Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
auch vorhandm. Die Herzthätigkeit ist verhältnismäßig
kräftig. Das Allgemeinbefinden und der Kräftezustand
lassen trotz genügender Nahrungsaufnahme sehr viel zu
wünschen übrig.

— Ein Bericht des „Berl. Lokalanz." schildert das
Befinden des Königs wie folgt: Bald scheint das Licht
dem Erlöschen nahe, sa daß man im Schlosse Sibyllenort
auf das Aeußerste gefaßt tst, bald flackert die schwache
Flamme der Hoffnung neu auf. Der ärztlichen Kunst tst
nur ein geringer Spielraum in diesem qualvollen Ringen
gegeben. Die Grenze des biblischen Alters ist vom König
längst erreicht. Ein älteres organisches Leiden hat ihm
harte Prüfungen durch lange Zeit auferlegt. Es ist über>
wunden worden, aber die von ihm verzehrte Summe der
Kräste hat die gütige Natur dem Greise nicht mehr zu er-
setzen vermocht. Der Organismus ist verbraucht und kein
Jungbrunnen leiht dem Dahinwelkenden die Spannkraft
des Mannesalters. So vermögen die ausgezeichneten
Dresdener Aerzte, die am Lager ihres kranken Fürsten
weilen, sich nur auf das langsame Echalten und Befestigen
der noch vorhandenen Kräfte zu beschränken.

Ausland.

ä Frankrerch.

Paris, 7. Juni. Rouvier nahm das Finanzporte-
feuille an; darauf konstituierte sich das Cabinet heute
folgendermaßen: Vorsitz, Jnneres, Kultus Combes, Justiz
Vallä, Aeußeres Delcasss, Krieg Andrs, Marine Pelletan,
Finanzen Rouvier, Unterricht Chaumis, Handel Trouillot,
Arbeit Maruöjouls, Ackerbau Mougeot, Kolonieen
Doumerque, Unterstaatssekretär der Post Be rard.-
Afrika.

Pietermaritzburg (Südafrika), 7. Juni. Schalk
Burger, dcr heute beim Gouverneur von Natal zum
Frühstück geladen war, besuchte die Konzentrationslager,
rrmahnte die Burghers, sich in ihre Lage zu schickett, das
Vergangene zu vergessen, der Uebergabe gemäß zu handeln
und zum Wohle Südafrikas zu wirken.

Die Aestttchkeiten in Wannheim.

IV.

- 8L. Atannlieim, 8. Jum. Ueber die sinnige Huldigung
der Mannhcimer Schuljugend am Freitag Bormittag im
Schlohhof sei noch Folgendes nachgerragen: 18 000 Schüle-
rinnen und Knaben sämtlicher Unterrichtsanstalten der Stadt
zogen unter den Klängen einer Musikkapelle, gesührt bon ihren
Lehrern und Lehrerinnen, an dem Grotzherzoglichen Paare
vorüber, das, bcgleitet vom Erbgrotzherzog und der Erbgroh-
herzogin, unter einem vor dem Hauptportal des Schlosses er-
richteten Baldachin die Kundgebung mit dcm Llusdruck sicht-
licher Freude entgegennahm. Den Zug eröffneten die Sch-ü-
lerinnen, geschmückt mit Epheu- und Blumenkränzen, Haar-
bändern und Schärpen in den badischen Landesfarben. Mit
Blumenstäben lvinkten sie dem Grotzherzoglichen Paare beim
Worüberzug vor dem Baldachin ihre Huldigungsgrütze zu.
Jmmer und immcr, wicdcr dankten der Grotzherzog nnd die
Grotzherzogin sür die stürmischen Ovationen.

