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W« Heidelbeere, Bebbachtee erscheint 8 mal wSchentlich und
Mbnarlich 2.40 «M. «ei P-ftdezug zuzüglich rs Pfg.

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ißoslschelllonlo: Heidelberger Beobachter, Sarlbrude 2l Lba


Nr. 9/2. Jahrgang

Dienstag, den 12. Zannar 1932

Freiverkauf 15 Pfg

Brünings Aktion gescheitert
Der Reichspräsident ist vom Volke und nicht vom Reichstag zu wählen!

Die Verhandlungen über die Frage der
Reichspräsidentenschaft wurden im Laufe
des gestrigen Tages zwischen allen beteilig-
ten Parteien abgeschlossen. Im Verlauf des
Montag fand noch eine anderthalbstündige
Besprechung zwischen dem Staatssekretär
Meißner und dem Führer der NSDAP,
stakt. Einzelheiten darüber sind nicht be-
kannt gegeben worden. Am gestrigen
Nachmittag um 4 Uhr, trafen sich zur letzten
Sitzung Hitler, Hugenberg und der Bundes-
führer des Stahlhelm Seldke. Von Seiten
der Parteileitung der NSDAP wurde nach
Beendigung dieser Besprechung mitgeteilt,
daß sie zu einem harmonischen Ende führten
und daß am heutigen Tag beide Parteien
getrennte, aber inhaltlich gleichlautende Er-
klärungen dem Reichskanzler übermitteln
werden. Die Veröffentlichung der Erklä-
rungen erfolgt auf amtlichem Wege.
Ohne den heutigen Verlautbarungen
unseres Führers vorgrelfen zu wollen, glau-
ben wir, daß die NSDAP eine Wieder-

wahl Hindenburgs durch den Reichstag aus
verfassungsrechtlichen Gründen ablehnen
und sich für eine Volkswahl entscheiden
wird. Ob den patentierten Verfassungs-
schützern dieser streng verfassungsrechtliche
Standpunkt unserer Bewegung paßt oder
nicht, kümmert uns wenig. Sie haben uns
oft genug des Verfassungsbruchs bezichtet,
während sie selber in ihrer Ausweglosigkeit
eben diese Verfassung, die ihr eigenes Werk
ist, mit Füßen traten. Unterstützt die NS-
DAP eine Kandidatur Hindenburgs, so ist
es nicht ausgeschlossen. Saß an diese Unter-
stützung gewisse politische Bedingungen ge-
knüpft werden.
Gescheitert!
Nach einer während der vergangenen
Nacht eingelaufenen TU-Meldung
führte die Unterredung zwischen Hugen-
berg und Hitler über den Vorschlag des

Reichskanzlers Dr. Brüning, eine Ver-
längerung der Amtszeit des Reichsprä
sidenten durch den Reichstag vornehmen
zu lassen, zu der gemeinsamen Ueberzeu-
gung, daß diese Maßnahme aus verfas-
sungsrechtlichen Bedenken abzulehnen
sei. Es wurde daher beschlossen, eine
gleichlautende Erklärung dem Reichs-
kanzler zu übermitteln. Der Vorschlag,
Hindenburg durch den Reichstag neu
wählen zu lassen, ist damit gescheitert.
Im Vordergrund der politischen Be-
sprechungen steht nunmehr die Frage,
ob es möglich ist, seine Wiederwahl
durch das Volk vornehmen zu lassen.
Von deutschnationaler Seite verlau-
tet hierzu, daß über die rechtmäßige
Präsidentenwahl noch nicht gesprochen
worden sei. Die Stellungnahme zu dieser
Frage werde von der weiteren poli-
tischen Entwicklung abhängen.
Der Wortlaut der Mitteilung an den
Reickskanzler ist zur Stunde noch nicht
bekannt.

