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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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DicMgg, ^5. April 1W2

Grftes BlaLt.

44. Jahrsiang. — 87

E rschcint täglich, Soimtogs cmsgeiionmien. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

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Die Worgänge in Melgien.

Die r e v o k u t i o n ä r e n Z u ck u ii g e n, die gegen-
wärtig Belgicn erschüttern, bedeuten bekanntlich einen
Kampf mit migesetzlichen Mitteln um das allgcmeine gleiche
Wahlrecht. Zur Zeit hat Belgien das sog. Pluralwahl-
recht, wonach Alter, resp. Besitz oder Bildung dem
Wähler zwei bis drei L-timmen gewühren, verbunden
mit dern Proportionalwahlsystem. Ueber die von diesem
Wahlrecht geschafsenen thatsächlichen Verhältnisse macht
die „Franks. Ztg." folgende Angaben: Wohl hat dis
Regierung in der Kamnier eine Majorität von 18 Stim-
men, aber hinter dieser Majorität steht nicht die Majori-
tät der Wähler. Bei den letzten Wahlen, am 27. Mai
1900, haben die Klerikalen 993 443 Stimmen erhalten,
die vereinigten Oppositionsparteien dagegen 1 021 311
Stimmen, das sind rund 28 000 Stimmen mehr. Trotz-
dem ist es den Klerikalen gelungen, die Mehrheit der Ab-
geordnetensitze zu erhalten. Das ist geschehen durch die
Art, wie das Mehrstimmrecht von der Regierung gehand-
habt wird. Es ist an sich ungerecht und giebt autzerdem
Veranlassnng zu Betrügereien. Es giebt in Belgien
915 000 Wähle^ mit einer Stimme und 557 000 Wähler
mit 2 und 3 Litinimen; die Letzteren geben zusammen
1 353 000 Stimmen ab. Die Wähler mit nur einer
Stimme bilden also 62 Prozent der Wählerschast und
haben nur 41 Prozent der Stimmen, während die Wäh-
ler mil mehr Stimmen nur 38 Prozent der Wähler-
schaft bilden, aber 59 Prozent der Stimmen abgeben.
Die Klerikalen habcn das Mehrstimmrecht angeblich zum
Schutze des Eigentums, der Familie und der Wissenschaft
eingeführt; wer ein bestimmtes Eigentum besitzt, Fa!-
milienvater ist oder eine Prüfung bestanden hat, darf eine
Stimme mehr abgeben. Wie die Wissenschaft geschützt
ist, das erkennt man aus dem Umstande, daß unter den
42 000 Wähleren der entsprechenden Kategorie sich 7000
Geistliche befinden. Aber auch der Schutz der Familie
ist uur Vorwand, denn um eine Mehrstimmc als Fa-
milienvater zu haben, muß man 5 Franksn Steuer be-
zahlen. Nun giebt es in Belgien 765 000 Familienväter;
von diesen zahlen aber nur 376 000 die erforderlichen 5
Franken Steuern; die anderen 389 000 sind, obgleich sie
auch Familienväter sind, von der Mehrsümme ausge-
schlossen. So haben die Klerikalen ihre Mehrheit zustande
gebracht. Fällt das Pluralstimmrecht fort, dann werden
die Klerikalen auch bei Anwendung der unsaubersten Mit-
tel nicht mehr im Stande sein, sich die Mehrheit zu ver-
schaffen. Daher die Hartnäckigkeit, mit der sie am PIu-
ralwahlsystem festhalten; fällt dieses, so ist auch die kleri-
kale Majorität und mit ihr das klerikale Regiment ge-
failen.