X Mannhcim, 8. Juni. Die Festlichkeiten am S a m s-
tag hatten unter der U n g u n st der Witterung sehr
zu leiden. Vormittags besuchtcn die Grotzherzoglichen und
Erbgrotzherzoglichen Herrschaften, sowie Prinz Ludwig von
Bayern. die landwirtschaftliche Ausstellung, wo die Vorfüh-
rung von Pferden und Zuchttieren stattfand. Leider ereignete
sich hierbei ein Unfall. Ein Artillerist, ivelcher eines der
Tiere am Zügel führte, rutschte auf dcm schlüpfrigen Boden
aus, kam zu Fall und erhielt von dem Pferde einen Tritt auf
die Brust. Er mutzte von zwei Männern hinausgeführt wer-
den. Mittags fand im Stadtpark ein F e st e s s e n statt.
Oberbürgermeister Beck hielt eine schwungvolle Rede auf den
Grohherzog.

Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog erhob sich
unmittelbar darauf und hielt folgende Rede:

„Meine Herrml Ehe Sie Jhre Gläser niederstellen,
will ich mich beeilen, auf das zu antworten, Was der Herr
Oberbükgermeister ausgesprochen hat, und sowohl ihm als
Jhncn allen meinen Dank zn sagen. Dank dem Herrn
Oberbürgermeister für alles, was er ausgesprochen hat als
lobend für mich, und Dank Jhnen allen für die Einstim-
mung in seinen Ruf. Aber, meine Herren, Sie werden mit
mir 'empfinden, datz die Rede des Herrn Oberbürgermeisters
für mich sehr schwer zu beantworten ist. Jch weitz auf
Jhre Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit zu bauen und daher

jetzt bei Neubauten an, solche für Ziegen wären volkswirt-
schaftlich wichtiger und nötiger. Die Ziege ist tuberkelfrei,
was bekanntlich trotz Äoch viel sagen will. Allerdings, bis
das Fräulein Zimmermädchen oder gar das Fräulein Tochter
sich entschlietzen wird, eine Ziege zu melken — bis dahin
mützten wir viel vernünftiger werden, weniger eingebildet und
weniger scheingebildet als wir sind.

Grohartiges war in der Schweineausstellung zu sehen.
Meist weitze, englische Rasse; aber auch eine schwarze war
ebenbürtig vertreten. Zmn Teil kolossale Tiere mit kleinen
Köpfchen, kurzen, dünnknochigen Beinchen, dafür aber in allen
Meischteilen massig entwickelt. Tiere von 6, 7 und 9 Zent-
ern gab es da zu sehen, so dah die Elfzentnersau, die aus der
Schaumesse neben der Ausstellung gezeigt wurde, kaum noch
einen besonderen Eindruck machen konnte. Die Betrachtung
dieser nutzbaren Fülle lebendigen Fleisches, das da in den
vier oder fünf Schweinezelten ausgestellt lvar, muh den Volks-
wirt mit Stolz erfüllen. Man rühmt immer so sehr, datz der
Mensch sich die Natur unterthan gemacht habe, womit die
anorganische Natur gemeint ist. Der rationelle Tierzüchter
aber hat sich die lebendige Natur, sozusagen das Leben selber,
unterthan gemacht; es triumphiert also der Lmrdmann — und
lhier kommen wir wieder auf den Eingangsgedanken zurück —
uicht nur im Staate, er triumphjert auch in der Wissenschaft.

Wenn die Mannheimer Ausstellung dies der Welt aufs
ueue klargemacht hat, dann lvird das ihren Veranstaltern
uicht unangenehm sein.

Zeigte die TierauSstellung den Landwirt als Zuchter, so
zeigte die Geräteausstellung ihn als Jndustriellen, als den
Mann. der sein Gewerbe mit Dampf-, Spiritus-, Benzin-
oder anderer Kraft ausübt. Es ist ein wahres Glück, dah
man des Schmrches wegcn an die Maschinen nicht herankonnte,
sonst lväre diese Plauderei noch länger geworden und hätte
schliehlich den Leser gelangweilt.

