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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0592

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Erscheint täglich, Sormtags ausgrnommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition nnd den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ansschließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzetgen an besttmml
vorgeschrtebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Hetdelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Donnerstag, 27. März 1902._ Drittes Blatt._44. Iavrgang. — Vr. 73.

Aentrum und Uoken.

Die „Kölnische Volkszeitung" widniet in ihrer Pion-
togsnninmer dein Herrenhause einen längeren Ar-
tikel, der mit jener Mehrheit siir die Ermäßignng des
Fideikommißstempels, fnr die Abänderung des Provin-
zialdotationsgesetzes zn Gunsten der Gutsbezirke, d. h.
in Wirk'lichkeit der großen Gutsbesitzer und für die Ein-
richtung eines besonderen Kursbuches für Renn- nnd
Zuchtpferde ziemlich nnbarmherzig ins Gericht geht. DaS
Znteressauteste an diesem Artikel ist jedoch, was nicht
darin enthalten ist: die Rede des Grafen von Hoensbroech
über die Beteiligung katholischer Geistlicher an der groß-
Polnischen Agitation nnd Propaganda. Graf Hoens-
broech ist eifriger 5tatholik und seine Worte mußten das
Zentrum und diejenige katholische Presse, wclche sich
stets bereitwillig zum Schutzherrn der Polen aufwarf und
zum nnndesten das landesverräterische Treiben der groß-
Potnischen Bewegnng als harmloS darzustetlen versuchte,
anfs empsindtichste treffen. „Den großpolnischen Bestre-
bungen", so sagte Graf Hoensbroech, „liegt eine landes-
feindliche, um uicht zu sageu, landesverräterische Tendenz
zu Grunde . . . nnd daS ist um so bedauerticher, als
sich eiue große Anzahl katholischer Geistlicher in den
Dicnst dieser Tendenz steltt". Das Peintichste aber, was
dem Zentrum vom Grafen HoenSbroech entgegengehat-
ten wurde, war die Erklärung, daß daS Verhalten der
ttationalpolnischen Geistlichen im strikten Gegensatze zn
den Grundsätzen der katholischen Kirche sich besände und
dciß nnter dem Deckmantel der Konfession diese polnische
Bewegnng cinseitige nationate Ziete verfolgt. Diese Er-
klärnngen eineS hervorragenden Pkitgliedes des Zen-
trnmS hätten füglich für letztereS größere Bedeutung
enthalten nnd größeres Schwergewicht tragen müssen,
als die Anträge Mirbach nnd Levetzow auf Ermäßignng
des FideikommißstemPelS und Abäiiderung deS Provin-
zialdotationsgesetzcs, die doch erst noch dem Votnm deS
Abgeordiictenhanses uiiteiliegen und schwerlich dort An-
ttahme finden. Abcr dn, wo aus seinec Mitte selbst die
Stiinme des Warners und Tadlers gegen das dentsch
feindliche Polentuni ertönt, da verschließt das Zentrnm

Ohren nnd Angcn.-Die „Kötnische Volkszeitung"

läßt diese sür das Zentriim so bedentende, allerdings
auch nnbegnemc .Kundgebung des Grafen Hoensbroech
unbeachtet! Das sagt melir als Worte: das Zentrum
wird nuch nach wie vor das deiitsch-feindliche Polen
tiim nnter seine Fittiche nehinen und „unter dem Deck-
ttiantel der Konfession" die einseitige nationale Bewcgnng
der polnisch-katholischcn Gcistlichkeit begünstigen!

Deutsches Reich.

Preuße«.

5! ö l n, 26. März. Jn einer gestern Abend stattge-
habten V o l k s v e r s a m m l n n g, in welcher der Ab-
geordnete Liebermann von Sonnenberg über den „Ver-
zweiflungskampf der schaffenden Stände nni ihre Exi-
stenz" sprach, kam es zu einem regelrechten Tumult, als
der Redner „das Brotwuchergeschrci der Sozialdemokra-
ten als eitel Dunst und Schwindel, das Judentum als
Träger des Wuchertums auf dem Lande und den süd-
afrikanischen Krieg als einen Jndenkrieg nsw." bezeich-
ttete. Die Polizei schritt ein, worauf die Versammlung

Kleine Zeitung.