Es ware jedoch ein Jrrtum, zu glauben, datz das
Wahlrecht allein den Grund der allgemeinen Erbitterung
gegen das klerikale Ministerium bildet. Das klerikale
Regiment dauert jetzt 18 Jahre, und was hat es für
Belgien gethan? Nichts Gutes und sehr viel Schlimmes.
Die „Jndependance belge" wirft einen Rückblick anf die
Thätigkeit der Klerikalen und schreibt Folgendes: „Weder
das Alinisterium noch die Majoritüt geben sich Rechenschaft
von einem der Hauptübel der gegenwärtigen Lage, in
der die Ausregung über das Wahlrecht und die Verfas-
stmgsrevifton verschärft wird durch die Enttäuschungen,
Ilnzufriedenheit und Hatzgefühle, die sich seit achtzehn
jsahren gegen eine Partei gesammelt haben, welche nie-

mals aufgehört hat, ihre Gewalt zu mißbrauchen. Denn
die Klerikalen kennen nur dis Gewalt. Weil sie die Ge-
walt haben, haben sie auch das Recht, und daraus, daß
sie das Recht haben — das heißt die Gewalt, die sich
auf eine durch Betrug erlangte Majorität stützt — solgern
sie, daß sie sich Alles erlauben können, um diese physische
Gewalt zu stützen und fortwährend zu krästigen. Eine
rein physische Gewalt, keine moralische. Denn die Mo°
ralität ist die letzte der klerikalen Sorgen. Daher ist
auch die moralische Autorität der Regierung im Lande in
der Abnahme begriffen. Das ist auch kein Wunder, da
in den Ministerien, in den Verwaltungen, in den Gerich-
ten usw. Alles zum Nutzen der Klerikalen
und Alles zu Gunsten jener heuchleri-
schen Partei geschieht, welche die stärkste
istund dieihre Stärke mißbraucht. Statt
das Volk zu unterrichten -— wir haben 25 Prozent Anal-
phabeten! — hat man die Schulen geschlossen und Die-
jenigen ermutigt, die den Religionsunterricht über den
Unterricht in der Wissenschaft stellen; statt die Ungc-
rechtigkeit in der Verzehrsteuer abzuschasfen, hat man sie
vermehrt; statt entschlossen den Alkoholismus zu be-
kämpfen, hat man ihn geduldet und vielmehr indirekt
begünstigt; statt die soziale Gerechtigkeit in der Armee
herzustellen, hat man im Gegenteil die Macht des Geldes
vergrößert und den Graben, der Reiche und Arme trennt,
noch tiefer gemacht; statt das Verfassungsprinzip des
Pluralwahlrechts ehrlich anzuwenden, hat man es ent-
stellt und alle betrügerischen Mitzbräuche wenn nicht er-
mutigt, so doch geduldet."

Deutsches Reich.

— Der Krouprinz und Prinz Adalbert
haben ihre Osterferien, die sich jetzt ihrem Ends zuneigen,
hauptsächlich in Berlin bei ihren kaiserlichen Eltern zuge-
bracht. Sie haben eine Reihe von Sehenswürdigkeiten
besichtigt, die königlichen Museen, das Reichspostmufeum,
die Urania besucht, von den Einrichtungen der städtischen
Feuerwehr Kenntnis genommen und auch hier und da
einer Theatervorstellung, so der ausgezeichneten Vorstel-
lung der Mozartschen Zauberflöte in der königlichen
Oper, beigewohnt. Jn der abgelaufenen Woche hat sich
ihnen auch reiche Gelegenheit geboten, sich dem Tanzver-
gnügen zu widmen. Zu ihren Ehren haben der Reihe
nach der Oberhof- und Hausmarschall Graf Eulenburg,
Graf Tiele-Winckler, der Hausminister von Wedel-Pies-
dorf und der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben,
der seit kurzem die gründlich umgebaute Dienstwohnung
im preußischen Nnanzministerium bezogen hat, kleinere
Bälle veranstaltet, auf denen sich die beiden jugendfrischen
Prinzen als flotte und gewandte Tänzer bewährt haben.
Anfangs dieser Woche wird Prinz Adalbert die Marine-
akademie in Kiel beziehen, während der Kronprinz zu-
nächst am 16. ds. den Kaiser auf einer zweitägigen Fahrt
mit dem Norddeutschen Lloyddampfer Kronprinz Wilhelm
in die Nordsee begleiten wird, zu der an einige preußische
Minister, an den Vorstand nnd den Aufsichtsrat des
Norddeutschen Lloyd und sonsüge hervorragende Ge-
werbetreibende und Großkaufleute Einladungen ergan-
gen sind. Der Kronprinz wird dann noch einige Tage
der Jagd auf seinem Lehngute Oels und in Primkenau
widmen imd gegen Ende des Monats noch Bonii zur
Fortsetzung seiner S-tudien zurückkehren.