Zum Schlutz sei noch crzählt, daß die Mannheimer von
L Uhr nachmittags ab in einer bei dcm Wetter unglaublich
grotzen Zahl nach der Ausstellung drüngten: sie lvarcn die
Nächsten dazu dcn Mannheimer Lehm auf dem Ausstellungs-
platz zu vertrcten, nud sie haüen sich als stramme Lokalpatrio-
ten dieses ihr gutes Recht nicht nehmen lassen!

darf ich keiuen Augenblick an der tiefcn Empfindung zwei- I
feln, die Sie alle Jhrer Aeutzerung zu Grunde gelegr !
habeu. Aber ich selbft stehe doch anf einem ganz anderen
Standpunkre. Jch danke für allcs, was Sie Lobendes ge-
sagt haben; ich freue mich über die Anerkennung, die hier
zu'm Ausdruck getommen ist, aber wie ich dies schon lvieder-
holt in letzter Zeit aussprechen konnte, mutz ich auch heute
wiederholen: was gut geworden ist uird meine Mitwirkupg
in Anspruch nahm, meine Herren, das tvar nur Pflicht-
erfüllung, itnd gewiß nichts anderes. Die Pflichterfül-
lnng allerdings mit dem waxmen Herzen der Liebc zum
Landc und zu allem, was dem Lande gehört. Aber ich
wicdcrhole es, eine sehr tcure Pflicht, die ich, solange es
Gott will, auch ferner zw erfüllen trachten werde. Mögs,
es mir gelingen, da innner die rechten Wege zu finden.
Jch haffe, datz es mir gelingen wird uud baue darauf,
datz Sie mir alle Jhr Vertrauen entgegenbringen, denn
das ist die Grundlage für jede Arüeit und jeden Erfolg.

Wenn ich an diese Arbeit zurückdenke, meine Herren, so
kann ich nicht umhin, sehr weit zurückzugreifen, so lveit,
wie keiner von uns hier etwa es erleben konnte. Hundert
Jahre sind es, datz Mannheim dem Grotzherzog Karl Fried-
rich anvertraut wur'de; ich sage: anvertraut, denn dieser
Fürst war des Vertraucns wert und er hat wohl die
Grundlage gelegt, auf der alles- Weitere aufgebaut werden
konnte. Sie sclbst, meine Herren, wissen genau, was in
dieser Zeit geschehen ist. Es ist älso nicht meiu Amt,
darcm zu erinnern, abcr datz wir alle diesem Regenten
grotzen Dank schuldig sind, darin stimmen Sie gewitz alle
mit mir überein. Denn er hat es verstanden, das Volks-
wohl zu fördern. Sein Streben ging dahin, thätig zu sein,
und seine Thatkraft hat uns Grotzes errungen.

Wenn ich auf diese Bergangenheit zurückblicke, meine
Herren, so giebt es noch eine Erinnerung, von der viellescht
manche unter Jhnen noch etwas erlebt haben. Als der
erste Hafen für Mannheim gegründet wurde, das war im
Fahre 1840. Man fand ihn damals viel zu groh. Be-
trachten wir uns heute Nachmittag, wie grotz er geworden
ist, so werden wir dankbar dieser Vergangenheit gedenken,
die immerhin den Anfang bildete zur Eröffnung des Ver-
kehrs, der dann das Weitere geschaffen hat. Aber an
dieser Arbeit, meine Herren, ist es doch anch eine werte
Pflicht meincrseits, hervorzuheben, was Mannheim, das
heiht die Mannheimer selbst, gethan haben. Damals war
käum von eincm Handelsstand die Rede. Wie sieht es jetzt
ausl Die Thätigkeit der Mannheimer hat das zu Stande
gebracht, aus dem dieser Grvhhandel, ja, wir dürfen viel-
leicht bald sagen, diese Grotzstadt -gelvordeu ist. Auf
diese Thätigkeit, meine Herren, stütze ich das, was ich Jhnen !
vorhin gesagt habe, datz ein thätiges, liebreiches und für-
sorgliches Zusjammenwirken stattfmden sNkutz. Das wird
allc Schwierigkeiten zu überwinden vermögen. Aber es
wird auch das gegenseitige Einverständnis crhöhen, immcr
nur auf den Bahnen zu gehen, die möglich find. Wir
niüsscn immer das Ganze, das Jnteresse des Ganzen im
Auge haben und haben Pflichten übernommen, seitdcm das
Deutsche Reich gegründet wurde, die ganz anderer Art sind,
als uusere frühere Thätigkeit. Diese Pflichten sind es,
die wir stets ins Auge fassen müssen, um ihnen zu entspre-
chen; aber auch mit der Liebe, um zu sagen, wenn es sich
um Deutschlands Grötze und Macht handelt, dann kann
nichts zu viel sein. Auf dieser Grundlage wollen wir wei-
ter arbeiten und da fordere ich hauptsächlich diejenigen der
Gäste, die nicht zu den Mannheimern gehören, anf, mit
mir einzustimmen in ein Hoch auf diese Stadt. Jch schliehe
in dieses Hoch ein die treuesten Wünsche für das künftige
Wohlergehen Mannheims und alles, Ivas die Jnteressen