— Mnnchen, 24. März. Jn P a s s a n ist, wie die
Blätter melden, hente der Pensionierte Domkapellmeister
E-ranz Seraph Akiloch im Alter von 95 Jahren gestor-
den. Er hatte seinen Posten über sechszig Jahre beklei-
det nnd war der älteste Mann der Stadt.

— London, 25. März. Während hente Prinz nnd
Prinzessin von Wales in Chatham dem Stapellanf deS
Kriegsschiffes Prince of Wales beiwohnten, wurde ein
sianonier beim Salutfeuern tötlich verletzt, es wurden
Kttn beide Nrme fortgerissen.

— Zu dcm Sclbstniordvcrsuch von drei Gymnasiasten
>urgcn schlechtcr Zcnsnrcn, worüber wir berichteten, wer-
den anS Posen noch folgende Einzelheiten gemeldet: Es
handelt sich um die im Alter von 16 und 17 Jahren stehen-
tte,, Ilntertertianer des Posener Maricnghmnasiums Si-
iprSki, Wardenski nnd von Dewenski. Die jnngen Lente
sNttgcn nach Enipfang der Osterzensuren nicht nach Hause,
fondern besuchten znnächst eine Weinhandlung, in wel
cher sie tüchtig zechten, nm sich vermntlich zu ihrem nn-
Pückseligen Vorhaben Mut zu machen. Von dort be°
liaben sie sich nach der etwa eine Meile von der Stadt gü-
wgenen Lonezmühle, wo sie sofort znr Ansführnng der
Phat schritten. Wardenski, Sohn einer Witwe, war sofort
M, da die Kngel daS Gehirn zerschmettert hatte, Si--
stllsl'i, der Sohn eines Bankdirektors, wnrde schwer ver-
otzt, die Kngel ist ihm unter dem linken Auge in den
'stopf gedrungen nnd beim Hinterkops wieder herausge-
Z'mmen. An seinem Aiifk'ommen wird gezweifelt. v. De-
?fiiski, der Sohn einer Witwe, der sich in den Nnter-
^ib geschossen hatte, befindet sich bereits anßer Lebens-

geschlossen tvurde. Ein Teil der Versammlnngsteilnehiner
stimnits in diesem Augenblick „Deutschland, Deutschland
über alles!" an, der größere Teil aber die Ärbeitermar-
seillaise.

Baßern.

Das Resultat der nenlichen Besprechungen über
E i s e n b a h n t a r i s f r a g e n stcht nunmehr sest.
Darnach ist es zunächst nnr hinsichtlich eines Punktes zu -
einer Nerständigung gekommen, das heißt man bm
über die allmähliche Aufhebuiig des ZuschlageS für die
dem Lokalverkehr dienenden Schnellzüge geeinigt. Zn
einer. Verbillignng der Personentarise im großen Stile
konnte man sich zur Zeit nicht entschließen. Jn Bayern
wurde mit der Aufhebung des ischnellzugsznschlages
im oben bezeichneten Rahmen bereitS der Ansang ge-
macht, der nächste Fahrpla» wird die Beseitignng des
Zuschlages bei einer weiteren Reihe von Schnellzügen
enthalten.

WeaLer- und Kunstnachrichten.