— Bei einem Mahle, das der Staatssekretär des Aus-
wärtigen Frhr. v. Richthofen jüngst veranstaltete, traf der
Kaiser auch mit dem Berliner Historiker Proscssor Dr.
Theodor Schiemann zusammen, dessen Name infolge der
Polenkundgebung in seiner Vorlesung in diesem Winter so
viel genannt worden war. Bei dicser Gelegenhcit sprach
sich der Kaiscr, wie Berliner Blätter melden, mit vollster
Entschiedenheit sür die F ortf ü h run g einer energi schen
Polenpolitik aus.

Baden.

L.6. Karlsruhe, 14. April. Die Budgetkommisston
crsuchte die Regierung um Mitteilung über den jetzigen
Stand des Projekts cines Oberrheinkanals. Die
Antwort lautete, daß die bei der außergewöhnlich großen
finanziellen Tragweite des Projekts unerläßlichen ein-
gehcnden Feststellungen und Begutachtungen bei den be-
tciligten Ministerien noch nicht zum Abschluß ge-
kommen seien.

Madischer Landtag.

L.6. Karlsruhe, 14. April. (63. Sitzung der
zweiten Kammer). Prästdent Gönner eröffnet die Sitzung
um V^5 Uhr.

Eingegangen: Eine Petition betr. Fortsetzung der Rhein-
thalbahn von Rastatt nach Kehl, ferner eine Eingabe der
Mannheimer Handelskammer betr. die Erbauung einer
direkten Bahn von Heidelberg nach Weinheim.

Die allgcmeine Beratung über das Eisenbahn-
betriebsbudget wird fortoesetzt.

Abg. Blümmel (Zentr.) wünscht Verkürzung der
Arbcitszeit der Eisenbahnbediensteten und anderweitige Rege-
lung öer Ruhepausen, jedoch nicht nach der vom Abgeordneten
Eichhorn vorgeschlagencn Schablone. Redner steht Ler Bahn-
steigsperre mit gemischten Gefühlen gcgenüber, lediglich die
Rücksicht auf das Fahrpersonal bestimme ihn, die Einführung
gntzuheißen.

Abg. Geppert (Zentr.) tritt für Verbilligung dev
Güiertarife, insbesondere für landwirtschaftliche Produkte, ein.
Die Frachtermäßigung würde den Absatz von Eichenrinde.
Obst und dergleichen wesentlich erleichtern. Die Obstwagen
sollten mit guten Ventilationseinrichtungen versehen, die Abon-
nemcnistarife auch auf kleinere Sendungen ausgedehnt wer-
den. Sehr zu cmpfehlcn wäre die Errichtnng von Schüler-
abteilungen in den Personenzügen. Redner spricht der Re-
gierung Dank und Anerkennung aus für ihre Bemühungen um
die Betriebssicherheii und iadelt die allzugroße Sparsamkeit
der Privatbahngesellschaficn. Die Einführung von halben
Kilometerheften zweiter Klasse würde zweifellos eine Verkehrs-
steigerung auch in dieser Klasse zur Folge habcn.