Mannheims betrifft. Seien Sie überzeugt, datz seitens
dcr Regierung alles geschehen wird, Ivenn nur irgend mög-
lich ist, um ihre Jnteressen zu förderu, denn dicse sind
ibentisch mit denen des Handels und infolgedesscn ist es
eine gemeinsame Wirkung, die wir erzielen Ivollen. Mcine
treuesten Wünsche gehen aber auch dahin, daß dic Ent-
wickelung Mannheims nicht nur äutzerlich, sondern auch in
dem Sinne fortschreiten möge, den wir gestern so schön
hervortreten sahen. Die Stadt Mannheim hat für das
Schulwesen, für Uutcrricht und Erziehung so viel gethan,
datz man beruhigt in dieser Beziehung der Zukunft ent-
gegcn sehen kann. Sie werden mit mir gerne zngeben,
datz nichts so solidc, so kräftig und dauerhaft ist, als ein
gebildetes Volk. Trachten wir danach, datz die Fort-
schritte, die zu machen sind, imnier nur auf dieser Grundlage
beruhen mögcn. Dann sehen wir beruhigt jeder Zukunft
cntgegen uud in diesem Wunsche, Herr Öbcrbürgermeister,
fordere ich die Nicht-Mannheimer auf, eiu Hoch auf die Grotz-
und Handelsstadt Mannheim auszubringen.

An das Essen schlotz um 4 llhr eine Rheinfahrt, dic
leider total verregnete, so dah das glänzende Bild,
Ivelches die ganze Veranstältung sonst geboten hätte, nicht zur
Geltung kam. Vier reichgeschmückte Festschiffe nahmen an
dcr Fahrt teil. Auf dem ersten Festschiff „Mannhcim VII"
befanden sich die Grotzherzoglichen Herrschaften und Prinz
Ludwig von Bai)ern, sowie die Spitzen der Staats- und städti-
schen Behörden, verschiedene Minister. u. s. iv. Auf dcm
zweiten Fcstschiff „Else" befanden sich das Erbgrohherzogliche
Paar, Prinz Max von Baden, Minister von Brauer, die Mit-
glicdcr des Stadtrats und Bürgerausschusses. Auf den zwci
übrigen Festfchiffen „Deutschland" und „Stachelhaus und
Büchloh" hatten die Mitglieder der Deutschen Landwirtschafis-
gesellschaft Platz geuommen. Die Fahrt ging neckarabwärts
iu den Flotzhafen, Ivo ca, 70 reich bewimpelte, mit Tausenden
von Menschen besetzte Schiffe ankerten. Die Fürstlichkeiten
besticgen am Ausgaug des Flotzhafens den k'leinen Dampfer
„Falke", um auf ihm eine Rundfahrt durch den Jndustrie-
hafen zu unternehmen. Nach dieser Besichtigung begaben sich
die Fürstlichkeiten wieder auf das Festschiff „Mannheim VII",
worauf die Fahrt rheinaufwärts angetreten wurde. Bei dieser
Fahrt schlossen sich die im Flotzhafcn ankernden 70 Schiffe den
Festschiffen an, eine stolze, imposante Flotte, die sich aus den
grötzten und prächtigsten Rheindampfern zusammensetzte, cine
Huldigung der Rheinschisfahrt für den badischen Landes-
fürsten von ganz eigener, imposanter Art. Erst nach 9 Nhr
abends ankerten die Schiffe.