— Ueber das neuc Bildnis dcs Gros.hcrzogs Friedrich von
Bade» von HanS Thoma schreibt die „Neue Badische Landes-
zcituug" imtcr miderem: HanS Thoma hat mit seinem Bitdnis
des GroßherzogS Friedrich von Baden einen ganz neucn Ton
angeschlagen. Er hat gleichsam durch diefes Bild clnen
neuen geistigeu Verkchr des Fürften mit seiucin Volke festge-
srellt. Dcr Künstler selbst ift ein Glied dieses VolkcS und
fo tonnke er auch jeueu Ton finden, der von Herz zu Herzen
geh't und der dcn Fürskcn aus innigste mit seincm Lande nud
Volke verbunden zeigt. Dieses Portrüt ist frei bon aller
Künstclei und Macherei, es giebk schlicht und mit edler Ein-
fachheit kraftvoll nnd naiürlich den Fürsten wiedcr, in dem das
Badische Nvtk seinen Vater und Schützer vcrehrt. Die kraftvolle
»nd gemütbolle Bolksweise, die Thoma hier in diesem Bildc
anschtügt, erstreckt sich auch auf den landschaftlichen Hiitter-
grund. Hinter dem Fürsten sieht man die von Höhenluft durch-
raufchten, rannenbekrönten Bergesgipfel, durch deren Waldes-
lichtnngen der helle Himmel uird die den Blick nach der weiten
Ferne init den dvrt anfragenden Gebirgen schweifcn lassen.
Uud das Atotiv des Tannenwaldes giebt auch dem gezcichnetcii
Nahmcn cin cigenes anheimelndcS Gepräge. Dic znm Kranze
geflochtcnen Tannenzweige find hier von ganz andcrs cr-
grcifendcr Erscheinung, als dics ctwa der sonst üblichc Lor-
bcr zn scin bcrmöchtc. Dcr Künstlcr hat sich in dcr Oichtvertei-
lung schwierige Probleme gestellt nnd sie spielend gclöst. Die
markige, sich'ere Zeichnung des Kopfes (hier besonders auch
die vortrcffliche Ausführung des Bartes, die cmderen Künstlern
biher noch nicht gelang), die kräftige höchst charakteristische Bc-
handlung der Bäumc, die zarte Färbung Zer Ferne tind dle
helle nnd wie verklärte Heitcrkeit des Himmels — dies alles
zeigt die Hand des Meisters, die daucrnde Wcrke schafft. Uud
daß dieses Bild in schlichtcm Steindruck Iicrgestellt wurde und
damit dem ganzcn Volke und allcn überhaupt zuteil werden
käun, ist dem Meister noch besvnders zu daiikcn.

Stuttgart, 24. März. Zwischen dcr hiesigen Hof-
thcaterintcndmiz und der Generalintendanz der Zöniglichen
Schauspicle zu Berlin ist ein Vertrag vcrcinbart worden,
der das ncue königliche Operntheater in Bcrlin dem Pcrsonal
der Stnttgarter Hofoper für cin Gesamtgast-
spicl im Juni d. Js. Lbcrläßt. Hicrbei wird der ge-
samtc Kllmstkürper der Stuttgarter Hofopcr mit Einschlutz der
Hofkapclle und des Singchors mitwirken. Gelegentlich des
Gaitspiels werden cinige Opernwerkc in Berlin borgeführt
werden, die dort noch nicht zur Aufführung gclangten.

KandeL und Werkeyr.

e. Kirchhcim, 23. März. Die diesjährige General-Ver-
sammlung des hiesigen V o r s ch u ß - B e r e i n s fand hcute

pefahr. Alle örei baben zur Ausführinig der That eiuen
imd denselben Revolber benutzt, der Eigentnm des jun-
geu v. Dewenski war. Iteber die Schnlberhältnisse der
jiingeu Leute wird FotgeudcS bekaimt: Sireuski hatte
zur Absvtvieriing der Quarta drei volle Jahre gebraucht
und saß auch bereits zwei Jähre in der Itntertertia, die
anderen beiden tjatten dic tlntertertia ein Zahr hindnrch
besncht. Alle drei Schüler hatten in je drei Lchrgegen-
ständen das Prädikat „mangethaft", so daß also ihre
Versetzung von borneherein ausgeschtossen war. Wegen
ihrer Nichtbersetznng war ihnen übrigens von seiten des
Direktors oder eines der Lehrer der Anstalt anch nicht
ein einziges iinfrenndliches Wort gesagt worden, das
inöglicherweise auf ihre Stimmimg nnd ihren Entschtuß
irgendwie hätte einwirken können.