Abg. Hauser (Natlib.) wünscht Erweiterung des Ver-
ladeplatzes in Ludwigshafen a. S., da der Verkehr im Laufe
von dreißig Jahren sich um ca. 40 Prozent gesteigert habe.
Die Kosten stellcn sich nur auf ca. 60 bis 80 000 Mark.
Redner legt die Ursachen der geringen Rente der Linie Radolf-
zell-Mengen dar. Trotzdem diese Bahn den kürzesten Weg
nach Ulm darstelle, und das Terrain keine Schwierigkeiten biete,
iverde doch der Verkehr nach Mäglichkeit von derselben abge-
lenkt. Die Anschlutzverhältnisse scien wahrhaft jämmerlich; dazu
kommc, daß der Schnellzugsberkehr vollständig fehlt. Da
unter diesen Znständen jene Gegend schwer zu leiden habe»
sollie die Regierung endlich die Einrichtung des Vollbahn-
betriebcs beziehungsweise des Schncllzugsverkehrs auf dieser
Sirecke ins Auge fassen.

Kleine ZeiLnng.

— Berlin, 14. April. Jn Gegenwart der K a i-
1 eri n uud unter Borsitz des Staatsministers Grafen
Posadowsky fand heute Vormittag die Generalversamm-
^sting des dentschen Z e n t r a I k o m i t e e s zur Errich-
tung von Heilstätten für L u n g e n k r a n k e
statt. Nachdem der Vorsitzende der Kaiserin für ihr Er-
jcheinen gedankt, legte er die Zwecke nnd Ziele des Kam-
Vfes gegen die verheerende Seuche dar und wies darauf
yin, daß Deutschland in seinem humanitären Bestreben
uiich bereits einen Bundesgenossen gefunden habe. Er
IPrach die Freude aus, daß sich ein Komitee im Auslande
3ur Bekämpfung der Tuberkulofe gebildet habe, dessen
Pertreter jetzt der Versammlung beiwohne. Dieser, Dr.
Tersiron-Paris, teilte hieranf niit, er sei im Auftrage
^es Prof. Brouardel hergesandt, um auszudrücken, wel-
ches lebhafte Jnteresse in Frankreich dem Kampfe gegen
we Tiibcrknlofc entgegengebracht werde. Nach dem Ge-
'chäftsbericht des Oberstabsarztes Dr. Pannwitz wurden
lliehrere Vorträge abgehalten.

— Bcrlin, 14. April. (ll n w e t t e r i n B e r l i n.)
"oerlin war in den frühen Morgenstunden der Schauplatz
^Uies heftigen und sehr lange dauernden Gewitters, das
Uoii einem stundenlangen wolkenbruchartigen Regen be-
ststitet war. Die Wcissermassen stürzten mit einer Ve'-
U^uienz herab, daß an allen etwas niedriger gelegenen
^tellen die Kanalisation sie nicht schnell genug fort-
'chaffen konnte. Die Folge war, daß ganze Stadtteile
Unter Wasser gesetzt waren, zeitweife jeder Verkehr ein-
Lestellt werden mußte, und nianche Straßen für Men-
stchen und Tiere unpassierbar waren. Die Keller waren
^uerschwemmt nnd mußten, soweit sie bewohnt waren, ge-

räumt werden. Die Schulen waren verödet und mußten
den Unterricht zuni Teil ansfcillen lassen. Auch der Eisen-
bahnverkehr hat unter diesem Ilnwetter zu leiden gehabt.
Der Fernverkehr konnte vom Potsdamer Bahnhof auf-
recht erhalten werden, dagegen mußte der Betrieb auf den
Borortstrecken nach Groß-Lichterfelde-Ost, nach Teuipel-
hof, Wilmersdorf und Zossen eingestellt werden, weil der
Vahndamm unterwafchen war. Jnnerhalb drei Stun-
den wurde die Feuerwehr mehr als 300 mal wegen
Wassersnot alarmiert; sie k'onnte daher nur in wenigen
und dringenden Fällen Hilfe leisten.