Die Deutsche L a n d w i r t s ch> a f t s g e s e l l s ch a f t
hielt Samstag Mittag ihre Hauptversammlung ab. Aus den
Verhairdlungen ist zu entnehmen, dah die Mitgliederzahl auf
18 524 gewachsen ist, gegen das Vorjahr eine Zunahme von
550. Das Jcchr 1901 schlotz mit einem Ueberschutz vou
243 000 M., sodatz die Reserve dcr Gesellschaft nunmehr auf
1 650 000 M. gestiegen sind. Beschlossen wurde, die nächst-
jährigen Ausstellungen in folgender Weise abzuhalten: 1903
in Hannover, 1904 in Danzig, 1905 in München. Herr
Landwirtschaftsinspektor Hecker-Radolfzekl hielt einen Bortrag
über Stand und Entwickelung der Landwirffchaft in Baden
und den Reichslandcn.

Am heutigen Sonntag flutete eine ungeheure Menschen-
menge nach Maunheim. Endlose Züge und Cxtrazüge rollten
in den Bahnhof ein, und eine wahre Völkerwanderung ergotz
sich nach der Landwirffchaftlichen Ausstellung, die heute eine
grotzc Einnahme erzielt haben dürfte. Die Grotzherzoglichen
Hcrrschaften besnchten vormittags den Gottesdienst in der
Trinitatiskirche. Nach der Rückkehr ins Schlotz empfing der
Grotzherzog die Vcrtretcr der vcrschjedencn Berufsstände,

ca. 40 Personen, während die Grotzhcrzogin das Tiakoniffen^
haus besuchte. Sodann fand im Schlotz vor der Grotzherzogin
im Bcisein der Damen des Frauenvereins, Abteilung Vol'ks-
küchc, die Vorführung eines ueuen Kocliapparates durch ein
Fräulcin Meyer aus Karlsruhe statt. Für 2 Nhr war eine
Hoftafel zu 108 Gedecken angesetzt, die zu Ehrcn der Mit-
glieder der Deutschen Landivirisclraftsgesellfchaft statffand.
Der Grotzherzog hielt bci dem Essen folgendc Ansprache:

„Verehrte Herren von der Deutschen Landwirtschaftsgesell-
schaftl Es ist mir cmgenehm, Sie auch hicr in diesen Rämnen
herzlich willkommen zu heihen uud Jhnen nochmals meine
ganze Freude darübcr auszusprechen, datz Sie dicses Land
und Mannhcim gewählt haben, um Jhre Tagung zu vollziehen,
Jhre Tagung und Ausstcllung. Die Letzrere har ja autzeror-
dentlich viel gezeigt und hat auch unsercm Lande grotzen Ge-
winn gebracht dadurch, datz wir in Äonkurrenz gerrcren sind,
und zu meiner grohen Freudc mit gutem Effolg. Jch danke
Jhnen aber auch sonst noch, meinc Herren, für Alles, was Sie
gethan haben, um die Aufgaben, die sie zu erfüllen wünschten,
in einer Weise zu lösen und zu förderu, die für die Zuknnft
nur vou grotzem Nutzen sein kann. Jch sprach Jhnen schon
bei der Eröffnung der Ausstellung selbst aus, mutz es heute
noch einmal wiederholen, datz es hochschätzenstvert, welcke An-
regungen vou der Deuffchen Landwirtschaftsgesellschafr aus-
gehen. Dicse Anregungcn werden gewiß die schönsten Folgen
haben und Jhnen selbst noch viel Genugthuung bereiteu. Diese
Anregungen werden hoffentlich dazu beitragen, auch Alles,
was der Gegensätze in der Welt ist, zu übcrwinden, denn sie
werden zeigcn, datz allenthalben die rechte Thätigkeit herffckt'
die rechte Liebe zur Sache, uNterstützt von einem Verein von
Männern, wie ich das Bergnügen habe, sie heute hier im
Hause zu bcgrützen. Bewahren Sie Fhrcm Aufenthalt hier
ein freundliches Andenkeu, mcine Herren, und lvie ich hoffe,
wird das Land dcn Vorzug geniehen, innerhalb der Jahre,
die vor uns liegen, Sie lviederum hier begrützen zu düffen.
Sollte es mir dann vergöunt seiu, Sie selbst begrützen zu
köunen, so würde es mir die grötzte Freudc bereiten. Jck
wünsche es dem Lande hauptsächlich, datz es ihm noch rectst
oft vergönnt sei, eine Ausstellung zu besitzen, wie sie hier vor-
handen ist, und auch, wie ich von Fhnen felbst gehört habe,
Sie alle sehr befriedigt. Jch wiederhole mcine Freude, Sie
hier willkommen heitzen zu könncu, und sage Jhnen, tvenn
wir uns auch nwrgen noch schen, Lebcwohl. Jch erhebe mein
Glas, um mit Jhiien.anzustoßen, und da die Mehrzahl der hiec
Anwcscnden der Landwirtschaftsgesellschaft angehört, kann ich
Sie nicht auffordsrn, eiu Hoch aufzubringen, aber meinen
freundschaftlichen Gruß."

Während der Hoftafel yatten im Schlotzhofe die Militär-
und Kriegervereine des Rhein-Ncckargan-Verbandes m.it ihren
Fahncn Aufstellung geuommen.'um dcm Grotzherzog ihre Hul-
digung darzubringen. Der Grotzherzog begab sich nach der
Hoftafel zu den alten Soldaten und schritt die Front der auf-
gestellten Vereine ab, sich troh des strömenden Regens mit
faft jedem der denkwürdigen Krieger unterhaltcnd, datz ca-
114 Stunden verstrichen, ehe er die ganze Front abgeschritten
hatte. Mit einem Vorbeimarsch der alten Soldaten war die
Huldigung beendet.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 9. Juni.

-s- Der Besuch der Großherzoglichcn Herrschaften. Dir
Ankunfr unseres Grotzherzogpaares effolgt hente Abend 8.5ö
Uhr. Die hohen Herffchasten üegeben sick) vom Bahnhof, uM
die Schlotzbeleuchtung mizusehen, direkt nach der Villa Land-
fried, Neuenheimer Landstratze.

** S. K. H. Prinz Ludwig von Bayern traf in der Nacht
vom 8. auf 9. ds. um 12.28 Uhr aus Mannheim hier ein un"
setzte um 12.47 Uhr die Reise nach Müucheu fort.

tz Todesfall. Wiederum hat der Tod eine bedeutendr
Lücke in den Kreis der Heidelberger Gelehrten gerissen. Der
Oberbibliothekar der hiesigen Universitütsbibliothek, ordentlichri
Honorarprofessor Geh. Hofrat Dr. Karl Z a n g e m e i st effl
ist am Sonntag Morgen im 65. Lebensjahre einem langwst-
rigen, schweren inneren Leidcn erlegen. Ein geborener Thü°°
ringer, bekleidete Zangemeister die Stellung an der hiefigeN
Universitätsbibliothek seit 1873. Iteben seiner beruflicheN
Thätigkeit als Bibliothekär war er anch wissenschaftlich leühaff
thätig. Er galt besonders als eincr der bedeutendsten Kenner
lateinischer Jnschriften. Seit der Einsetzung der Reichslimes^
kommifsion, deren Ilusgabe hauptsächlich die Herausgabe des
bedeutenden Reichslimeswerkes ist, war er deren Voffitzender-
Zangemeister war eng befrenn'det mit dem Nestor der deui-
schen Professoren, Mommsen, der ihn häufig hier besuchte um
den Verlust des jüngercn Frenndes schmerzlich empfinden wird-
Bor einigen Jahren erhielt Zangemeister einen Ruf nach BonU'
dem er ans Liebe zur Ruperto Carola aber nicht Folge leistetr-
Für den Nenüau eines Bibliothekgebäudes ift der Verblichcff
eifrig thätig gewesen; nach seinen Angaben sind die Plast^
des Ncubaues aygefertigt worden. Leider ist es ihm niän
vergönnt worden, in den Bau einziehen zn dürfen. Serü
Andenken wird hier in Ehren gehalten werden!

