
crwartet nnd mit Jnbel begrüht habc.

„Mii Jhrcn Briefen ging cs mir auch so," versicherte Zar
noiv. „Sie waren mir immer eine sv licbe Erimierung an
bergangene schöne Zeiten."

„Haben Sie das cmch empfunden? Wenn ich Jhre Briefe
las, war es mir immer, als sätzen lvir beide bei Onkel Gerard,
uiid ich hörte Jhre Stimme. An dcn Tagen, wv ich Briefe
von Jhncn bckam, war ich in den Stiinden sehr unaufmcrk-
sam nnd zerstrcnt; abee die Lehrerinne» sind alle so gut gegen
michl"
 
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