SA-Mann Menzel von der Mordkommune erschosien

Itzehoe, 11. Ian. Wie die SA-Ober-
führung Nordmark mitteilk, wurden am
Sonntag 70 Mann SA in Rendsburg
von etwa 200 Kommunisten und Reichs-
bannerleuten überfallen. Ein 22 Jahre
alter SA-Mann namens Menzel wurde
getötet, vier SA-Leute schwer und 16
leicht verletzt.
Wiederum ist einer unserer braunen
Kämpfer dem roten Mordgesindel zum
Opfer gefallen. Wiederum senken sich un-
sere Slurmfahnen vor dem tokerstarrken
Antlitz eines Kameraden. Heiliger Zorn
erfüllt Millionen deutscher Schwestern und
Brüder über die Kette von Greueltaten ver-
tierter roter Mordbestien. Die Spur un-
seres Kampfes für Deutschlands Freiheit
ist mit Blut gezeichnet, das zum Himmel
nach Vergeltung ruft. Wir sind nicht ge-
willt, unsere Treuesten niederknallen zu las-
sen. Alles, was Wille und Kraft in uns
heißt, bäumt sich in dieser Stunde wieder
auf. Ein Rächer wird diesem roten Blut-
rausch erstehen müssen, wenn die verank-
wörtlichen Stellen nicht gewillt sind, dieses
Mordkreiben mit rücksichtsloser Brutalität



aus t/e/r o^FaurH/eu


zu unterdrücken. Unsere Geduld ist zu
Ende. Das Recht der Notwehr kann uns
niemand bestreiten. Zwei Opfer unserer
Bewegung schließen die wenigen Tage des
neuen Jahres schon ein. Sie werden nicht

vergessen sein. Auch dein Blut, SA-Mann
Menzel, ist uns heiliges Symbol. An Dei-
ner Bahre schwören wir: Ueber Gräber
vorwärts zum Sieg!
Gesamtergebnis in Lippe
Gesamtzahl der in Lippe abgegebenen
Stimmen einschließlich der kreisfreien
Städte:
In Klammern letzte Reichstagswahlen.
Sozialdemokraten 25 396 (30142),
Deutschnationale 8 616 (7 263), Bürger!.
Liste 13 237 (0), Zentrum 2 282 (2 648),

Die Weltpresse ist aufgescheucht wie ein !
Hühnervolk und gackert in allen nur denk-
baren Tonarten wegen der Erklärung Brü-
nings, daß Deutschland weder jetzt noch in
Zukunft Reparationen zahlen könne, wenn
das wirtschaftliche Leben der Welt wieder
belebt werden solle. Der deutsche Reichs-
kanzler hat diese nüchterne Tatsache der
Welt verkündet nicht ohne innere Zusam-
menhänge mit den lebendigen politisch. Kräfte
des neuen Deutschland. Diese Auffassung
kommt sowohl in den ausländischen als
auch den inländischen Pressestimmen zum
Ausdruck. Sagen wir es rund heraus: 3m
Schatten Hitlers stehen die Worte Brü-
nings. Schon über 10 Jahre hämmern
mir Nationalsozialisten diese Lebensfor-
derung in die Herzen und Hirne unserer
deutschen Volksgenossen. Gewaltig war
unsere Aufklärungsarbeit in den Reihen
unserer Erpresser. Das offizielle Deutschland
hat sich lange 3ahre unseren Mahnungen

Evang. Volksdienst 3 259 (5 023), Ratio-
nalsozialifken 28 442 (20 510), Kommu-
nisten 9 570 (5 867).
Bersammlungsverbot
in Rendsburg
Rendsburg, 11. Ian. Aus Anlaß der
schweren politischen Zusammenstöße vom
Sonntag hat die Polizeiverwaltung alle
öffentlichen politischen Versammlungen,
sowie alle Versammlungen und Aufzüge
unter freiem Himmel in Rendsburg bis
einschließlich 24. Januar verboten.