— Prinz Waldemar von Prcußcn. Der älteste Sohn
des Prinzen Heinrich, der sich gegenwärtig znr Knr im
Lahmannschen Sanatorinm anf dein Weißen Hirsch bei
Dresden aufhält, votlendete dort am vergangencn Don-
nerstag sein dreizehntes Lebensjahr. Der Prinz sieht,
Ivie man dem „Bertiner Lvtäl-Anzeiger" metdet, gar
nicht kränklich oder schwächtich, sondern recht wohl aus,
nnr daß ihm das Gehen schwerer wird, weshalb er viel-
fach getragen wird. Er sährt daher, und zwar tägtich,
zweimal aus. Dazn benutzt er sein eigens mitgebrachtes
Ponygespann und zuweiten auch ein Fuhrwerk des Dr.
Lahmann. Er hat auch schon Besnche bei den Söhnen des
Prinzen Friedrich Augnst von Sachsen gemacht. Don-
nerstag Früh empfing er ein Ständchen von einer Mili-
tärkapelle aus Dresden nnd nm 11 Uhr fuhr er mit seinem
Hauslehrer im offenen Ponygespann, das er selbst lenkte,
i» deu nahen Dresdener Watd.

Ntachmittag im Rathaussaale statt. Der Vorsitzende des Auf-
sichtsrates, Herr Grieser, eröffnete die Versammlung mit einer
turzcn Begrüßung und wies auf die erfreuliche Thatsache hin,
daß der Verein durch seine Umwandlung in eineu solchen mit 5?-
schränkter Haftpflicht an Vertraucn nicht berloren hat, sondcrn
cher das Gegenteil, was dcr Zugang von 72 neuen Mitgliedern
bcweist. Der Kassicr, Herr M. Treiber, erstattete hieranf
dcn Rechcnschaftsbcricht, wonach sich der Kassenumsatz von
1 400 000 M. im Jahre 1900 anf 2 200 000 im Jahre 1901
erhöht hat. Der Reingewinn betrng 4738 Mark, die Mitgliedcr-
zahl 760. Dcr Vorschlag des Vorstandes, auf Festsctznng
ciner Dividcndc bon 6 Prozcnt wurde einstimmig genehmigt,
ebcnso dic Zuweisnng znm Rcscrbcfond mit 1323 M., der
dann 28 700 M. betrügt. Für gcmeinnützige Zwecke wnrden
400 M. bcstimmt. Als Kontrollcnr wurde Hcrr Ratschreiber
Laner, als Aufsichtsräte die Herreu Gg. Lüll, Gemeindcrat,
nnd Heinrich Voise und Heinrich Becker 2. wiedergewählt.

„Atlas" Deutschc Lebensversicherungs-Gesellschaft zu
Ludwigshafen a. Rh. Die Gesellschaft, welche Lebens- und
Renten-, sowie Unfall- und Haftpflichtversicherung treibt, hat
nach dem.Geschäftsbericht pro 1901 im vergangenen Geschäfts-
jahre cine Gesamt-Prämieneinnahme von rnnd anderthalb
Millionen Mark (1 473 634,29 Mark) erzielt. Die Reserven,
cxclnsibe Schadenreserve sind anf rnnd 2A Millionen Vlart
(2 403 463,37 Mark) angewachsen. Die Prämienreserve ist
botl zurückgclegt worden, das heißt ohne Anwendung der so-
gcnannten Zillmerschcn odcr cincr anderen Amortisationsme-
thodc bercchnet. Die Olescllschaft hat also von der in 8 H
des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen
vom 12. Mai 1901 gestatteten Methode, nach welcher eine
Änwrtisation der Crwerbskosten zu bis zu 1214 pro Mille der
Versicherungssumme zulässig ist, keinen Gebrauch gemacht. Der
Gesamtüberschuß pro 1901, über dessen Verwendung die am
7. April stattfindcndcn Gcncralversammlung bcstimmen wird,
betragt ohne die Gewinn - Ueberwcisnng an die Versicherten
118 448,38 Mark (inklnsive 28 943,19 Mark nicht verbrauch-
tcr, aus dem Borjahre iibernommencr Rest des bon den Aktio-
nären zur Disposition gestellt gewesenen Organisationsfonds).
Der Aufsichtsrat wird vorschlagen, daß dieser Ueberschuß nichi
an die Aktionäre verteilt, sondern zur Siärkung der Gewinn-
Reservefonds fur die Versicherten und zur Dotierung des Kapi-
talrescrbefonds solvie zur Nenbildung eines Aktiendividenden-
Rcservefonds verwendet wird.