Vo. Zm Cirkus Lobe fand gestern Abend bei ausverkanftA
Hause die zweitletzte Vorstellung mit einem außerordentlich reiw^
haltigen Programm statt, welches vom Publikum daukbar aufg^
nommen wurde. Wegen der Schloßbeleuchtung ntmmt die heuti g.^
Abschiedsvorstellung schon um 7 Uhr ihren Anfang. sodaß
Befucher nach Schluß der Vorstellung noch der Schloßbeleuchturw
beiwohnen können.

A Auszeichmmg. Wiewirhören, ist derFirmaP.J.La»^
fried hier fnr ihre Bemühungen um die Hebung und VerbefferuA
des Tabakbaues von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft
großebronceneMedaille znerkannt worden. Die von geuannt^
Firma in Mannheim ausgestelltm Martellin-Tabak»
welche auf deren Veranlassung nnd für deren Rechnung in d/j,
Orten Seckenheim, Plankstadt und Reilingen nach den Vorschriftv
des Herrn Direktor Hammerschlag in Straßburg gebasi
wurdm, fanden allseitig sehr günstige Beurteilung. Es ist dnlw
die erzieltm Resultate bewiesen, daß selbst auf erzeugten Böde'
gute brauchbare Tabake, die nicht allein beffer brennen, sondei'
auch besser schmeckm und riechm als die gewöhnlichm Tabake ^
erzielen sind und es kann den Landwirten mir empfohlen werdA^
dem Qualitäts-Tabakbau größere Beachtung zu schenkm, da n>ft
Bemühimgen sicherlich von gutm finanziellen Erfolgen beloff
werdm- Wie wir hörm, werden in diesem Jahr für die Fir^
P. I. Landfried noch größere Anbauversuche in dm Orten
heim, Plankftadt, Reilingm, Seckenheim und Hockenheim gew.aA
und man sieht in Fachkreisen mit Spammng dem diesjähE'
Resultate mtgegm. ...x

* Stenographentag. Am Samstag und Sonntag war wv
drr 29. Verbandstag des südwestdeutschen Gabel .
berger Stenographenverbandes versammelt.
Verband ist im Vorjahre stark gewachsm. Jm ganzen gehören w.
jetzt 114 Vereine mit 3656 Mitgliedern an. Jn der von rt^
500 Personen besuchten Haupt'versammlung hielt LandtaS^
stenograph Teske-Karlsruhe den Feftvortrag. Die Vororts«"^
des Verbandes geht auf Pforzheim über, da der bisherige Vorjä
Mannheim die Wtederwahl ablehnte. Jm nächstm Jahre
der Verband in Landau tagen. — Dcn ausführlichen Ber>.
über dcn Stenographentag müssen wir großcn Stoffandrans^
wegm auf morgen zurückstellen; ebenso einige weitere BertK -
u. A. den über die Fahnenwethe des GesangvcreinS »Lieo
kranz" in Wieblingen. ^

ff- Max Klinger-Ausstellung. Jn hiesigem Privatbesi^.^
stndliche Radierungen von Max Klinger, n. A. die Cyklen
 
Annotationen