und Hinweisen auf den Irrsinn der Tribut-
zahlungen verschlossen. Jetzt, da das Maß
des Erträglichen unser Volk zu Boden ge-
drückt hak, da dieses Volk sich innerlich
und auch äußerlich aufbäumt gegen die For-
derungen böswilliger Erpresser, jetzt, wo die
junge Generation steifnackig und stark ihr
Haupt erhebt, jetzt erst fanden sich die Ver-
antwortlichen bereit, den Schritt zu tun,
der schon vor Jahren hätte getan werden
müssen. Viel Leid und Not, viel Elend
und Tränen wären unserem gequälten Volk
erspart geblieben, wenn sich Deutschlands
Regierungen schon früher bereit gefunden
hätten, ein bis hierher und nicht weiter in
die Welt zu rufen. Mas hätte uns das
Echo gegenüber dem einzigen Schrei der
Not aus den Millionen Mündern unserer
Arbeitslosen kümmern dürfen. Heute er-
hebt die Presse unserer ehemaligen Gegner
dasselbe Wutgeheul, wie sie es vor Jahren
getan haben würde. Heute schäumt sie ge-

Warum erst jetzt?
Das Echo der Tributverweigerung Deutschlands

nau so auf, wie sie vor Jahren aufgeschäumt
hätte. Schreibt doch das französische Blatt
der „Temps":
Wie man Las Problem auch betrachten
will, wie die Deutschen es aufziehen, man
kommt an dem Schluß nicht vorbei, daß
die Unterdrückung der Reparationen eine
brutale Vergewaltigung des Voungplans
ist und dementsprechend ein Akt bösen
Willens.
Deutschland wolle die internationale
Ordnung durchbrechen, jedes Vertrauen
töten und sich in die Rolle eines poli-
tischen Partners begeben, für den inter-
nationale Verträge nur einen Fetzen
Papier bedeuten."
Und Perkinax bezeichnet den deutschen
Schritt als eine der traurigsten Folgen der
Rheinlandräumung. Schon droht Frank-
reich am 25. Januar nicht nach Lausanne
zu gehen, wenn Deutschland auf dem Be-
schluß, nicht mehr zu zahlen, beharre.
Gemäßigter sind die Stimmen von
überm Kanal. Wenn auch dort eine beute-
gierige Presse in den Tenor der „grande
Nation" verfällt, so übertönen doch die
Stimmen der Vernunft die sittlichen und
berechtigten Forderungen unseres Volkes.
Die italienische Oeffentlichkeit erinnert an
die Rede Mussolinis in Neapel, in der er
fragte, ob wirklich 60 Jahre vergehen müß-
ten, bis man den Schlußstrich unter die Be-
rechnung von Soll und Haben sehen werde,
die aufgegangen sei in dem Blut von zehn
Millionen junger Menschen, die die Sonne
nie mehr sehen würden. Man erinnert
weiter an den Satz Mussolinis: Wie viel
Zeit wird noch vergehen müssen, bis die
Ueberzeugung sich durchsetzt, daß dem Welt-
wirtschaftssystem irgend etwas in Unord-
nung sein muß.
Der Stein ist im Rollen. Er darf
nicht eher aufgehalten werden, als bis er durch
seine Kraft alle Hindernisse auf dem großen
deutschen Leidensweg erdrückt hat. Wir
Nationalsozialisten werden darüber eifrig
wachen.
Amerika sagt...
Der gordische Knoten zer-
schlagen mit Hilfe der NS.
Rewyork, 11. 3an. Die „Tribüne"
sagt in ihrem Leitartikel unter der Ueber-
schrift „Der Knoten zerschlagen" zur Brü-
ning-Erklärung,
-ie Hillerbewegnng sei so angewachsen,
daß es für jede deutsche Regierung eine
Narrheit gewesen wäre, in Lausanne
den europäischen Staatsmännern gegen-
überzukrelen, ohne sich vorher Hitlers
Unterstützung gesichert zu haben.
Das Blatt wendet sich gegen die Be-
hauptung des französischen Finanzministers,
daß der Schritt Brünings das Vertrauen
zerstöre und die Depression verhüte. Die
amerikanischen Banken und das Schatzamt
hätten längst mit einem ähnlichen Schritt
gerechnet. Die amerikanische Ansicht unter-
stütze allerdings nicht die deutsche Annahme,
daß der Schritt Brünings das Reparations-
ende bedeute.
 
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