Verantwortlich für den redaktionellen Tetl F. Moutua, für den

Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelbei-a.

KiiiiG, >V i»nmni! L Div.,

8poriLlg68vIiäkt kün kköt6l- unä kksu8tiLltung8«sssn,

188 llLilptstn., in nnssrsii nsn ausgsvkwtsn Wllmsn 188
smpksblsll k. VsrlobllllZsll, Uavliesitsn u. ckgl. als pssssllcks Ossobslllck
^okvlsorvloo voll cksll smkaoliLtso bis rll cksll koillstsll.
8t»Lksssoi»v1oo (vvll 6 rmä 12 lasssni m rsiobsr 4.llsre»bl

Slov-, IVsln-, Vssoli-Svw»oo.

Hur srstss I'abrikst. — Lilligsts krsiss.

Asltsrtss Kssokitkt cklessr rsnoks sm plstrs.

12 Mrrgssss 12.

Oksm. keinigung u. Kunbt-Waselisl'ei

kllr vsmsn- ll. Herrsn-darckerobe, Hodel- s. vskorattousstoHe

jocksr ärt.

vssobs Lisksrullg. — Lilligs Lroiss.

- Lllsrlrs.llllt tsckolloso Lusküllrnnx. -

— Grcnzkonflikt zwischcn Rcusr und Altcnburg. Ein

glücklicherweise nicht sehr beunruhigender „Grenzzwischen
fall" hat sich uach Thüringer Blätteru in dem Orte Rü-
dersdorf zugetragen. Der Standesbeamte in Rüders
dorf (Alteuburger Auteils), zu desseu Bezirk die sageu.
.Kuppel-Ortschafteu Rüdersdorf, Kraftsdorf, Reicharts-
dorf und Pörsdorf (im letztgeuanuteu Orte ist uur eiu
altenburgisches Gehöft) gehöreu, hatte erfahreu, daß eine
yerwitwete Gutsauszüglersehefrau aus Hagersdorf in
.Kraftsdorf (Altenburger Auteils) bei Verwaudteu ver-
storben war. Vou dem Todesfall war auf dem Staudes-
amt nichts gemeldet wordku, so daß sich der Staudes
beamte wegen dieses Falles persönlich an das Pfarramt
zu .Kraftsdorf Ivaudte. Er erhiett dort den Bescheid, daß
die Kammer, worin die Frau verstorben, auf reußischem
Grund uud Bodcn steht, mithin der Todesfall auf dem
reußischen Standesamt gemeldet war. Aehulich laufen
auch iu Altenburg dic Laudesgrcnzen. So steht eiu
gauzes Gehöft auf alteuburgischem Bodeu und uur der
Backofen auf rcußischem, so datz das Brot im Alteu-
burgischeu vorbereitet und gegesseu und im reußischen ge-
backen wird. Iu eineni Gehöft geht sogar die Grenze
mitten durch die Schlafstnbe, so daß der Besitzer alten-
burgisch nnd die Fran reußisch schläft, oder nmgekehrt.

— Es gibt maiiche Bluinen auf der Welt, dic überirdischen
Ursprmigs sind, die in diesem Klima nicht gedeihen nnd cigentliche
Herolde, rnfende Boten eines bessern Daseins sind. Unter
diese Boten gehören vorzüglich Religion nnd Liebe.

(Novali s.)
 
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