— Folgcnde Bisrnarck-Anekdotc wird von einem
Freund der „Tügl. Rdsch." erzählt: Zu Lebzeiten Bis-
marcks gab es unter den Bergleuten der Grafschaft Mans-
feld einen, der eine entfernte Aehnlichkeit mit dem großen
Reichskanzler besaß und darauf nicht wenig stolz war.
Eines Sonntags nachniittags faß er im Wirtshans zu
Hettstädt mit einigen Kameraden vom S-chacht und re-
nommierte wieder einmal mit dieser seiner Aehnlichkeit:
„Jch wäre awer an Bismarcken alle Dage ähnlicher",
sagte er, „nu fäl'n mer blos noch 3 Pfund, denn bin
ich au fo schwär, wie Bismarck." „Na, die fäl'n Der awer
sicher an'm Jebärne", antwortete einec der Zuhörer.

— Ganz England soll bcleuchtet wcrdcn, so wird
aus London berichtet. Unter dem Vorsitzs des Lord
Cranborne, eines Sohnes des Marquis von Salisbury,
hat sich ein Komitee gebildet, das am Abend des Krö-
nnngstages ganz England illnminieren will. Wohlver-
standen: es handelt sich nicht um Partielle Jlluminationen
in den Städten Englands, Schottlands nnd Jrlands.
Das Projekt ist viel großartiger. Die ganze Jnsel vom
Norden Schottlands bis zu den llfern des Kanals, foll
an jenem Abend durch gigantische Freudenfeuer, die in

bestimmten Zwischenräumen angezündet werden, taghell
erleuchtet fein. Am Abend des 26. Juni, um 9 Uhr 65
Min., soll eine Rakete von mehr als 300 Hngeln und
Bergen Engtands aufsteigen; fünf Minuten später soll
eine Magnesiiimflamme den Beginn der allgemeinen
Jllumination anzeigen. An jedem Freudenfeuer sollen
die Vewohner der betreffenden Ortschaft Aufstellung
nehmen und die Nationalhymne singcn. Das Freuden-
feuer-Komitee ist bereits eifrig am Werke, nnd fammelt
Unterschriften und Znstimmiingserklärungen. Jedes
Feuer soll ungefäbr 400 M. kosten und, nach dem Pro-
gramm, eine 30 Meter hohe Flamme haben. Dem Ko-
mitee gehören die Herzoge von Devonshire und von West-
minster, Lord Croß, Lord Lindsdale und mehr als 60
Mitglieder des Parlaments an. Die Sache ist alfo ernst.

— Madrid, 13. April. Jn Cuenca st ü r z t e heute
na-ch dem Hochamte der Tnrm der Kathedrale
ein. Drei Hüuser wnrden zerstört. Bis jetzt sind 6
Leichcn geborgen; zahlreiche Personen wnrden verletzt.

Hheater- uad Kunstnachrichien.

Heidelberg, 15. April. Jm Stadttheater gelanpt morgen
Mittwoch von dem Karlsruher Hoftheater-Eniewble „Nathan
der Weise" zur Aufsührung und wcrden die Hauptrollen ge-
spielt von den Dawen Söcker und Wolff und den Herren Baum-
bach, Höcker, Kempf, Lossen, Reiff, Schilling und Waffermann.
Die Vorstellung beainnt punkt Uhr.

* Mit starkem Erfolge ist Josepü Lauffs neuebürgerliche
Tragödie „Der Heerohme" übir die Bühne des Wiesbadener
Hoftheaters gegangen. Held des Stückes ist ein Seminarist, der
aus dem Seminar in Wünster erckfliebt, um sich mit seiner Ge-
liebten zu vereinigen. Von der Kanzel aus wird er gebrannt-
markt und schlicßlich vom Vater seiner Liebsten erschlagen. DaS
Stück spielt im Sommer 1870.
 
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